Pascal entdeckt mit Opa Sepp die Welt

10.10.2010, 22:54 Uhr
Pascal entdeckt mit Opa Sepp die Welt

© Klier

Eine Frau mit hoher Stimme und einem Baby auf dem Arm kommt durch den Saal zur Bühne. Das weinerliche Baby ist ihr Sohn Pascal, die Frau mit Namen Lydia ist dessen Mutter. Nicht die Liebe, sondern der IQ eines Professors am Fraunhofer-Institut für Genforschung war bei der Auswahl des Vaters für ihren Pascal entscheidend. Pascal wächst wirklich zu einem  klugen Kerlchen heran. Er soll Professor, oder Kardinal, vielleicht auch Papst werden. Pascal will aber lieber ein Power-Ranger werden und „alle platt machen“.

Hinter allen Akteuren steckt der Figurenkabarettist Josef Pretterer, teils als reale Person, teils als Puppe, der er seine Stimme leiht. Rund 50 dieser Figuren hat Pretterer bisher mit eigener Hand gefertigt. Manche waren auch schon in der Sesamstraße, der Sendung mit der Maus und in Janoschs Traumstunde zu sehen. Pretterer haucht ihnen eine Seele ein, indem er sie mit  unterschiedlichsten Charakteren und Dialekten agieren lässt.

Dann tritt  der Brandner Sepp auf, ein bayerischer Bauer. Er hat eine Mordswut im Bauch. Durch die Gentechnik wurde ihm sein Honig verdorben. „Monsanto breitet sich wie die Pest aus!“, schimpft er.  Wird es schon bald perfekte Menschen, Tiere und Pflanzen geben? Er fühlt sich von der Politik, den Konzernen und Banken verraten. Jetzt wird sein Enkel Pascal zu ihm in die Ferien geschickt. Dem wissbegierigen Kleinen soll er die Welt erklären. „Opa, mach ma a Gaudi?“, fragt er. Opa imitiert Tierlaute.

Aber bald geht es zur Sache, denn der Kleine will wissen, wie die Schäfchen in das Mama-Schaf kommen und wie das bei den Menschen ist. Opa ist in Erklärungsnöten. „Kann des net einer von eich mach’n?“, fragt er die Zuschauer. Keine Reaktion. Dann redet er vom Klapperstorch und vom „Gaudistangerl“. Doch Pascal fragt schon danach, was der Samen zum Ei sagt. In gereimter Form fragt nun die Eizelle die ankommenden Samenzellen aus. Nur eine besonders kluge mit dem Namen Pascal wird akzeptiert. Der Enkel Pascal weiß Bescheid.

Im Kardinalsgewand mit rauchendem Weihrauchfass beklagt Pretterer, dass Designer-Menschen im Labor geklont werden sollen, ohne Liebe. Der Bauer Sepp erweitert sein Wissen via Internet und dringt in die Tiefen der Nanotechnologie vor. Das Negativbeispiel eines geklonten Kindes tritt auf. Das furchterregende Killer-Kid mit Kampfanzug und Laserwaffe kennt keine Gefühle mehr. Pascal will nun doch lieber Bauer werden.

„Weshalb gibt es Menschen die hungern?“, will Pascal weiter wissen. Opa erklärt es ihm mit zwei lebensgroßen, furchterregenden Figuren: Geiz und Gier. „Opa, gell die wollen wir nicht!“, stellt der Enkel fest. „Kann man nichts dagegen tun?“, fragt er weiter. Opa schlägt die Behandlung durch eine Therapeutin vor. Die esoterische Dame redet von Aura-Polish, Bachblüten-Workshop, von Wechselschritt in den Wechseljahren und einem biologischen Weinseminar unter dem Motto „Von der Heulsuse zur Weinkönigin“. Auch diese Parodie gelingt Pretterer glänzend mit stetig wandelbarer Stimme, mit ironisch-witzigen und zugleich hintergründig-nachdenklichen Anspielungen. Seine Figuren tragen ein Übriges zu diesem gelungenen Abend bei.

Morgen will der Opa nach Brüssel fahren und dort mit Mist gegen „Monsanto“ protestieren. Über all dem ist Pascal müde geworden und eingeschlafen. Ein Abend voller Witz und Spielkunst ist zu Ende. Morgen wartet in Hannover ein ausverkaufter Saal auf Josef Pretterer, der aber auch in Hilpoltstein, wie er versichert, mit viel Freude aufgetreten ist. Man nimmt ihm diese Aussage gerne ab.