Prüflabore für die Autoindustrie und das Silicon Valley

14.8.2016, 18:02 Uhr
Prüflabore für die Autoindustrie und das Silicon Valley

© Foto: Frankonia Heideck

Schauen Sie mal genau auf Ihren Computer oder aufs Telefon oder auf den Fernseher. Schnell werden Sie dort ein großes „CE“ finden. Das Verwaltungszeichen stand ursprünglich für die Europäische Gemeinschaft und soll ausdrücken, dass das Produkt bestimmten produktspezifischen EU-Anforderungen genügt.

Dazu gehört unter anderem auch das Technikgebiet EMV (Elektromagnetische Verträglichkeit) und fordert eine bestandene EMV-Prüfung des Produkts. Und genau da kommt die Heidecker Firma Frankonia auf den Plan. Alle elektronischen und elektrotechnischen Geräte, vom Mikro-Chip bis zum Lkw, müssen weltweit auf ihre elektromagnetische Verträglichkeit hin überprüft werden, bevor sie auf dem jeweiligen Markt zugelassen werden, erklärt Dr. Daniel Feyerlein. „Wir agieren als weltweiter Lösungsanbieter und realisieren entsprechende Prüflabore für die unterschiedlichen Produktgruppen.“ Und das sowohl für Hersteller von Produkten als auch für Dienstleister wie zum Beispiel den TÜV Rheinland, die im Auftrag von Kunden, für die sich ein eigenes Labor nicht rentiert, EMV testen.

Warum für so eine Prüfung ein Labor oder besser gesagt eine sogenannte Absorberhalle nötig ist, liegt auf der Hand. „Wir sind fast überall auf der Welt von Wellen oder Strahlen und somit von elektromagnetischen Einflüssen umgeben“, sagt Feyerlein. Geräte können im „freien Feld“ nicht uneingeschränkt störungsfrei geprüft werden.

Dass Grenzwerte und folglich solche Tests lebenswichtig sind, wird mit zunehmender Technik auch schnell klar. Feyerlein weiß von einigen Fällen, bei denen etwa ein Auto unter einer Hochspannungsleitung durchfuhr, die Elektronik des Autos reagierte und den Airbag auslöste. In einem anderen Fall führte ein Gewitter zum Ausfall des ABS. Deshalb gibt es EMV, die strengen Grenzwerte und Prüfungen.

Diese sind nur in einem völlig abgeschirmten Raum möglich. Getestet wird darin zum einen die Störfestigkeit eines Produkts, also wie viel Strahlung das Produkt aushält, und die Emission, die dieses Produkt an die Umwelt abgibt.

Die Absorberhallen, die Frankonia dafür herstellt, reichen von einem kleinen Zimmer bis hin zu einer über 300 Quadratmeter großen Halle. Das hängt vom Typ und der jeweiligen Größe der Prüflinge ab, von der kleinen Platine bis hin zu einem Fahrzeug, wofür die Messdistanz schon mal bei zehn Metern liegen kann und der Prüfling sich auf einer Drehscheibe um 360 Grad dreht.

Die Hülle der Absorberhalle ist wie ein Faraday-Käfig. „Eine Metallkiste mit entsprechender elektromagnetischer Dichtigkeit im Gigaherz-Bereich. Von außen kommt nichts rein und von innen nichts raus“, versucht es Feyerlein in einfachen Worten zu erklären. An den Wänden und Decken dieser Hallen sind unzählige unterschiedliche Absorber angebracht. Diese Absorber sorgen dafür, dass die Signale, die von einer oder mehreren Antennen auf das jeweilige Produkt prasseln, nicht auch von den Wänden oder Decke reflektiert werden und die reellen Werte des Prüflings verfälschen. Frankonia ist weltweit der einzige Produzent, der für die Absorber nicht-brennbares Material verwendet, ergänzt Feyerlein. Die Frankonia Frankosorb® Absorber sind weltweit im Einsatz. Derzeit lässt der TÜV Rheinland eine Zehn-Meter-Absorberhalle fürs Silicon Valley in den USA bauen. Alle deutschen Autohersteller haben ein Heidecker Testlabor, berichtet Feyerlein stolz. Auch die Autozulieferer, die jedes Teil erst einmal auf ihre elektromagnetische Wirkung testen, bevor es ins Auto eingebaut wird, gehören wie auch beispielsweise Haushaltsgerätehersteller und Dienstleistungsanbieter wie der TÜV zum festen Kundenstamm von Frankonia.

Mitarbeiter gesucht

Mit einer Handvoll Mitarbeiter fing Firmengründer Wolfgang Opitz 1987 an. Mittlerweile sind in Heideck, dem Hauptsitz von Frankonia, 60 Leute beschäftigt, vor allem in der Projektabwicklung, Konstruktion, Forschung und im Vertrieb. Eine Schwesterfirma in Forchheim (zehn Mitarbeiter) kümmert sich auch um Testsysteme.

Produktionsstandorte sind in Polen bei Breslau (120 Mitarbeiter) und im chinesischen Jiashan (55 Mitarbeiter). „Dort sind wir übrigens die Nachbarn der Rother Firma Speck“, weiß Feyerlein.

Frankonia könnte in Heideck noch mehr Leute gebrauchen. Es sei aber sehr schwierig, qualifiziertes Personal zu finden. Zum einen liege es wohl am ländlichen Standort und zum anderen auch an dem doch nötigen technischen Know-How sowie der Sprache, meint Daniel Feyerlein, der in der glücklichen Lage ist, selbst aus Heideck zu stammen. Einzige Alternative: „Wir ziehen uns den Nachwuchs nach. Das dauert aber eben seine Zeit.“

Keine Kommentare