Offenbau: LBV-Seminar "Ackern für die Enkel"

4.5.2017, 16:11 Uhr
Offenbau: LBV-Seminar

© Foto: Tschapka

Die 14 Plätze für das Seminar unter der Leitung der Umweltstation-Leiterin Lena Buckreus, welches sich auf sechs bis acht Termine bis zum Herbst aufteilt, waren schnell belegt. Kein Wunder, denn auf die jungen Teilnehmer wartet nicht nur in der Umweltstation am Rothsee ein abwechslungsreiches Programm, sondern auch auf dem Biolandhof Karl Dollinger in Offenbau, der mit Ackerbau, Milchviehhaltung, Gemüseanbau und Direktvermarktung ein gutes Beispiel für eine nachhaltige Landwirtschaft bietet. Vergangene Woche wurde sich dort zum ersten Mal getroffen.

Bei der Kennenlern-Runde wurde zunächst einmal von der Chefin und Sozialpädagogin Claudia Dollinger und ihrer Mitarbeiterin Ulli Schleehahn mit den Kindern ausgelotet, welche Voraussetzungen deren Meinung nach ein Bauer mitbringen sollte. Den Teilnehmern fielen dabei jede Menge Beispiele ein. Von "tierlieb sein" über "melken können" und "nicht geruchsempfindlich sein" bis hin zu "nicht oft in den Urlaub fahren wollen". Das war natürlich alles richtig, aber es gehört noch viel mehr dazu – vor allem auf einem Hof wie den der Dollingers, der sich der "Solidarischen Landwirtschaft" (Solawi) verschrieben hat.

Dabei werden Lebensmittel nicht über den normalen Markt vertrieben, sondern fließen in einen eigenen, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf, der von den Beteiligten mit organisiert und finanziert wird. So soll eine bäuerliche und vielfältige Landwirtschaft aufrecht erhalten werden, regionale Lebensmittel vorangebracht und Menschen ein neuer Erfahrungs- und Bildungsraum gegeben werden.

Bei diesem ersten Termin auf dem Biohof wurden die Kinder jedoch weniger mit der Theorie, sondern mehr mit der Praxis auf dem Hof vertraut gemacht. Sie lernten die beiden Fleckenschweine "Freddy" und "Frieda" kennen, transportierten mit der "Ameise", einem Hubwagen, Transportkisten von A nach B und erlebten, wie der Nackt-Hafer in einer Maschine müsligerecht gequetscht wurde.

Und warum heißt der Nackt-Hafer so? "Weil er keinen Bikini hat", behauptete ein Mädchen, aber in Wirklichkeit heißt er so, weil beim Dreschen die kleinen Blättchen, die die Blüte umgeben, vollständig abfallen. Jedenfalls lässt sich daraus ein prima Müsli herstellen, und Projektleiterin Lena Buckreus kündigte schon einmal an, dass man bei einem der nächsten Termine in der Umweltstation aus dem Hafer eigene Müsliriegel herstellen wolle, die auf einem Bauernmarkt der Region dann schließlich auch vermarktet und verkauft werden sollen.

Ziel des Projektes "Ackern für die Enkel" ist es nicht nur, den Kindern näher zu bringen, wie die Landwirtschaft früher und heute funktioniert, sodass wir alle satt werden. Vor allem geht es auch darum aufzuzeigen, was die ökologische Landwirtschaft besser machen will als die konventionelle.

Von der Erhaltung der Böden und des Grundwassers durch geringeren Einsatz von Düngemittel über eine artgerechte Tierhaltung bis hin zu den Tätigkeiten eines Energiewirts, der nachwachsende Rohstoffe für die Produktion von erneuerbaren Energien herstellt. In der ökologischen Landwirtschaft sollte allerdings keine strikte Trennung dieser Bereiche geschehen. Ziel ist ein Kreislauf, bei dem sich die einzelnen Sektoren gegenseitig fördern.

Der nächste Termin auf dem Biohof in Offenbau findet erst wieder Ende Juni statt. Mitten im Sommer sieht dort die Arbeit bestimmt ganz anders aus als im Frühling. Egal ob Kühe kuscheln oder Trecker fahren — es gibt noch viel zu tun beim "Ackern für die Enkel"-Seminar der LBV-Umweltstation am Rothsee.

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