Prost! Besuch in der einzigen kommunalen Brauerei Deutschlands

14.11.2019, 06:07 Uhr
Prost! Besuch in der einzigen kommunalen Brauerei Deutschlands

© Martin Regner

Klar! Es gibt zum Trinken ja nicht nur Wasser. Und in Spalt steht die einzige Brauerei Deutschlands in kommunalem Besitz. Ihr Geschäftsführer ist immer der jeweilige Bürgermeister der Stadt, derzeit Udo Weingart. Letzter Teil unserer Serie zum Blick hinter die Kulissen mit einer Bierbrauerei, die – und das ist das Besondere – den rund 5000 Spalter Bürgern gehört.

Der Prozess des Bierbrauens beginnt mit dem Schroten des Malzes in der Schrotmühle. Darin werden die Malzkörner aufgebrochen und gequetscht, bis sie etwa so aussehen wie Haferflocken. Das geschrotete Malz landet in den Kupferkesseln des Sudhauses der Stadtbrauerei, wo es mit Wasser erhitzt wird.

Allerdings noch nicht gekocht, denn das würde die wertvollen Enzyme zerstören, die die Stärke aus dem Malz, die sich im Wasser löst, zu Zucker umwandeln sollen. Denn ohne Zucker haben die Hefen später bei der Gärung nichts zu "beißen" und es entsteht kein Alkohol. Die hellbraune, trübe Maische nennt der Brauer auch Vorderwürze.

Die nächste Station auf dem Weg zum Bier ist der Läuterbottich: Hier sinken die festen Bestandteile der Maische, die von den geschroteten Malzkörnern übrig geblieben sind, auf den Boden. So entsteht eine Art natürlicher Filter, durch den sich die Maische selbst klärt. Die Trübstoffe bleiben in der Treberschicht am Boden hängen; übrig bleibt die sogenannte Würze.

Schleudergang nach dem Kochen

Und die wird jetzt in der Würzepfanne gekocht. Hier kommt auch die dritte unverzichtbare Bierzutat dazu: Der Hopfen. Natürlich – wie sollte es auch anders sein – verwendet man in der Stadtbrauerei dazu den Aromahopfen, der in und rund um Spalt angebaut wird. In der Würzepfanne lösen sich die Aromastoffe aus dem Hopfen und geben dem Bier seinen Geschmack.

Nach dem Kochen mit Hopfen wartet ein Schleudergang auf die Bierwürze: Im sogenannten Whirlpool wird sie in Rotation versetzt, was feine Schwebteilchen und Hopfenreste von der Flüssigkeit abtrennt. Die heiße Würze fließt dann durch einen Kühler und landet in Gärtanks. Hier verrichten die Hefen ihr Werk: Es dauert rund eine Woche, den Malzzucker in Alkohol zu verwandeln. Quasi nebenbei entsteht hier auch Kohlensäure, die das spätere Bier zum Prickeln bringt.

 

Und nun? Gönnen die Brauer rund um Uwe Schulz dem Bier erst einmal ein bisschen Ruhe: Je nach Biertyp reift der Gerstensaft in silbern funkelnden Lagertanks bei vier bis 16 Grad für fünf bis acht Wochen lang. Der typische Geschmack entwickelt sich in dieser Zeit und die Brauer schauen nur regelmäßig nach dem Rechten. Den Rest erledigt das Bier quasi von selbst.

Hier zeigt sich auch eine weitere Besonderheit der Stadtbrauerei: Sie ist eine von nur 28 Brauereien in ganz Europa, die das Gütesiegel "Slow Brewing" tragen darf, weil dem Bier hier eine besonders schonende Brauweise zuteil wird. Die benachbarte Abfüllanlage, die pro Stunde 15.000 Flaschen schafft, ist die letzte Station, die das Bier in der Brauerei durchläuft. Die Flaschen werden in Kästen gestellt und können jetzt verkauft werden. Na dann: Prost!

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