Landrat Eckstein im Interview: Vermeidet Kontakte!

14.1.2021, 20:48 Uhr
Landrat Eckstein im Interview: Vermeidet Kontakte!

© Foto: Salvatore Giurdanella

Herr Landrat, in Leserbriefen ist schon viel von Unwilligkeit und Verdruss über die Corona-Regeln die Rede. Auch Sie selbst haben den Sinn der 15-Kilometer-Regel bereits thematisiert. Wie geht‘s Ihnen damit, dass immer neue Verbote ausgesprochen werden?

Manche Vorschriften waren eher kontraproduktiv. Wenn eine Familie in einer Wohnung eng aufeinanderhockt mit Homeoffice und Homeschooling, dann sollen die Kinder doch raus dürfen an die frische Luft.


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Also doch zum Schlittenhang?

Sie müssen ja nicht ausgerechnet dort Schlitten fahren, wo alle fahren. Es kann doch auch mal ein kleinerer Schlittenhang sein. Verbote müssen praktikabel und kontrollierbar sein, Akzeptanz ist das A und O. Die jüngsten Regelungen halte ich für ein Zeichen der Hilflosigkeit, weil man sehr erschrocken ist über die hohen Corona-Zahlen.

Aber statt immer neuer Verbote wäre das dringende Appellieren an die Bürger wichtig: Bitte vermeidet Kontakte! Was ist jetzt wirklich wichtig? Lassen Sie Überflüssiges jetzt weg!

Aber wie lassen sich die Menschen dazu motivieren?

Ein Mann hat mir erzählt, dass er eigentlich gar nicht 15 Kilometer weit fahren will, aber dass er es nicht darf, ärgert ihn sehr. Es wäre doch wirkungslos, wenn ich den Rothsee zusperre, obwohl es dort keinen Hotspot gibt.

Schnelle Hilfe wäre nötig 

Deshalb ist wichtig: Die Regeln müssen begründet werden. Die FFP2-Maskenpflicht etwa kann man gut begründen. Aber die Unterstützung für die, die sich die Masken nicht leisten können, soll gleich kommen und nicht erst auf Druck verspätet. Und eine Stetigkeit wäre wichtig – statt der Schnellschüsse. Auch die Bilder von den Intensivstationen wirken nur kurzzeitig. Es ist wie bei einem Unfall: Wer daran vorbeikommt, ist betroffen und fährt kurzzeitig langsamer.

Welcher Appell hilft also?

Jede, jeder Einzelne kann und soll mit Rücksichtnahme und genauem Überlegen dazu beitragen. Der "triftige Grund" bietet dafür eine gute Orientierung. Auch die zusätzlichen Besuche in den Alten- und Pflegeheime an Weihnachten haben sicher für mehr Fälle gesorgt. Und die Bewohner sind es ja nicht, die das Virus reintragen. Als Beispiel dienen mir unsere neuesten Zahlen von gestern. Die besagen, dass von 84 neuen Fällen 56 unter Bewohnern oder Mitarbeitern von Heimen aufgetreten sind.

Hätte man also die Weihnachtsbesuche in den Heimen verbieten sollen?

Nein, aber wir müssen eben alle Rücksicht nehmen. Besuche vermeiden Kollateralschäden, sind wichtig, bergen aber auch ein Risiko. Dabei betone ich immer wieder: Es ist Wahnsinn, was die Mitarbeiter*innen dort leisten, dauernd mit Masken und Schutzanzügen arbeiten, nebenbei aber noch Familie haben, vielleicht Kinder im Homeschooling...

Deshalb sind die Impfungen in den Heimen so wichtig. Bisher haben wir elf Heime mit der ersten Impfrunde durch, vier stehen noch aus.

Eine Impfpflicht für die Pflegenden?

Davon halte ich gar nichts. Ich freue mich, dass sich viele in Klinik und Pflegeheimen impfen lassen, denn sie sind die, die für unsere Versorgung wichtig sind und gesund bleiben müssen. Aber es soll freiwillig bleiben.

Wie geht es voran mit den Impfungen?

Das hängt natürlich vom Impfstoff ab. Zugesagt ist, dass wir am 15. Januar 100 Dosen und am 19. Januar 695 Dosen bekommen. Aber ein Teil davon geht schon für die Zweitimpfungen drauf. Ich beteilige mich jedenfalls nicht an dem Wettbewerb, wer wann am schnellsten einen Impftermin bekommt. Den Brief schicke ich erst los, wenn ich weiß, dass es läuft. Und unser Impfzentrum in Roth macht erst dann auf, wenn klar ist, dass genug Impfstoff vorhanden ist.

Impfen in Greding, Rohr und Spalt

Impfzentrum stimmt außerdem so gar nicht. Denn wir arbeiten daran, dezentral Standorte für Impftermine anzubieten.

Wo?

In Greding, in Rohr und Spalt. Wir sind im Gespräch mit den drei Kommunen, damit man nicht durch den ganzen Landkreis fahren muss.

Werden in den drei Orten dann auch leer stehende Hallen für Impfungen genutzt?

Wo die mobilen Impfteams arbeiten, das wird gerade besprochen – aber nicht in Fabrikhallen. Schwierig ist aber noch, dass der Wirkstoff von Moderna nicht mobil verimpft werden kann. Jedenfalls sollen dort zuerst die drankommen, die am wenigsten mobil sind.

Wann werden Sie geimpft?

Da halte ich es mit Angela Merkel. Wir sind beide in der Gruppe Ü-60. Wenn meine Altersgruppe dran ist, stelle ich mich in die Reihe.

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