Offene Biergärten? Große Freude, große Skepsis

7.5.2021, 11:15 Uhr
Offene Biergärten? Große Freude, große Skepsis

Voraussetzung dafür ist, dass die Sieben-Tage-Inzidenz nächste Woche dauerhaft unter 100 sinkt. In Schwabach ist sie das schon. Falls das so bleibt, darf hier die Außengastronomie ab Montag loslegen. Unterschied zu 2020: Die Sperrstunde zog sich seit November hin, und jetzt gibt es eine Anmelde- und Testpflicht.

Auch wenn die Wetterprognosen für die nächste Woche nicht optimal sind: "Wir freuen uns riesig", strahlt Konstantin Nastos. Sowohl der Biergarten im "Schießhaus" im Westen von Schwabach als auch das "Fabiano" direkt auf dem Marktplatz will der "Gastronom aus Leidenschaft" am Montag um 11 Uhr eröffnen.

"Wenn die Inzidenzwerte nur knapp unter 100 wären, hätten wir uns nicht getraut", bekennt er. Aber da die Zahlen in den vergangenen Tagen stetig nach unten tendierten, glaubt er zuversichtlich daran, dass man jetzt – nach sechs langen Monaten der Schließung – "im Endspurt ist und dass es aufwärts geht".

Die Freude überwiegt

"Klar, es kann sein, dass es ein Draufzahlgeschäft wird, weil wir vielleicht nach wenigen Tagen wieder schließen müssen." Trotzdem: "Die Freude überwiegt." Und nicht nur er, auch seine Mitarbeiter fiebern der Wiedereröffnung entgegen: "Super" finden sie die Aussicht, "endlich" und "am liebsten jeden Tag" wollen sie arbeiten.

Vorbereitet sei er natürlich, weil es die Öffnungshoffnung im April schon mal gab: "Die Getränke sind bereits gekauft", lacht er. Und was die Organisation für den Einlass der Gäste angeht, ist Nastos ebenfalls zuversichtlich. Abstands- und Hygieneregeln habe man ja längst eingeübt, die Corona-Testergebnisse der Gäste schaut sich das Personal am Eingang an, und die Luca-App habe man bereits geladen. "Ich denke, damit funktioniert die Aufnahme der Kontaktdaten einfacher als im vergangenen Jahr mit Zettel und Stift."


Pflugsmühle: einer der schönsten Biergärten Frankens


Einziger Gegner ist jetzt das Wetter, und Heizpilze hat Nastos aus ökologischen Gründen, wie er betont, bewusst nicht angeschafft. Aber zumindest im Schießhaus-Biergarten gibt es ja eine Überdachung, die vor dem Gröbsten schützt.

Noch ist vieles unklar

Anders im Gasthof Goldener Stern, ebenfalls am Schwabacher Marktplatz: "Wir planen jetzt mal für den 19. Mai", sagt Juniorchefin Melanie D’Angelo. Trotz Vorfreude stehe man den Ankündigungen noch etwas skeptisch gegenüber, weil "noch einiges unklar ist". Wie soll der Gastwirt zum Beispiel den Einlass von Genesenen und Geimpften kontrollieren? Und: "Diejenigen dürfen ja auch zu mehreren zusammensitzen. Wie aber vertreten wir das gegenüber unseren anderen Gästen?" Unklar sei auch, ob sich die Gäste nicht vielleicht von der jetzt geltenden Testpflicht abschrecken lassen. Ausschlaggebend für die Zurückhaltung ist laut Melanie D’Angelo außerdem der Blick auf die Wetterprognosen: "Nächste Woche soll es miserabel werden."

Die Pflugsmühle, geführt von Friedrich Braun und seinem Sohn Benedikt, betreibt quasi zum Aufwärmen schon einen Straßenverkauf und wäre beim Saisonstart sofort mit dabei. Dazu, so Friedrich Braun, habe man schon die Getränkebestellung eingeleitet, wobei die Situation bei den Brauereien kritisch sei, die mit dem Befüllen der Fässer vorsichtig wären. Das Stammpersonal konnte die Pflugsmühle bis auf wenige Ausnahmen halten, aber Probleme gibt es mit den Aushilfskräften im Service: "Da sind wir am Suchen."

Die Gespräche mit der Gewerbeaufsicht sind gelaufen. Die Bestuhlung ist auf 50 Prozent der Möglichkeiten reduziert und auch schon aufgestellt. Plötzlichen Regenschauern will man mit der Anschaffung großer Schirme begegnen, für ein Unterstellen in der Scheune gibt es keine Genehmigung.

Teure Reservierungs-Software

Gestern fand der Testlauf für eine Reservierungssoftware statt, mit der die Einlasskontrolle entlastet werden soll. "Da haben wir ein Schweinegeld ausgegeben", seufzt Braun, "das wir nie reinbekommen." Jedenfalls kann man sich damit demnächst online registrieren und dabei auch relevante Daten wie den Negativtest eingeben.

Dass die Öffnung im Landkreis Roth auf jeden Fall erst nach dem Vatertag sein wird, treibt bei Friedrich Braun nicht gerade den Puls hoch: "Da bin ich nicht unbedingt böse, denn da ist immer die Vernunft ein bisschen hintangestellt." Es reicht schon die Erfahrung vom Straßenverkauf, wenn junge Cliquen in Begleitung eines Biertragerls Station machen – und dann nicht auf die Toilette dürfen, weil das verboten ist.

Thomas Patz vom Mephisto in Roth traut dem Frieden bei einer Inzidenz unter 100 nicht. Er will mit der Öffnung warten, bis sie unter 50 gefallen ist: "Das ergibt keinen Sinn, du kaufst ein, dann steigt sie wieder über 100, und du darfst nach ein paar Tagen wieder zumachen."

Stammgäste wollen spontan kommen

Außerdem hört der Mephisto-Wirt auch auf seine Stammgäste: "Die wollen spontan kommen – ohne Test." Vorbereitet will er aber auf alle Fälle sein. Die Bierbestellung hat er sich für Montag vorgenommen, und "das Essen ist an einem Tag eingekauft".

Das "Gasthaus zum Löwen" in Thalmässing brüllt vorerst nicht mit. "Wir lassen das auf uns zukommen", sagt Gerber-Wirtin Brigitte Dorner. Zwar hat das Wirtshaus einen günstigen Standort im touristischen Gebiet, doch "solange wir kein Testzentrum haben, gibt das keinen Sinn". Es sei zwar eines in Vorbereitung, aber das soll am Sonntag nicht offen haben. "Das ist unser Hauptgeschäftstag", sagt Brigitte Dorner. Und Selbsttests spontaner Besucher vor Ort zu überwachen, das sei schlichtweg nicht möglich.

Was möglich ist: Den Betrieb schnell hochzufahren. Der "Löwe" hat die Monate der Schließung mit Straßenverkauf und Vorbestellungen überbrückt. Die Küche war also nicht eingemottet, und bei nur einer Festangestellten steht das Stammpersonal wie gehabt zur Verfügung.

Ich brauch keine Vorbereitungszeit

Das Problem der Tests stellt sich bei der "Fuchsmühle" trotz Lage im Wald durch die Nähe der Stadt Hilpoltstein eher nicht. Pächter Norbert Müller sieht auch gar keine Möglichkeit, sich selbst darum zu kümmern: "Da müsste ich ja einen Kurs machen." Bei der Saisoneröffnung ist er zu einem fliegenden Start bereit: "Ich brauch keine Vorbereitungszeit, ich könnte von heute auf morgen aufmachen."

Für den Fall, dass die Inzidenz doch nicht so schnell unter 100 fällt, hat Müller einen Plan B. Seit zwei Wochen hat er einen Imbiss-Wagen für das To-go-Geschäft in Betrieb.

So oder so, Bier gibt es bei ihm vorerst nur aus der Flasche. Erst wenn der Landgasthof auch innen wieder Gäste reinlassen darf, werden Fässer angeschafft. Da ist Müller aber guter Hoffnung: "Voriges Jahr wurde das schon eine Woche nach der Öffnung der Biergärten erlaubt."

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