Nicht nur Hilpoltstein heißt den Stieglitz herzlich willkommen

17.6.2016, 17:37 Uhr
Nicht nur Hilpoltstein heißt den Stieglitz herzlich willkommen

© Fotos: Jürgen Leykamm

„Vor einer Woche war hier alles dicht besiedelt“, sagt Christiane Geidel bei einem Pressegespräch vor Ort. Die LBV-Mitarbeiterin deutet dabei auf jenes Areal in Hilpoltstein an der Einfahrt zur Dieselstraße, das Mitarbeiter des städtischen Bauhofs im vergangenen Jahr besät hatten.

Hier habe es vor bunten Federkleidern nur so gewimmelt. Der herangewachsene kleine Blumensee verfehlt seine Wirkung auf den gefiederten Genossen also nicht. Den gleichen Effekt erhofft man sich von einer weiteren Blühfläche auf der anderen Straßenseite. Auch dort sollen Pflanzen emporwachsen, die Menschen erfreuen und Tieren nützen. Wie eben dem Vogel des Jahres, für den es mit der genannten Dame vom Fachreferat Artenschutz eine eigene Ansprechpartnerin beim Landesbund für Vogelschutz gibt. Das Domizil der Organisation liegt nur einen Steinwurf von den beiden Flächen entfernt.

So haben es Geidel und ihre Mitstreiterin Carola Bria nicht weit, als sie an einem Rohrpfosten für Verkehrsschilder ein recht eigenwilliges „Verkehrszeichen“ montieren helfen: einen von beiden Seiten farbig bemalten Holzstieglitz in menschlicher Kindesgröße. Dazu gesellt sich ein Hinweisschild mit Infos rund um den Vogel des Jahres, der sich in Hilpoltstein wohlfühlen soll. Und das tut er, wenn er genügend Futter findet. Vornehmlich macht er sich eben genau über die Samen der Gräser und Blütenpflanzen her, die seit 2015 verstärkt in der Burgstadt emporsprießen. Derzeit auf 2000 Quadratmetern.

Ziel: nachhaltige Flächen

Auf einem Teil davon befinden sich einjährige Pflanzenmischungen, auf vielen andern aber sind es schon mehrjährige. Die wiederum sollen für naturnahe, nachhaltige Flächen mit einheimischen Arten sorgen. „Das ist das Ziel, zu dem wir hinwollen“, betont der städtische Bauhofleiter Helmut Brandl. Dorthin will natürlich auch der LBV, aber „die Stadt war einen Schritt schneller“. Auf einem Dutzend Flächen wurden teilweise im vergangenen Jahr bereits Blühmischungen gepflanzt.

Die Aktionen sind das Ergebnis eines Pilotprojekts namens „VerBUNT Mittelfranken“, an dem sich auch Abenberg, Roth und Schwabach beteiligen. Mehr Blumenwiesen in die Städte bringen – so die Devise. 2000 Euro ließ sich Hilpoltstein die fachliche Begleitung über ein Jahr kosten, fast 7000 Euro kamen an Kosten für Samen, Material, Flächenvorbereitung und Bodenaustausch hinzu.

Beim Wasserradfest in Georgensgmünd hat man schon kräftig die Werbetrommel für den Stieglitz gerührt, dort soll jetzt auch eine Blumenwiese angelegt werden. Man muss übrigens kein Experte sein, um den Vogel des Jahres auch in den eigenen Garten zu locken.

Denn der Buntgefiederte mag gerade die Samen der bekannten Klassiker heimischer Gewächse: Wiesenmargerite, Klatschmohn, Kornblume, Lavendel – und Sonnenblumen sowieso. Auch ist es ratsam, Basilikum, Oregano oder Rhabarber einfach abblühen zu lassen, denn dann erst werden diese für den Stieglitz interessant. Er mag allerdings auch die Pflanzen, die bei Menschen wenig beliebt sind. Nicht ohne Grund wird der fliegende Schönling auch „Distelfink“ genannt.

Dass er zum Vogel des Jahres gekürt wurde, hat einen erschreckenden Hintergrund. Zwischen 1990 und 2009 nahm seine Population in Deutschland um die Hälfte ab. Die Intensivierung der Landwirtschaft habe dazu stark beigetragen, heißt es seitens des LBV. Der will hier natürlich gegensteuern und ruft deswegen zur Beteiligung an der Aktion „Bunte Meter“ auf. In ihrem Rahmen sollen in ganz Deutschland kleine Blühflächen entstehen – um der Fauna zu helfen sowie Agrarräume und Siedlungsbereiche wieder farbenfroher zu gestalten.

Bundesweit entstehen deswegen in den Zweigstellen des Vogelbundes derzeit kleine Holzstieglitze, die sich als Deko für Pflanzengeschenke eignen – versehen mit einem Hinweisschild, was der Vogel am liebsten mag.

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