Neues Rother Kinderhaus wird kompakter und günstiger

12.7.2020, 18:58 Uhr
Neues Rother Kinderhaus wird kompakter und günstiger

© Foto: Uli Deck/dpa

So war der Auftrag: Die Planer Andreas Baum und Frank Jakobs von den Büros Baum-Kappler und djb Architekten sollten ihren ersten Entwurf für das siebengruppige Kinderhaus von elf Millionen Euro auf 8,5 Millionen runtertransferieren. Mehr Geld wollte der Stadtrat nicht ausgeben, entschied man – nach der ursprünglichen Billigung galten mitten im Corona-Auftakt plötzlich andere Gürtelschnallengrößen.

Zur jüngsten Bauausschuss-Sitzung erschienen die Architekten dann mit zwei neuen Entwürfen – beide für rund 8,6 Millionen Euro. Der erste wäre eine Verknappung des bisher geplanten Z-Baus (der wegen der verschachtelten Gebäudeform so heißt) um rund 500 Quadratmeter: mit kleinerem Spielflur, weniger Frei(spiel)treppe, weniger Neben- und Mehrzweckräumen. Das Glasdach über dem Spielflur entfiele komplett, der Kinderwagenbereich würde aus dem beheizten Gebäudeteil herausgenommen, aus der Freitreppe ins Obergeschoss würde ein Treppenhaus werden. "Das Innenraumerlebnis", gestand Andreas Baum, "wird dadurch weniger attraktiv". Sonderlich zufrieden seien sie mit dem Entwurf nicht gewesen.

Kompakt und rechteckig

Wie also sei noch mehr Nutzfläche generierbar, um mit gleicher Grundfläche mehr Raum zu haben? Der geplante Standort oberhalb der Schule auf der Kupferplatte war einer Studie geschuldet, die dort noch Platz für eine Schulerweiterung einkalkuliert, berichtete Baum. Dieses Konzept wollte man natürlich nicht kaputtmachen. Aber wenn man das Kinderhaus ein Stück nach Westen ziehe, bleibe dieses Schulerweiterungskonzept (bis auf die Freisportflächen) unangetastet.

Der große Vorteil jetzt: Der Geländesprung sei fast nicht mehr vorhanden – und das Haus könne kompakt und rechteckig, also viel günstiger gebaut werden. Der Entwurf für dieses kompakte Gebäude kann mit einfacheren Wandkonzepten und mehr vorgefertigten Teilen arbeiten, trotzdem sieht er ein Aktivtreppenhaus, ein großes Foyer sowie einen Balkon im Süden vor und vermittelt laut Baum einen "offenen, großzügigen Raumeindruck".

Der Quadratmeterpreis sei bei der kompakten Variante deutlich besser, aus wirtschaftlichen Gründen müsse man, so Baum, eigentlich diesen Entwurf wählen. In Zahlen: Für 8,62 Millionen Euro werden jetzt aus 2162 Quadratmeter Bruttogrundfläche 1567 Quadratmeter Nutzfläche – eine Ausnutzung von 72 Prozent.

Beim ersten Entwurf lag die Bruttofläche bei 2658 Quadratmetern, die Nutzfläche bei 1621 Quadratmetern, die Ausnutzung also nur bei 61 Prozent – der Preis aber bei elf Millionen. Auch die verkleinerte Form des Z-Baus komme da nicht ran, berichtete der Architekt: In dem Fall blieben für die 136 Krippen- und Kindergartenkinder nur 1318 Quadratmeter an Nutzfläche übrig.

Alles inklusive

Beim Preis fragten vor allem die neuen Stadtratsmitglieder genau nach und entfachten damit eine ähnliche Debatte wie im März: 6000 Euro pro Quadratmeter – das finde er schon "teuer", bat Gero von Randow (Freie Wähler) ebenso um eine Erklärung wie sein Fraktionskollege Markus Würth.

Die Kosten, die das Statistische Bundesamt für öffentliche Gebäude veröffentliche, beziehen sich aber nur auf die beiden Kostengruppen für das reine Bauwerk und die technische Ausrüstung, machten Jakobs und Baum deutlich. Fünf weitere Kostengruppen (etwa für Erschließung, Freianlagen, Ausstattung oder Baunebenkosten) seien in diesem Ranking nicht beinhaltet.

Außerdem hieße es, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, merkte Bürgermeister Ralph Edelhäußer an, wenn einfach der Gesamtpreis durch die Grundfläche geteilt werde. Ein öffentliches, für Kinderbetreuung komplett ausgestattetes und den Anforderungen genügendes Gebäude mit den Kosten für Gutachten, Tragwerk und Genehmigungen sei nicht vergleichbar mit dem Preis für ein Einfamilienhaus.

"Als Hausbauer bezieht man ja auch nicht die Kosten für Fernseher und Küche und Wohnzimmereinrichtung in die Gesamtkosten mit ein", verteidigte Hochbauamtsleiter Stefan Hofmann die Kalkulation. "Aber hier ist alles inklusive." Freilich sei der Bau "teuer". Verglichen mit anderen Kindergartenbauten sei er aber "nicht zu teuer". Und beim Vergleich der Preisgruppen sei man durchaus im Ranking, wie Andreas Baum mit Vergleichszahlen darlegte.

Noch nicht ins Detail geplant sei die Art der Wärmegewinnung. Ein Auftrag an das Institut für Energietechnik sei nach dem Rückzug des ersten Entwurfs vorerst gestoppt worden. Je nach Anspruch variieren dafür auch die Kosten, erklärte Stefan Hofmann auf Anfrage von Grünen-Stadtrat Dr. Joachim Holz. Ein Betrag für eine standardisierte und der EnEV genügende Heizungsanlage sei aber bereits enthalten.

Kein Kreisverkehr nötig

Dass die Gesamtkosten trotzdem von 8,6 Millionen Euro auf 9,5 Millionen wachsen, erklärte Hofmann damit, dass für den neuen Standort noch kein Baugrundgutachten erstellt werden konnte, noch keine Entscheidung über die Heizungsart vorliege und Baukostensteigerungen von bis zu zehn Prozent nicht enthalten seien. Ein Balkon aber, den einzelne Stadträte kritisiert hatten, sei für die Südseite auch als sommerlicher Wärmeschutz vorgesehen. Vernünftig sei das neue Konzept, auch wenn manche sich nur schweren Herzens von dem ersten Entwurf verabschieden wollten. "In CoronaZeiten muss man sich das verkneifen", seufzte etwa Petra Hoefer (SPD).

Ein Kreisverkehr an der Abenberger Straße sei für den neuen Standort des Kinderhauses im Übrigen nicht notwendig, und eine Abbiegespur in die geplante Stichstraße, von Heinz Bieberle (CSU) vorgeschlagen, sei verkehrstechnisch auch nicht erforderlich, bescheinigte Hofmann.

Bieberle bat dann noch, "dass die Kollegen im Stadtrat wenigstens den neuen Entwurf akzeptieren". Diese Bitte aber, lachte der Bürgermeister, möge Bieberle doch zunächst an seine eigene Fraktion richten. Im Bauausschuss jedenfalls hatte niemand etwas gegen den neuen Kinderhaus-Plan einzuwenden.


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