Parkplatz kontra Wohnung

9.7.2020, 13:50 Uhr
Parkplatz kontra Wohnung

© Foto: Carola Scherbel

Im Mai hatte der Stadtrat zur Kernntnis genommen, dass die Firma Projekt Bauart aus Forchheim im Rother Süden drei freie Flächen bebauen kann: in drei jeweils dreigeschossigen Häusern sollen 27 günstige Wohnungen entstehen. Das Hauptproblem war da schon bekannt: In dem Gebiet mit überwiegend Reihenhäusern war in den 80-er Jahren pro Wohneinheit ein Stellplatz festgelegt worden. Später erhöhte die Stadt mit Änderung des Bebauungsplans die Zahl auf 1,5 Parkplätze.

Trotzdem geht es in den Anwohnersträßchen regelmäßig eng zu, wenn Autofahrer abends heimkommen und auf Parkplatzsuche gehen.

Der Plan der Firma Projekt Bauart sieht für die 27 Wohnungen nun 29 Parkplätze vor – das sind deutlich weniger, als die Satzung vorschreibt. SPD-Stadtrat und Anwohner Sven Ehrhardt hat im Mai schon vor diesem Missverhältnis gewarnt, dem Projekt aber wie alle anderen zugestimmt. Denn Stadtbaumeister Wolfgang Baier sagte damals zu, weitere Parkmöglichkeiten im öffentlichen Raum zu prüfen. Linken-Stadträtin Susanne Horn hatte dagegen auf den Wert des Wohnens hingewiesen.

Inzwischen haben etliche Anwohner 260 Unterschriften gesammelt und sie Bürgermeister Ralph Edelhäußer übergeben: Mit den dreigeschossigen Wohnblocks sei man nicht einverstanden. Sollte der Investor von der Verpflichtung befreit werden, eineinhalb Parkplätze pro Wohnung zu bauen, werde "Verkehrschaos herrschen".

Und mittlerweile hat der Stadtbaumeister auch nachgerechnet: 636 Stellplätze (inklusive Tiefgaragenplätze) gibt es in dem Viertel, 1145 Anwohner sind älter als 16 Jahre, also möglicherweise motorisiert. Und das Verhältnis von Wohnung zu Parkplatz beträgt, wie er auf Nachfrage mitteilte, etwa eins zu eins. "Von 1,5 also weit entfernt", sagt Baier.

Es sei zwar möglich, etwa 90 Parkplätze im Straßenraum unterzubringen. Die müssten aber als Anwohnerparkplätze ausgewiesen und kontrolliert werden, sie "provozieren noch mehr Ärger" (Edelhäußer), bilden möglicherweise einen Präzedenzfall, seien also "nicht handhabbar" (Baier).

Eine dreigeschossige Parkpalette mit 120 Parkplätzen auf dem dritten Grundstück zu bauen, koste rund 1,3 Millionen Euro. Laut Edelhäußer "schießt das jeden Investor raus".

"Schade", nannten alle Mitglieder des Ausschusses diese Zahlen, trotzdem unternahm Sonja Möller (FW) noch einen Versuch: Die Wohnhäuser könnten aufgeständert werden und die Parkflächen darunter (und hinter viel Grün) Platz finden. Doch entsprechend höher würde das Haus werden – durch die Zuschauerreihen im Sitzungssaal ging sofort ein Raunen.

Auch eine Tiefgarage verbietet sich nach Ansicht des Bürgermeisters wegen der Feuchtigkeit des Bodens, auch die Kosten würden damit in die Höhe schnellen.

Fazit: Man fand keine Lösung, um die geforderte Zahl an Parkplätzen mit den Plänen des Investors in Übereinstimmung zu bringen. Also wurde dem Verwaltungsvorschlag zugestimmt: Keine Änderung des Bebauungsplans. Gegen diese Empfehlung an den Stadtrat votierten Susanne Horn von der Linken sowie Richard Radle. Vielleicht sei zumindest Geschosswohnungsbau möglich, wünscht sich der Grünen-Stadtrat. Denn: "Es geht wirklich darum, dass Baulücken ausgenutzt werden."

An anderer Stelle dagegen kann ein Investor Sozialwohnungen bauen: An der Georg-Mayer-Straße plant die Frankonia GmbH auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück zwei Blöcke mit insgesamt 46 Wohnungen. Dort entstehen die notwendigen Parkplätze: 58 in einer Tiefgarage und elf oberirdische. Der südliche Seitenstreifen des Grundstücks muss außerdem an die Stadt abgetreten werden, damit der Fuß- und Radweg zu einer Ortsstraße ausgebaut werden kann. Dem Vorhaben stimmte der Ausschuss einmütig zu.

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