Kulturhauptstadt: Hängt sich Roth an Nürnberg dran?

18.6.2020, 06:00 Uhr
Kulturhauptstadt: Hängt sich Roth an Nürnberg dran?

© Foto: Christoph Raithel

Durch diese Bewerbung bietet sich die Chance, dass sich die Metropolregion Nürnberg – gemeinsam mit der Stadt Nürnberg – als weltoffene und innovative Region präsentiert. Ziel sei, die Region durch zukunftsweisende Kooperationsprojekte nachhaltig voranzubringen, erklärte Melanie Hanker von der Stadtverwaltung überzeugt.

Im Fall einer Titelvergabe werde die Region für die nächsten Jahre im Fokus der internationalen Kulturöffentlichkeit stehen. Die regionalen Partner erhielten dann internationale Medienöffentlichkeit und würden von einem Zuwachs im Bereich Kulturtourismus sowie von einer nachhaltigen Internationalisierung und Entwicklung des Kultursektors profitieren.

Die Stadt Roth hat im vergangenen Sommer mit einer ersten Absichtserklärung bereits Interesse an einer Beteiligung bekundet, worüber der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung unterrichtet worden war. In der gesamten Metropolregion hätten sich in der ersten Phase des Projektes bereits 40 Gebietskörperschaften der Bewerbung angeschlossen. Der nächste Schritt sei die Abgabe einer zweiten Absichtserklärung. Diese bekräftigt das Interesse der regionalen Gebietskörperschaft, sich im Fall des Titelzuschlags am "N2025-Programm" zu beteiligen und gibt verbindlich das finanzielle Volumen der Projekte an, die vor Ort stattfinden sollen. Ein Besuch der entsprechenden Jury ist bereits für Oktober geplant. Die Entscheidung über die Titelvergabe wird kurz darauf fallen.

"Um gemeinsam ein international wettbewerbsfähiges Kulturprogramm auf die Beine stellen zu können, wird mit einem Richtwert von einem Euro pro Einwohner für jedes Jahr der Vorbereitungs- und Durchführungsphase kalkuliert", so Hanker.

 

"Kickback"-Modell

 

Dabei greife das "Kickback"-Modell: Partnerkommunen und Landkreise der Region beteiligen sich ausschließlich an operativen Programmkosten, die bei ihnen vor Ort anfallen würden. Alle von den einzelnen Gebietskörperschaften aufgebrachten Mittel werden mindestens in dieser Höhe auch für gemeinsame oder dezentrale Projekte in den jeweiligen Gebietskörperschaften eingesetzt. "Das Geld wird also zu 100 Prozent zurück zur die Stadt Roth fließen. Aus unserer Sicht eine wichtige Investition für die Zukunft", prognostizierte Hanke.

Allerdings verzichte die Stadtverwaltung auf die Einreichung eines eigenen Projekts, aufgrund fehlender personeller Kapazitäten und hoher Ansprüche im Hinblick auf die zu erfüllenden Kriterien.

Der Bewerbungsprozess stützt sich auf sechs Themen, die den roten Faden für die Planung von Projekten darstellen: Spiel(en), Menschlichkeit, Menschenrechte und Erinnerungskultur, Kulturerbe und Digitalisierung, Kulturtourismus, Handwerk, Industriekultur und Zukunft der Arbeit, Teilhabe und Diversität. "Zu diesen Themen wurden in entsprechenden Arbeitsgruppen bereits Projekte erstellt, welche die DNA der Stadt Roth wiederspiegeln." Mit dem geschichtlichen Hintergrund zur leonischen Industrie und dem Handwerk seien beispielsweise ideale Anknüpfungspunkte geboten.

Im finalen "Bewerbungsbuch" fließen mindestens zwei Projekte zum Thema Industriekultur ein, in die sowohl das Fabrikmuseum als auch das Museum Schloss Ratibor perfekt eingebunden werden können. Auch im Bereich "Kulturerbe und Digitalisierung" sind Projekte vorgesehen, die der Stadtkultur die Chance auf eine technologische Weiterentwicklung bieten, die Museen zukunftsfähig machen und den Bürgerinnen und Bürgern Europas den Zugang zum kulturellen Erbe der Metropolregion erleichtern.

Bürgermeister Ralph Edelhäußer zeigte sich überzeugt: "Roth kann dadurch frischer aufgestellt werden als bisher. Wir kaufen uns Kompetenzen ein und müssen nicht alles selber machen." Zuspruch signalisierte auch Petra Hoefer (SPD): "Eine spannende Sache, einmal über den Tellerrand zu blicken." Daniel Matulla (CSU) sehe im Beschluss eine gute Chance, noch besser mit der Metropolregion zu verschmelzen. Lediglich Wolfgang Treitz (Freie Wähler) legte ein klares Veto ein: "Das ist ein Haufen Geld. Ich sehe darin keinen Effekt und werde auch im Stadtrat dagegen stimmen."

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