Lieber im Graben als im Keller feiern?

27.6.2016, 18:05 Uhr
Lieber im Graben als im Keller feiern?

© Foto: Jürgen Leykamm

Mit dem Sonnwendfeuer am Vorabend hatte man jedoch so seine Schwierigkeiten. Doch die Flammen gewannen letztendlich die Oberhand über das nasse Element. Die Feiergemeinde ließ es sich im benachbarten Gasthaus „Bayerischer Hof“ gut gehen.

Am Sonntag traf man sich dann zur Mittagsstunde am Friedhof zur Andacht mit Festprediger Michael Wohner. Der gebürtige Schwabacher arbeitet derzeit als Seelsorger der Pfarreien Treuchtlingen und Möhren, wird aber ab August als neuer Regens das Eichstätter Priesterseminar leiten. Wohner erinnerte in seinen Worten an die besondere Bedeutung des Johanni-Festes als Stadtfeiertag in Spalt.

Alle fünf Jahre nämlich gedenkt man hier mit dem Heimatfestspiel „Nürnberger Reis“ der Befreiung aus Feindeshand im 15. Jahrhundert. In den festspiellosen Jahren erinnert daran die Votivprozession um den Johannistag. Große Verdienste bei der Befreiung werden dem damaligen Bürgermeister Hans Gruber zugeschrieben, was den angestammten Zielort nach der Prozession in der gleichnamigen Kellergaststätte erklärt.

Glaube gibt Sinn

In seinen Ausführungen warf Wohner eine Kernfrage der heutigen Zeit auf. Hilft es wirklich, sich angesichts der Angst vor Zukunft, Krankheit und Tod sowie der Sorge um Familie oder Arbeitsplatz zu Gott zu flüchten? Als Antwortende ließ der Geistliche den Publizisten Bernhard Meuser und gleich zwei Päpste die Frage bejahen. „Sie können sich mit Ihrer Vergangenheit versöhnen. Sie werden dankbar. Sie können ohne Angst in die Zukunft blicken. Sie finden Ruhe in Ihrer Seele. Sie werden immun gegen Verzweiflung. Sie werden zu einem Halt für Ihre Kinder oder Ihren Partner. Sie können nach oben schauen und wissen jemand über sich, der Sie liebt. Ihre Lebens- und Zukunftsangst nimmt ab. Sie erhalten Kraft für schwierige Aufgaben. Sie können seelische Wunden gut verarbeiten und mit Leid besser umgehen. Sie sind Teil eines weltweiten Netzwerkes – wo Sie hinkommen, begrüßt man Sie als einen von uns.“

„Durch den Glauben bekommt das ganze Leben einen Sinn, einen neuen Geschmack, einen Kompass, der die Richtung anzeigt“ — so Papst Franziskus. Und Amtsvorgänger Benedikt: „Erst wo Gott gesehen wird, beginnt das Leben richtig! Wer Christus in sein Leben einlässt, dem geht nichts, gar nichts verloren von dem, was das Leben frei, schön und groß macht.“

Nach den Worten der drei Kronzeugen des Glaubens startete die Festgemeinde mitsamt den Fahnenabordnungen in Richtung Stadtgraben. Vorneweg die Stadtkapelle, die heuer ihr 45-jähriges Bestehen feiern darf. Seit ihrer Gründung ist sie fester Bestandteil der Traditionsveranstaltung.

In der St. Emmeramskirche angekommen, beendete ein „Großer Gott wir loben dich“ die geistliche Feierstunde. Einem Weiterfeiern im Stadtgraben stand nichts mehr im Weg. „Schauen wir doch mal, wie es hier funktioniert“, so der Heimatvereinsvorsitzende Hans Rosenbauer.

Die Sanierungsarbeiten am Hans-Gruber-Keller könnten es vielleicht auch mit sich bringen, dass das Johanni-Fest längerfristig an den Stadtgraben umziehen muss. Doch das ist noch ungewiss. „Lieber haben wir zwei Möglichkeiten als gar keine“, so der Vorsitzende pragmatisch. Bevor er hinzufügte: „Wir bleiben auch gerne hier unten“. Währenddessen gab es Marsch- und Swingklänge von der Stadtkapelle zu hören, die sich mit dem neuen Standort ebenso schon bestens angefreundet hatte.

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