Kunstradfahrerin Slupina: "Alles aus mir herausgeholt"

27.10.2019, 19:44 Uhr
Kunstradfahrerin Slupina:

© Wilfried Schwarz

Es war ein höchst spannender Wettkampftag, in der Halle, die den Elite-Kunstradfahrern wohlbekannt ist. Der Boden ist vergleichsweise schwergängig und weist die ein oder andere Unebenheit auf. Bedingungen, auf die sich jedoch alle einstellen mussten. Ob es daran lag, dass am ersten Wettkampftag alle durch die Bank unter ihren Bestleistungen blieben oder daran, dass die Deutsche in dem Ruf steht, sowieso immer "ihre eigenen Gesetze" zu haben. Schon in der Vorrunde des Frauen-Wettkampfes zeichnete sich ab, dass der Kampf um den deutschen Meistertitel Überraschungen mit sich bringen könnte.

Milena Slupina war mit gemischten Gefühlen nach Moers gefahren. Einerseits war die Trainingsvorbereitung nicht so gelaufen wie geplant, weil die Erkältung, die sie schon vor der dritten Masters gehandicapt hatte, sich länger hinzog als gedacht. Andererseits stärkten die positiven Erinnerungen an den Titelgewinn an gleicher Stelle drei Jahre zuvor das Selbstbewusstsein.

Körperlich nicht ganz auf Toplevel und wegen des Bodens reduzierte die Rotherin ihre Ausgangspunktzahl um eine halbe Lenkerstanddrehung und ging mit 197,5 Punkten als letzte Starterin der Vorrunde auf die Fläche. Davor hatte Mitfavoritin Viola Brand (RSV Unterweissach) ihre Kür nicht fehlerfrei zeigen können und war hinter Maren Haase (RV Blitz Hoffnungsthal) gefallen, die zuvor mit einer sehr gut gelungenen Kür in Führung gegangen war. Ohne Probleme absolvierte Slupina die erste Programmhälfte mit den zwei Handständen. Etwa in der Mitte des Programms verlor sie bei einer Drehung die Kontrolle, musste vom Rad, machte dann aber gut weiter.

"Am Ende ging mir zunächst etwas die Kraft und als Folge die Zeit aus, was mich einige Punkte gekostet hat." Mit 178,34 Punkten erreichte sie jedoch das erste Tagesziel, sich für das Finale zu qualifizieren, mit Platz zwei hinter Maren Haase sicher.

Dann hieß es, eine lange Wartezeit bis zum Finalstart gegen 21 Uhr zu überbrücken: "Ein Nachmittagsschläfchen hat da sehr gutgetan." Deutlich erholt ging sie am Abend mit dem gleichen Programm an den Start. Dieses Mal hatte Maren Haase gepatzt und es galt, die von Viola Brand vorgelegten 183 Punkte zu schlagen. "Das Gefühl beim Fahren war etwas besser als in der Vorrunde, und ich hatte mich darauf eingestellt, alle verfügbare Kraft für diese Kür zu brauchen." Die Kommissäre schauten sehr genau hin und würden jeden Wackler bewerten. Wieder gelang der Einstieg ins Programm sehr gut. Nach etwa drei Minuten musste Slupina "wirklich kämpfen" und "alles aus mir herausholen". Ohne größere Fehler beendete sie das Programm und konnte sich schon während der letzten Übung freuen. Auf der Anzeigetafel standen 186,9 Punkte, die schnell bestätigt wurden. Damit holte sie ihren dritten deutschen Meistertitel in der Eliteklasse vor Viola Brand und der Überraschungs-Dritten Lara Füller (RKV Poppenweiler). Erleichterung und Freude waren riesengroß. Bei der letzten Siegerehrung des Tages flossen Tränen, als stellvertretend auch für alle anderen Deutschen Meister die Nationalhymne gespielt wurde.

Vorrunden-Siegerin Maren Haase blieb enttäuscht ohne Medaille, setzte aber ein sehr sympathisches Zeichen, indem sie die alte und neue Deutsche Meisterin Milena Slupina nach der Siegerehrung zum Jubeln auf ihren Schultern durch die Halle trug.

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