Ohne Speck laufen weder Bier noch Ahornsirup

16.8.2016, 16:41 Uhr
Ohne Speck laufen weder Bier noch Ahornsirup

© Foto: Elke Bodendörfer

Haben Sie sich schon mal im Zug die Hände gewaschen? Man hält sie an einen Sensor am Waschbecken und schon kommt das kühle Nass aus dem Wasserhahn. Dass dahinter in der Wand eine Speck-Pumpe eingebaut sein könnte, das ist wohl den wenigsten bewusst. Die Bahn ist ein großer Kunde von Speck, weiß Vertriebsleiter Alexander Wagner. Überwiegend in den Waschbecken der Regionalzüge kommen Speck-Pumpen zum Einsatz. Aber auch im ICE sind sie zu finden, und zwar in den Scheibenwaschanlagen.

Doch nicht nur Wasser wird von Speck-Pumpen befördert. „Wir pumpen nahezu alles, zum Beispiel auch Öle, Derivate wie Kühlmittel oder Chemikalien wie Ethanol oder Ammoniak. Wir sind aber meist gut versteckt“, erklärt Wagner. Zum Beispiel würden mit Thermalöl große Industriebacköfen beheizt. Das erhitzte Öl werde durch Metallschlangen gepumpt. Und darüber werden dann die Brötchen und Brote gebacken, die in den Supermärkten in den Regalen zu finden sind. Weiteres Exempel aus dem Lebensmittelbereich: Abteilungsleiter Sascha Hey war unlängst in Kanada, um eine Vakuumpumpe anzupassen, die über Plastikschläuche Ahornsirup von Bäumen saugt.

Auch in der Medizintechnik sind die Speck-Pumpen weltweit im Einsatz. Wer kennt ihn nicht, den Speichelabsauger beim Zahnarzt, den einem die Assistentin in den Mund hält? Im Hintergrund läuft eine Vakuumpumpe, um die Mundhöhle trocken zu halten. Wie innovativ Speck dabei ist, zeigt sich an der geregelten Pumpe, die vor einem Jahr auf dem amerikanischen Markt eingeführt wurde. Während früher so eine Pumpe ständig im Hintergrund lief und viel Energie verbrauchte, ist die neue Pumpe mit einer Steuerungstechnik versehen, die auf den tatsächlichen Verbrauch reagiert. Dadurch könne, so Wagner, 60 bis 80 Prozent Energie und ebenso viel Wasser eingespart werden.

Beim Zahn- oder einem anderen Arzt kann eine weitere Speck-Pumpe im Einsatz sein – nämlich im Dampfsterilisator, in dem Bestecke gereinigt werden. Es gibt aber auch große Sterilisatoren, die mit Vakuumpumpen arbeiten, beispielsweise in Krankenhäusern, wo ganze Betten sterilisiert werden.

Die Einsatzmöglichkeiten von Speck-Pumpen sind schier unendlich. Sie werden maßgeschneidert auf die jeweiligen Bedürfnisse der Kunden. Und das ist auch gut so. Speck ist dadurch breit aufgestellt und nicht so krisenanfällig wie Firmen, die auf eine Branche spezialisiert sind. „Ich sehe die Firma nach wie vor auf Expansionskurs. Wenn vielleicht mal die Bahn krankt, haben wir in einem anderen Bereich Zuwächse“, ist Vertriebsleiter Wagner zuversichtlich.

Dass Speck Bestand hat und sich stets weiter entwickelt hat, zeigt ein Blick in die Firmengeschichte des Familienunternehmens, die in der Jubiläumsausgabe der BADU-News zum 100-jährigen Bestehen der Firma nachzulesen ist. 1909 fing Daniel Speck mit Hilfe der zwei ältesten seiner fünf Söhne in Nürnberg mit der Produktion von Transmissionsteilen und Kompressoren an. Die Familie baute die Firma immer weiter aus. 1926 wurde an der Lohmühle in Hilpoltstein eine Gießerei gebaut, 1928 die gesamte Produktion in die Burgstadt verlagert. 1939 übernahm der älteste Sohn Otto den Betrieb. Der zweitälteste, Kurt, hatte sich drei Jahre vorher mit dem Stammwerk in Nürnberg selbstständig gemacht. In den 1950/60er Jahren wurde der Mutterbetrieb entlang der verschiedenen Produktgruppen in eigenständige Firmen gegliedert. Otto machte einen Zweigbetrieb in Geretsried bei München auf. Willy übernahm den Betrieb in Hilpoltstein, der mittlerweile verkauft worden ist und Pumpenfabrik Hilpoltstein heißt. Diese hat sich auf Schwimmbadtechnik spezialisiert und ist in Sindersdorf anzutreffen.

Karl, der jüngste Spross von Daniel Speck, kümmerte sich in den 1960er Jahren um Verkauf und Vertrieb aller Speck-Produkte. Sein Sohn spezialisierte sich schließlich ebenfalls auf Schwimmbadtechnik und gründete einen Standort in Lauf an der Pegnitz, der später nach Neunkirchen am Sand verlagert wurde (heute Speck Pumpen Verkaufsgesellschaft).

360 Mitarbeiter in Roth

Bleibt Daniels dritter Sohn Walter, der 1961 eine Fabrik in der Rother Gartenstraße eröffnete, die Vorgängerin der heutigen Firma Speck. Ende der 1990er Jahre erfolgte der Umzug der Produktion ins Industriegebiet an der Lände. Die Verwaltung folgte 2003. Der Betrieb ging im Laufe der Zeit von Walter Speck auf seinen Schwiegersohn Harry Steindorf über. Mittlerweile ist dessen Schwiegersohn Wolfgang Krüger Geschäftsleiter bei Speck Roth.

Die Firmen agieren mittlerweile völlig unabhängig voneinander. In Roth arbeiten derzeit 360 Mitarbeiter. Es gibt inzwischen aber auch Produktionsstätten in den USA und in China sowie zig Verkaufs- und Serviceniederlassungen innerhalb Europas, aber auch weltweit wie zum Beispiel in Australien, Chile, Indonesien, Indien, Japan, Korea, Malaysia, Südafrika, Taiwan und Thailand.

Und auch am Standort Roth wird weiter expandiert. So soll bis zum Frühjahr 2017 auf dem nördlichen Firmengelände ein Anbau entstehen mit zusätzlichen Fertigungs- und Logistikkapazitäten. Was dort genau geplant ist, will Wagner noch nicht verraten. „Das wird eine Überraschung für die ganze Region.“ Nur so viel ist sicher: Es werden auch neue Arbeitsplätze geschaffen.

Keine Kommentare