Raiffeisenbank: Fusion im dritten Anlauf?

14.4.2021, 11:00 Uhr
Raiffeisenbank: Fusion im dritten Anlauf?

© Foto: Robert Gerner

Das haben Dr. Carsten Krauß, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Roth-Schwabach, sein Stellvertreter Richard Oppelt und Aufsichtsratsvorsitzender Marc Pröchel bei einem Pressegespräch angekündigt.

Für die hiesigen Genossen ist es bereits der dritte Versuch, ein größeres Gebilde zu schmieden. Doch sowohl die geplante Fusion mit der Raiffeisenbank Altdorf-Feucht als auch der ins Auge gefasste Zusammenschluss mit der Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen waren geplatzt. "Ich will das jetzt endlich ins Ziel bringen", sagte Krauß. Und auch Pröchel ist sich im Klaren darüber, dass man sich nach zwei Fehlgriffen kein erneutes Scheitern leisten kann: "Dieser Schuss muss sitzen."

Konkrete Verhandlungen und erste Zusammenarbeit

In trockenen Tüchern ist der Zusammenschluss aber noch nicht. Aufsichtsrat und Vorstand beider Banken haben bislang "nur" die Aufnahme konkreter Fusionsverhand-lungen beschlossen und darüber sowohl die Vertreter als auch die Mitarbeiter informiert.

In den nächsten Monaten soll nun ein Fusionskonzept erarbeitet werden, das im Frühsommer 2022 den jeweiligen Vertretern der Banken zur Beschlussfassung vorgelegt wird. Ab sofort laufen die Kooperationsarbeiten. "Diese 15 Monate nehmen wir uns Zeit", betonte Krauß. "Das ist wie eine Verlobung."

Riesiger Veränderungsdruck

Doch warum überhaupt macht sich die Raiffeisenbank nach zwei gescheiterten Fusionsversuchen schon wieder auf Partnersuche, und warum wurde sie ausgerechnet in Ansbach fündig? Naheliegender wäre auf den ersten Blick ein Zusammenschluss mit den zwei kleineren Raiffeisenbanken im Süden des Landkreises Roth.

Mit denen pflege man ein ausgesprochen freundschaftliches Verhältnis, beeilte sich Carsten Krauß zu versichern. Doch in der Geschäftspolitik der größeren Ansbacher sieht der Vorstandsvorsitzende eine größere "gemeinsame DNA".

Aufsichtsratschef Pröchel sieht das ähnlich. Gemeinsam mit Ansbach könne man vieles bewirken. Und habe auch eine Menge entgegenzusetzen "gegen alles, was zum Beispiel aus dem Norden auf uns zukommen könnte". Sprich: Für eine Maximallösung, bei der zum Beispiel auch Nürnberg mit im Boot sitzen würde, kann man sich eher nicht erwärmen.

Insgesamt, so betonte Carsten Krauß, habe "der Veränderungsdruck und die damit verbundenen Herausforderungen an die Bankenbranche historische Dimensionen erreicht". Die Banken würden unter einer nicht endenden Regulierungsflut leiden.

Erträge schmelzen dahin

Die Zinssenkungspolitik der Europäischen Zentralbank, die seit längerem zu Minuszinsen geführt hat, lasse die Erträge noch schneller abschmelzen als vorhergesagt. Parallel dazu seien hohe Investitionen in die Digitalisierung erforderlich. Zudem sei es gar nicht so einfach, gutes Personal zu finden. Corona habe diese Trends nochmals verschärft.

Beim jetzt geplanten Zusammenschluss wäre die Raiffeisenbank Roth-Schwabach (Bilanzsumme 1,2 Milliarden Euro) der Juniorpartner. Die VR-Bank Mittelfranken West mit Sitz in Ansbach, deren Geschäftsfeld von Neuendettelsau bis Rothenburg reicht, ist mit 2,2 Milliarden Euro fast doppelt so groß. Zusammengenommen hätte die Bank 59 000 Mitglieder und etwa 117 000 Kunden.

Idealer Zeitpunkt

Carsten Krauß betonte, dass man nicht aus der Not heraus handele. Beide Banken würden stabile wirtschaftliche Verhältnisse aufweisen. Der Zeitpunkt für die Fusion sei aber ideal.

"Die zum Ausbau unserer Wettbewerbsfähigkeit erforderlichen Investitionen in Mitarbeiter, Beratungsqualität, digitale Systeme, in die Qualitätssteigerung von Spezialisten und Dienstleistungen können wir gemeinsam wesentlich besser tätigen", wird auch Dr. Gerhard Walther, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Mittelfranken West, in einer Pressemitteilung zitiert.

Vorstand und Aufsichtsrat beider Häuser sind überzeugt, dass eine zukunftsorientierte Bank entstehen wird, die die Stärken beider Institute vereine und weiterentwickele. Und weiter: "Da beide Banken eine deckungsgleiche Unternehmensphilosophie haben, kann mit der neuen Größenordnung der genossenschaftliche Auftrag noch besser umgesetzt werden."

Die Vorbereitung für den Zusammenschluss erfolge konzentriert und ohne größeren Zeitdruck, betonte Krauß. Man handle auch nicht aus der Not – erst vor fünf Wochen hatte Roth-Schwabach wie berichtet eine ausgesprochen positive Jahresbilanz vorgelegt. Doch im Rahmen der vereinbarten Kooperationsphase werde nun frühzeitig in eine gemeinsame Richtung gearbeitet.

Während die Raiffeisenbank Roth-Schwabach 2019 ihr 125-jähriges Jubiläum feiern konnte, blickt die VR-Bank Mittelfranken West, die 2015 aus dem Zusammenschluss der "RaiffeisenVolksbank Gewerbebank" in Ansbach und der VR-Bank Rothenburg hervorging, auf fast 150 Jahre zurück.

Überdurchschnittlich

Das neue entstehende Kreditinstitut wird ein Kundenvolumen von fast sieben Milliarden Euro verwalten und gehört damit zu den großen und überdurchschnittlich starken Genossenschaftsbanken in Bayern. Durch eine solide Eigenkapitalausstattung sieht sich das neue Institut, dessen Name noch nicht feststeht, für weiteres Wachstum gut gerüstet.

Mit gut 30 Filialen im vereinigten Geschäftsgebiet wolle man weiterhin Dezentralität, regionale Identität, schnelle Entscheidungen vor Ort und maximale Individualität garantieren, heißt es in der Pressemitteilung. Mehr als 550 Mitarbeiter sollen qualifizierte Beratung und Service in allen Fragen der Finanzdienstleistung sicherstellen.

Das Thema Mitarbeiter ist für Carsten Krauß und Richard Oppelt besonders wichtig. Es würden keine Stellen abgebaut, wegen der Fusion werde es keine Kündigung geben, in der Regel könne jeder an seinem Arbeitsplatz bleiben. Mehr noch: "Alle Mitarbeiter werden benötigt, damit wir in einem inzwischen sehr komplizierten Umfeld die großen Ziele viel besser erreichen", so Oppelt.

Carsten Krauß glaubt, dass nicht nur die beiden Banken, sondern auch die Kunden profitieren werden. "So werden gemeinsam Dinge möglich, die wir allein nur schwer realisieren können." Die dadurch steigenden Geschäftschancen würden der gesamten Region zugute kommen.

Die beiden Geschäftsgebiete liegen in einem "stabilen und perspektivstarken Wirtschaftsraum", wie es in der Pressemeldung heißt. Da sich die beiden Banken hinsichtlich ihrer Präsenz nicht überschneiden, entstehe ein homogenes Geschäftsgebiet, das mit den Autobahnen A 6, A 7 und A 9 auf eine erstklassige Infrastruktur zurückgreifen könne.

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