Neuer Stall fürs Steckenpferd

9.7.2019, 15:33 Uhr
Neuer Stall fürs Steckenpferd

Denn was hier auf den Decken und Tischen zum Verkauf landet, ist beileibe nicht nur das, was Kinder brauchen oder ihre Herzen höher schlagen lässt. Auch wenn es das Team der Mühlbachkrippe ist, das hier das Heft der Organisation in die Hand genommen hat. Vielmehr will es mit dem Geschehen an eine alte Volksfesttradition anknüpfen.

So finden sich in der Angebotspalette von Sandra Albrecht unter anderen ein Autoradio wieder und die Pampers-Aufschrift auf einem Karton erweist sich als Etikettenschwindel. Tochter Helena und Sohn Simon verkaufen fleißig mit. Einst geliebtes Spielzeug und Bilderbücher wollen an die Kundschaft gebracht werden.

Ein Stück Geschichte der eigenen Zwillingssöhne lässt sich auch bei den Kleidungsstücken ablesen, die Beate Maurer feil bietet. Trikots feiern mal den FC Bayern, mal den 1. FC Nürnberg – eines mit dem Namen "Reus" verweist auf ein Zeit der Begeisterung für Borussia Dortmund. "Aber diese Phase war sehr kurz", so die Mutter, die so manche Lederhose des Nachwuchses verkauft. Die ist ihm nämlich zu klein, doch die neue fürs Bierzelt ist schon angeschafft.

Ebenso recht divers gestaltet sich die Warenpalette bei Matthias Moßner. Er ist heiztechnisch umgestiegen und verkauft deswegen Heizkörper-Thermostate. Von Barbie auf Lego hat indes die zehnjährige Tochter Maja gewechselt und so tummeln sich Variationen dieser beliebten Puppe in der Freiluftauslage. Gläser, auch solche zum Einwecken, gibt es reichlich.

Waffeleisen und Whiskeybar

Bei der Suche nach Spielwaren, Skiern und Geschirr wird man ebenso fündig. Unter den angebotenen Stofftieren lächeln den Stöbernden zudem Wiesel an, was bei Autofahrern spontan erst einmal einen negativen Reflex auslöst. Apropos Auto: Sehr gut für den befürchteten Regen gewappnet erweist sich eine Dame, die den Kofferraum als Fläche für ihr Sortiment nutzt. Vorbei an Milchschäumer, Gemüsezerkleinerer, Brotbackautomat und Waffeleisen führt der Weg hin zur – unbestückten – Whiskeybar. "Sie passt einfach nicht mehr in unsere Wohnung, in der nur noch weiße Möbel stehen", sagt Verena Reinecke. So heißt es nach 17 Jahren Abschied nehmen von dem Kulturgut.

Statt Whiskey gibt es nebenan Kaffee und Kuchen im "Wimpel-Café", wie es die Betreiberinnen Rita Schiller und Sabine Schwarz nennen. Eine Wäscheleine voll selbst genähter Wimpel weist nämlich auf die kulinarischen Genüsse hin. Die Gedecke, auf denen sie zum Verzehr landen, werden nicht selten dann auch gleich gekauft. Liegestühle, Lampenschirme, Landmaschinen (im Miniformat): Jeder entdeckt hier etwas, was er schon lange gesucht hat.

Einige Käufer greifen im großen Stil zu. "Da müssten wir doch Mengenrabatt bekommen", so eine Dame. "Und was kostet der ganze Stand?", setzt ein Herr noch eins drauf. Im Gegensatz dazu geht eine Mutter ihren Besuch pädagogisch an. "Willst Du die Schnecke oder das Handy?", stellt sie den Nachwuchs vor die Wahl. Beide Gegenstände bietet Walburga Bauer an, die ihre persönliche Trödelmarkt-Premiere feiert. Und das gleich generationenübergreifend – Tochter Katharina Lesch und Enkelin Laura sind ebenso mit von der Partie.

Ein "armer Student" ergattert sich hier ein Küchenmesser für schlappe drei Euro. Die Veranstaltung könnte für sie zu einem echten Steckenpferd werden, so Bauer. Ein solches hat sie übrigens selbst zum Verkauf dabei.

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