Neuer Radweg in Roth: Segen mit Lärmkulisse

10.12.2014, 18:59 Uhr
Neuer Radweg in Roth: Segen mit Lärmkulisse

© Foto: Tschapka

Neben einiger weniger, dick eingepackten Radler lockte die kleine Feier, bei der es anlässlich des Nikolaustages auch Schoko-Nikoläuse für alle gab, auch ein paar Demonstranten an. Deren Protest richtete sich jedoch ausdrücklich nicht gegen den Radweg, den sie uneingeschränkt befürworten würden, sondern gegen den mangelnden Lärmschutz für die Anwohner dieser verkehrsreichsten Straße der Kreisstadt, den man ihrer Meinung nach im Zuge der Bauarbeiten hätte ebenfalls mit anpacken können.

„Seit 15 Jahren kämpfen wir schon gegen den Lärm an“, sagte Elisabeth Rödig, die zusammen mit ihrem Mann Ditmar ein großes Plakat mit der Aufschrift „Wo bleibt der Lärmschutz?“ schwenkte. Neben dem Ehepaar demonstrierten drei weitere Familien für mehr Ruhe.

„Im Sommer kann man in unserem Garten nur mit Ohrenschützern sitzen“, beklagt sich Ditmar Rödig. Ihre Familie habe seit 1944 hier ein Grundstück und war somit schon vor der jetzigen Allersberger Straße, die damals noch anders verlief, und der B 2 da. Ja, besonders auch der Lärm der B 2 mache ihnen als letztes Grundstück auf der südlichen Seite der Allersberger Straße schwer zu schaffen. „Und seit an der Allersberger Straße die Ampel steht, ist durch das ständige Anfahren und Gehupe die Lärmbelästigung noch schlimmer geworden“, so Elisabeth Rödig, die sich außerdem über die schlechte Informationspolitik der Rother Ämter ärgert.

Über ein halbes Jahr habe es gedauert, bis sie erst auf Nachfrage einen negativen Bescheid vom Tiefbauamt bekommen habe. Und auch eine schon länger zurückliegende gemeinsam formulierte Petition der lärmgebeutelten Familien ans Landratsamt habe nichts gebracht. „Ich bin mir sicher, dass die Gesamtkosten für das Radwegprojekt nur unweigerlich höher gewesen wären, hätte man das Ganze auch noch mit einer Lärmschutzwand versehen“, war sich Rödig sicher.

Bürgermeister Edelhäußer war das Anliegen der Anwohner nicht unbekannt und äußerte auch Verständnis für deren Situation. Dennoch konnte er ihnen nur wenig Hoffnung machen. „Da es sich bei der Allersberger Straße um eine Staatsstraße handelt, kann auch nur das staatliche Bauamt etwas an der Situation ändern“, so der Bürgermeister, laut dem das Anliegen der anliegenden Familien an die zuständigen Stellen weitergeleitet worden sei.

Mit LED-Lampen beleuchtet

Wie auch immer, Grund des Zusammenkommens war eigentlich die Einweihung des neuen Radweges, wobei „Einweihung“ durchaus wörtlich zu verstehen war, denn die beiden Pfarrer Dr. Christian Löhr und Manfred Hohnhaus spendeten der neuen Straße und deren Benutzer, egal ob zu Fuß oder mit dem Zweirad, ihren Segen. Laut Edelhäußer sei der Rad- und Fußweg „sehr ordentlich geworden, und die Leute haben was davon“. Der weitere Ausbau des Radwegenetzes, sowohl inner- als auch außerörtlich, würde die Entwicklung der Stadt Roth voranbringen.

Tiefbauamtsleiter Peter Lux teilte die wichtigsten Daten und Fakten über den neuen Radweg mit: Insgesamt sei er 800 Meter lang und 2,5 Meter breit, es wurden zwei Querungshilfen mit Bordsteinabsenkung an der Allersberger Straße eingebaut, ebenso wie im Rahmen der Tiefbaumaßnahmen eine Telekomleitung und drei Leerrohre für die nachträgliche Glasfaserverkabelung für den Breitbandausbau. Die gesamte Radwegstrecke werde mit LED-Lampen beleuchtet, die wegen des Höhenunterschieds notwendige Gabionenwand mit Rückverankerung auf einer Länge von 335 Meter würde zur Sicherung des Gehweges beitragen. Die Gesamtkosten einschließlich Baunebenkosten liegen bei rund 600 000 Euro, wobei Fördermittel in Höhe von 460 000 Euro erwartet würden.

Trost für Demonstranten

Es wird wohl noch bis zum Frühling dauern, bis die Radler in der Kreisstadt und darüber hinaus den neuen Radweg für sich entdecken werden. Stattdessen gab es bei dessen Einweihung, bei der sich – nebenbei bemerkt – alle Redner ordentlich gegen den nicht zu unterschätzenden Lärm der Allersberger Straße anschreien mussten, nicht nur Schoko-Nikoläuse, sondern auch Kinderpunsch und Glühwein für alle Anwesenden – natürlich auch für die Demonstranten. Zumindest ein kleiner Trost für sie.

 

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