"Mutes Flügel": Kunstwerk vor Hilpoltsteiner Residenz enthüllt

16.7.2019, 06:15 Uhr
Soll ein Ort zum Innehalten sein und eine „Verflügelung von Mut“ darstellen: Das neue Kunstwerk auf dem Platz vor der Residenz in Hilpoltstein.

© Foto: Manfred Klier Soll ein Ort zum Innehalten sein und eine „Verflügelung von Mut“ darstellen: Das neue Kunstwerk auf dem Platz vor der Residenz in Hilpoltstein.

"Mutes Flügel" heißt das Kunstwerk, das am Sonntagnachmittag auf dem Platz vor der Hilpoltsteiner Residenz enthüllt wurde. Diese interaktive Großplastik von Robert Kessler war beim bayernweit ausgeschriebenen Wettbewerb unter vier Finalisten ausgewählt worden.

Bürgermeister Markus Mahl führte vor einer stattlichen Anzahl von Gästen aus, dass man bewusst Berufskünstler mit Wohnsitz in Bayern angesprochen habe. Auf die vor zwei Jahren erfolgte Ausschreibung folgte eine tolle Resonanz: 61 hochwertige Arbeiten seien eingereicht worden. Eine Fachjury hatte daraus fünf Werke ausgewählt. Einer der Teilnehmer sei dann abgesprungen, sodass noch vier übrig geblieben seien.

Auf solidem Fundament

"Mutes Flügel" wurde schließlich der Favorit. Die vier Finalisten waren neben dem Sieger Kessler die Künstler Gregor Passens ("Geheimpfade der Natur"), Michael von Brentano ("Mythos und Idylle") und Bernd Wagenhäuser ("Eisen und Bütten"). Deren Modellarbeiten sind noch bis Samstag, 20. Juli, in der Residenz zu besichtigen, einschließlich weiterer Arbeiten.

Der städtische Bauhof sorgte für das Aufstellen des Siegerobjekts, für das ein solides Fundament erstellt werden musste. Vier Bodenlampen beleuchten das Kunstwerk bei Nacht. Der gefundene Platz sei auch der Wunschplatz des Künstlers gewesen. "Über Kunst kann man streiten", sagte der Bürgermeister. Man könne es sicherlich nicht jedem recht machen, aber es sei auch der Zweck eines Kunstwerks, zu Diskussionen anzuregen.

Ein Ort zum Innehalten

Fachlicher Begleiter des Vorhabens war Helge Wütscher vom Berufsverband Bildender Künstler gewesen. Oftmals könne man um Kunstwerke im öffentlichen Raum nur herumlaufen, viele würden verkommen. Diese Gefahr bestehe hier nicht, denn dieses Kunstwerk ist begehbar. Allzu oft fehle der Mut zu politischem Handeln.

Das war auch die Intention von Robert Kessler, die ihn zu seinem Kunstwerk inspiriert hatte: "Der Mut bekommt Flügel!", sagte er vor der Objektenthüllung. "Wenn man mutig ist, bekommt man Aufwind." Sein Kunstwerk sei eine Art "Fetischgegenstand", in dessen Schlaufe man sich symbolisch hervorheben könne. Es sei ein Ort, der Mut repräsentiere.

Wichtig sei die Zuversicht, das Vertrauen in sich selbst. Kunstwerke könnten die Welt nicht verändern, aber einen Ort schaffen, an dem Menschen innehalten können: "Orientierung und die Auseinandersetzung zum Thema Mut, das ist die große Chance der Demokratie." Sein Werk stelle eine "Verflügelung von Mut" dar und sei den Menschen gewidmet.

Mut oder Wut?

Angeblich sei das Objekt bereits verhüllt gewesen, aber die Verhüllung sei offensichtlich von Rowdies zerstört worden. "Da kriegt man eine Wut!", rief er. Gemeinsam mit Kulturamtschefin Kathrin Blomeier verhüllte der Künstler (erneut?) das Kunstwerk. Dann wandte er sich ans Publikum: "Wer hat Mut, die Verhüllung zu zerstören?" Ein junger Mann namens Kilian Kaupp stürmte mit einer Schere darauf zu und rief: "Ich habe eh keine Chance!" Und dann? "War das nun Mut oder Wut?", fragte Kessler. Zwei Wörter, die fast gleich klingen, aber unterschiedliche Bedeutung haben. "Woher soll dieser junge Mann Mut bekommen?", fragte er weiter und forderte: "Wir müssen diesem Menschen Mut zusprechen!"

Das geschah, indem der junge Mann den Sektkorken knallen ließ und das Kunstwerk auf den Namen "Mutes Flügel" taufte.

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