Liebevolle Ohrfeigen: Das Starkbierfest in Thalmässing

19.3.2017, 14:42 Uhr
Liebevolle Ohrfeigen: Das Starkbierfest in Thalmässing

© Foto: Jürgen Leykamm

Er hat es nicht verlernt: Auch wenn Michael Rasche als ehemaliger katholischer Pfarrer Thalmässings dort sein geistliches Amt zugunsten der Liebe zu einer Frau an den Nagel hängte und nun mit ihr in Dortmund verheiratet ist – als "Bruder Barnabas" weiß er in der Thalachgemeinde immer noch zu glänzen. Das Rednerpult beim Starkbieranstich "ist ja auch die einzige Kanzel, die mir geblieben ist", nennt er selbst den Grund.

Trotzdem sucht er einen Nachfolger, wie er es gleich eingangs seiner Fastenrede sagt. Bevor er ordentlich auf den Putz haut, sich den Kapell- und Bürgermeister Georg Küttinger vornimmt und ihn als "Georg I." bezeichnet. Auch an die eigene Brust klopft sich Rasche. Ihm sei das widerfahren, was "anscheinend mit jedem katholischen Pfarrer passiert, der in Thalmässing wohnt: Er geht von der Fahne und heiratet." Die betroffenen Frauen seien dabei stets Auswärtige, was den einheimischen Dame zu denken geben sollte, so Rasche. Das weibliche Publikum erholt sich schnell von dieser liebevollen Ohrfeige.

Die Musiker der "Keschers" und ihre Bollerwagen-Touren bekommen von Rasche genauso Humorböller verpasst wie die örtliche Blaskapelle, ungeachtet dessen, dass sie auch das Bockbierfest selbst musikalisch umrahmt. Sie habe "ihr 500-jähriges Jubiläum" im Rahmen des Marktplatzfestes feiern wollen, doch das wurde dann aus Angst vor ihr kurzerhand abgesagt, so Bruder Barnabas. Glücklicherweise habe sich mit dem neuen Feuerwehrhaus dann doch noch der passende Feierort gefunden.

Auf das Gebäude weiß sich der Prediger auch trefflich einzuschießen. Der "BER Flughafen Thalmässings" werde ja bald "wieder einmal eingeweiht." Rasche erinnert an die Panne bei der Grundsteinlegung, als man glatt die Urkunde vergaß. Und marschiert genüsslich durch die Folgeereignisse bis hin zur Verkleinerung der Essensdurchreiche, durch die nur noch die Bratwürste passen, "beim Schäuferle wird es schon eng."

Neben dem Kernort gerät auch so mancher Ortsteil ins Visier, wie etwa Ruppmannsburg, deren Floriansjünger die Prüfungen des Leistungsabzeichens nicht schafften, was an den Knoten lag: "Wenn Ihr auf Eurem Berg Matrosenübungen macht, dürft Ihr Euch nicht wundern, wenn das nicht funktioniert!"

Am Ende wird Rasche dann sogar zumindest halbernst und lässt sich aus anderer Warte über das Marktplatzfest aus. Scheidungsgerüchte zwischen Vereinen und Wirten habe es ja schon des Längeren gegeben. "Es waren Szenen einer Ehe – da kann ich jetzt ja mitreden." Als "Bruder Barnabas" sei es aber auch an ihm, auf Dinge hinzuweisen, die nicht gut laufen. Wie eben das Ende des Festes des ganzen Ortes schlechthin.

Das bringt spontanen Beifall, in den sich die Abschiedsreime des Ex-Pfarrers und dessen Hoffnung auf einen Nachfolger als Fastenprediger mischen. "Ich hoffe, Ihr findet einen guten Mann, der wie ich gut lästern kann. Vielleicht auch eine weibliche Bavaria. Vielleicht sagt hier wer: Des kann i a!" , so Rasche.

Hierzulande "beginnt schon die Kerwa-Saison", sagt nach der Predigt Thomas Kummerer, der nicht nur bei der Blaskapelle auf die Basstrommel haut, sondern auch das Bockbierfest organisiert.Auf die Kirchweihen lässt er dort mit zwei "massgeschneiderten" Disziplinen einstimme: Maßkrugstemmen und das Wüstenschnaps trinken. Ein halbes Dutzend Teilnehmer macht mit. Im Finale kommt es zum Duell von Thomas Körner mit Benedikt Hauke, der sich nur ganz knapp geschlagen geben muss.

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