"Probleme nicht mit Zwang lösen"

3.12.2019, 06:00 Uhr

© Foto: Patrick Pleul

Nach dem Ende der Wehrpflicht 2011 habe es einen Einbruch bei der Zahl der zur Verfügung stehenden Helfer gegeben, erklärt Markus Dengler vom BRK-Südfranken in Roth. Der dann eingeführte Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) konnte diese Lücke nach dem Eindruck von Dengler nicht füllen. Deswegen wäre ein Pflichtjahr "für uns sicher schön", meint der Rot-Kreuzler.

Als es den Zivildienst für Kriegsdienstverweigerer noch gegeben habe, seien "hinterher viele bei uns geblieben." Noch heute profitiere das Rote Kreuz davon, dass ehemalige und während ihrer Dienstzeit ausgebildete Zivis immer noch etwa für das Fahren von Rettungswagen zur Verfügung stehen.

Außerdem sieht Dengler einen Vorteil für die Wirtschaft: Denn wer etwa beim BRK seinen Zivildienst geleistet hat und in Rettungstechniken ausgebildet wurde, könne im Berufsleben am Arbeitsplatz als Betriebssanitäter wirken. Schon allein deswegen lohne sich die Wiedereinführung eines Pflichtjahrs, meint Dengler.

"Ich habe selbst einen Bundesfreiwilligendienst beim LBV gemacht", erklärt Steffen Hannich, der heute noch beim Landesbund für Vogelschutz in Hilpoltstein arbeitet. Sich ein Jahr lang für die Allgemeinheit zu engagieren – hier im Naturschutz – hält Hannich für "eine gute Sache". Das Pflichtjahr könne auch eine gute Orientierung für die Berufswahl nach der Schulzeit bieten, "bevor sich die Leute nach dem Abi im Studium verlieren."

"Mir hat das viel gebracht", meint Hannich rückblickend auf seine Zeit als "Bufdi". Er habe das auch als Test betrachtet, "ob ich mit 39 Stunden im Büro zurecht komme".

Bernd Patek von der Rother Feuerwehr sieht nicht nur Vorteile: Ein soziales Pflichtjahr bei der Feuerwehr könne für die Städte und Gemeinden zum Kostenfaktor werden. Schließlich müsse für die jungen Dienstleistenden die für Feuerwehreinsätze vorgeschriebene Sicherheitsausstattung und -bekleidung angeschafft werden.

Sinnvoll, aber zu kurz

Ansonsten betrachtet Patek soziales Engagement als sinnvoll, besonders rückblickend auf die Zeit, als Kriegsdienstverweigerer sich auch für sechs Jahre bei Feuerwehr, THW oder Katastrophenschutz verpflichten konnten: Damals sei rund ein Drittel derjenigen, die sich für die Feuerwehr entschieden hatten, auch nach Ende der sechsjährigen Pflichtzeit dabei geblieben.

Allerdings sei eine Pflichtzeit von "nur" einem Jahr für die Belange von Feuerwehren zu kurz, sagt Patek: "Bis sich da jemand richtig einfindet, ist er wieder weg."

Ebenfalls zweispältig beurteilt Sven Erhardt von der Rother Awo den Vorschlag der CDU. "Ich finde es grundsätzlich gut und richtig, wenn es eine Debatte über soziales Engagement gibt." Aber: "Die Probleme im sozialen Bereich wie etwa Personalmangel kann man nicht mit Zwang lösen". Ein Engagement müsse den Interessen der Dienstleistenden entsprechen – auf einer ihrer freien Entscheidung beruhen.

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