Melodien der Meere: Der Thalmässinger Seemannschor feiert Jubiläum

21.10.2014, 17:44 Uhr
Melodien der Meere: Der Thalmässinger Seemannschor feiert Jubiläum

© Foto: Jürgen Leykamm

Bei den „Melodien der Meere“ — so das Motto des Abends — gab es für die Gäste dabei recht bald Gelegenheit, kräftig mit einzustimmen. „Seemann, lass das Träumen!“ erklang es schon in den ersten Minuten. Für Kurzweil sorgten indes nicht nur die Lieder selbst, sondern auch die Moderation von Ernst Schuster. Der Beauftragte für Fischerei und Wasserwirtschaft des Bezirks Mittelfranken hat bei dem Ensemble eine sehr schwere Aufgabe als Notenwart zu bewältigen. So allzu groß ist die Bürde aber denn doch nicht, singen die 28 Herren doch das gesamte Repertoire aus über 70 Liedern auswendig.

Anker und Steuerrad

Nur einmal musste Schuster am Geburtstagskonzert „Notenblätter“ in Form von Schnäpsen verteilen. So sang sich eine Hymne wie „Rolling home“ natürlich gleich viel besser. Als Moderator stellte er auch recht brisante Vermutungen an. Als die singenden Seebären etwa in einem Stück musikalisch behaupteten, dass in Hamburg die Herzensdamen auf sie warten, überlegte er, ob dies der Grund dafür sein könnte, dass so manches Mitglied beim Besuch der Hafenstadt kein Hotelzimmer benötigt.

Auch die tolle und seetüchtige Dekoration der Turnhalle trug ihren Teil zum Gelingen des Abends bei: Anker, Modellschiffe, Steuerräder und Rettungsreifen waren da unter anderem zu sehen. Auch eine Möwe erhob sich über die Köpfe der Sänger. Genauer gesagt über den Kopf von Chorleiter Reinhold Grimm. „Pass auf, dass sie nichts ablässt“, bekam er da fürsorglich vom Kapitän zu hören, dem Vorsitzenden Lothar Heymanns, der sich am Abend nicht nur durch witzige Einwürfe hervortat, sondern auch durch so manche solistische Einlage – vor allem dann, wenn plattdeutscher Dialekt gefragt war.

In den Liedern selbst wurde das Fernweh besungen, welches das Abendrot mitbringt, und der Schiffsführer, der auffordert, nicht am Glück vorbeizufahren. Dazu wiegten sich die Sänger wie die Wellen selbst im Rhythmus, gaben sich die verschiedenen Solisten das Mikro in die Hand und bewegten sich die Lippen so manches Besucher im Publikum leise und auch mal laut mit.

Musikalisch abgerundet wurde der Auftritt mit Gitarre und gleich zwei Akkordeons. Für beeindruckende Akzente sorgte auch ein geschliffenes Mundharmonikaspiel. Oft beendete eine Schiffsglocke lautstark ein Lied. Den Hamburger „Veermaster“, das Segelschulschiff Gorch Fock und so manche Windjammer ließ der Chor in der Turnhalle aufkreuzen.

Für die rechte Steuerung sorgte dabei der Chorleiter, der vor gut zehn Jahren den Dirigentenstab übernommen hatte. Damals sei Reinhold Grimm ins kalte Wasser geworfen worden, gestand der Kapitän Lothar Heymanns. Nun aber habe sich der Taktgeber nicht nur freigeschwommen, sondern sei zum Bademeister avanciert. Der Dank des Vorsitzenden galt zugleich Grimms Frau Maria, ihres Zeichens die Vereinswirtin des Chors. Und in Richtung ihres Mannes konstatierte Heymanns: „Was nützt uns ein Karajan, wenn wir nichts trinken dürfen? Du bist der Beste, weil Du zu uns passt!“ Als exklusives Geschenk gab es gar einen Gutschein für eine „Rotlichtmassage auf der Reeperbahn“!

Vorher aber galt es noch, das Konzert zu Ende zu bestreiten. Unter anderem mit einem echten Welthit: „Sloop John B.“ Von jenem Stück gäbe es etwa 200 Versionen, wie Schuster betonte. „Die drei bekanntesten sind von den Beach Boys, Tom Jones und dem Seemannschor Thalmässing“, behauptete der Moderator.

Dann wurde es richtig martialisch. „Mädchen und Rum bringen uns um!“ beklagten die Sänger auf der Bühne. Doch sie zeigten auch den Königsweg auf, wie diesem bitteren Schicksal entgangen werden kann. Und zwar anhand von Seemann Jacky, der sich Jahrzehnte um die Hochzeit drückte: „Sie ließ die Hochzeit richten, doch er ließ die Anker lichten“ heißt es im dazugehörigen Lied. Das Blatt wendete sich, als seine Angebetete sich ein Herz fasste und selbst mit an Bord ging.

Stehende Ovationen

Richtig andächtig wurde es dann im Saal, als die Sänger „La Paloma“ anstimmten – mit Georg Schüller und dem Kapitän als Solistenduo, zweifellos ein Glanzlicht des Abends. Ein Walzerpotpourri lud zum Schunkeln ein und dazu, sich vorzustellen, wie es nun an der Reeperbahn nachts um halb eins bei besagter Rotlichtmassage so wäre. Auch „Aloha Oe“ durfte natürlich nicht fehlen. Am Ende gab es gar stehende Ovationen.

Zum Feiern des Erfolgs können die Seebären nun in die nächste Hafenbar gehen. Dank einer hierfür zweckgebundenen Geldspende, die Bürgermeister Georg Küttinger beim Konzert überreichte. Der Rathauschef war selbst vor kurzem in Hamburg. So könne er nun etwas von dem Gefühl für Wind und Wellen nachspüren, das der Seemannschor am Abend in der Turnhalle auf wunderbare Weise vermittelte.

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