Nach schwerem Unfall: "Merci" für neue Leitplanke bei Spalt

SPALT/MASSENDORF - Gut ein Jahr nach seinem schweren Unfall auf der Kreisstraße RH 39 zwischen Massendorf und Spalt sagt Thomas Kindt, Präsident des Ducati Desmo Owners Club Mittelfranken "Merci an und für MehrSi!" für das in und im Auslauf der Kurve angebrachte neue Leitplankensystem mit Unterfahrschutz: "Auch wenn es mir nicht mehr hilft, so verhindert es doch, dass andere ein ähnliches Schicksal erleiden!"

Kindt, dessen Motorrad am 28. Juni des vorigen Jahres im Auslauf der Kurve "wie auf Glatteis" plötzlich wegrutschte, verletzte sich am scharfkantigen Stützpfosten der alten Leitplanke so schwer, dass er seitdem im Rollstuhl sitzt.

Trotz seines schweren Schicksals hat er seinen Lebensmut nicht verloren. Viel dazu beigetragen haben in erste Linie Ehefrau Carola sowie die rund 100 Mitglieder des Clubs, die aus ganz Mittelfranken kommen. Sie initiierten eine Spendenaktion, die ihn im wahrsten Sinne des Wortes bei der Übergabe an Weihnachten 2019 sprachlos machte: Ein Elektroskooter, damit der "Präsi" wieder mobil und aktiv sein konnte.

Für die übrig gebliebenen 1000 Euro hatte man schnell eine Verwendung gefunden: "MehrSi". Den Scheck konnte nun Monika Schwill, die Gründerin und Geschäftsführerin der gemeinnützigen GmbH "MehrSi" ("Mehr Sicherheit") in Empfang nehmen.

Alt gegen neu getauscht

Sie hat letztendlich mit ihrem hartnäckigen Einsatz dafür gesorgt, dass verwirklicht wurde, was den Präsidenten und die Clubmitglieder nach dem Unfall umtrieb: "Hier muss etwas gemacht werden." Christine Hoffmann stellte den Kontakt her und bat "MehrSi", sich die Strecke doch einmal anzuschauen. Nach dem ersten Ortstermin war schnell klar, dass es mit der Montage eines Unterfahrschutzes allein nicht getan war. Monika Schwill: "Was wir hier vorfanden, war ein völlig veraltetes Leitplankensystem, Zustand Dresden 45." Hier mussten Nägel mit Köpfen gemacht werden.

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Roth

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Mit der Lösung, die man vorschlug, konnte in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen im Landratsamt Roth nun das alte System komplett gegen neue Leitplanken samt Unterfahrschutz und flexibler Kurvenleittafeln von der Firma Bavaria Verkehrstechnik GmbH ausgetauscht werden. Die entstandenen Kosten von rund 18.000 Euro teilen sich "MehrSi" und das Landratsamt grob zur Hälfte.

Neben den Vertretern der beteiligten Firmen waren zur Übergabe auch viele Mitglieder des Ducati Desmo Owners Club Mittelfranken und Landrat Herbert Eckstein gekommen, der "MehrSi" für die vorbildliche Initiative und Cofinanzierung dankte. Das neue Leitplankensystem diene nicht nur der Sicherheit der Autofahrer, sondern durch den Unterfahrschutz und die flexiblen Kurvenleittafeln auch allen Zweiradfahrern, sprich Motorrad- und Radfahrern. Einig waren sich alle Beteiligten, dass aber trotz der Sicherheitseinrichtungen Rücksichtnahme und Achtsamkeit am wichtigsten sind.

Durchrutschen verhindern

"MehrSi", 2003 als gemeinnützige Organisation gegründet, steht für "Mehr Sicherheit". Erklärtes Ziel es ist, Todesrate und Verletzungsgrad unter Bikern deutlich zu senken und dafür deutschlandweit die Schutzplanken aller für Motorradfahrer gefährlichen Kurven mit einem Unterfahrschutz ausstatten zu lassen.

Herkömmliche Schutzplanken sind so konstruiert, dass die eigentliche Abprall-Planke in Höhe der Motorhaube eines durchschnittlichen Pkws angebracht ist. Der verbleibende Abstand zum Boden birgt die Gefahr, dass ein stürzender Zweiradfahrer sich an der Schutzplanke oder dem Stützpfosten schwer oder gar tödlich verletzt. Der Unterfahrschutz ist eine federnd angebrachte Stahlplanke, die im Fall einer Kollision Aufprallenergie absorbiert und ein Durchrutschen wirkungsvoll verhindert. Dadurch ist auch keinerlei Berührung mit den scharfkantigen Stützpfosten mehr möglich.

Monika Schwill bedauerte in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass der Bundestag einem flächendeckenden Unterfahrschutz eine Absage erteilte. "Jetzt erst recht" lautet die Devise von "MehrSi", nicht locker zu lassen und nach bisher über 1000 gesicherten Kurven in allen Bundesländern weitere Strecken sicherer zu machen. Zählen kann man dabei auf eine aktive Gemeinschaft von rund 2000 Mitgliedern und über 50 gewerbliche Unterstützer und Spender.

In Mittelfranken war "MehrSi" bereits im Jahr 2019 aktiv geworden, an der Kreisstraße LAU 3 im Landkreis Nürnberger Land bei Ittling. Dort wurde in einer Kurve, in der ein 67-jähriger Biker tödlich verunglückt war, die Leitplanke mit einem Unterfahrschutz gesichert.