Raststätte am Pilgerweg

13.9.2010, 22:59 Uhr
Raststätte am Pilgerweg

© Eva Schultheiß

So trafen sich knapp 20 historisch Interessierte am Ende der Eppersdorfer Straße in Allersberg zur Führung mit Wolfgang Leicht. Dieser erläuterte am Fuß des bewaldeten Hügels, auf dem die Kirche St. Wolfgang steht, deren Bezug zum Thema. Die Kapelle war einst Raststätte am Pilgerweg zum Grab des heiligen Wolfgang in der Regensburger Kirche St. Emmeram. Die Pilger zogen auf der stark frequentierten und dadurch sicheren historischen Salzstraße von Nürnberg aus nach Süden. In Pilger-Raststätten etwas abseits dieser Straße konnten sie übernachten und sich stärken.

1995 renoviert

Die Teilnehmer an der Führung bewegten sich getreu dem Tagesmotto den von Kreuzwegstationen gesäumten Weg hinauf auf den Berg. Diese wurden zuletzt 1995 renoviert, erzählte Leicht, ermöglicht von Pfarrgemeinde, Teilnehmergemeinschaft „Ländliche Entwicklung“, Kolpingsfamilie und Trautmannshofener Wallfahrern. Brigitte Ranftl aus Ornbau wurde mit den Arbeiten betraut und entwarf für die Kreuzweg-Szenen moderne Bronzeplatten, die in den Sandstein-Bildstöcken befestigt wurden.

An der Kirche angekommen erläuterte Leicht den Bezug zum Wasser, der den Wolfgangstationen zu eigen ist. Obwohl die Kirche auf dem Berg steht, hat das Gebäude Probleme mit Wasser, weil eine Lettenschicht dieses nicht versickern lässt. Und obwohl eine gründliche Instandsetzung erst vor zehn Jahren begann, wies Leicht auf neue Risse am Chor hin, die durch den ungünstigen Untergrund bedingt sind. Das Gotteshaus, das Georg von Wolfstein 1472 errichten ließ, wurde 1552 zerstört. Nachdem der leonische Drahtzug Allersberg eine wirtschaftlich gesicherte Situation bescherte, ließ Jacob Gilardi die Kapelle 1702 wieder erbauen und stiftete zwei Messen an seinem und dem Namenstag seiner Frau, die noch heute hier gelesen werden, berichtete Leicht. Wenig später errichtete ein Einsiedler hier oben eine Klause. Später gab es hier ein Mesnerhaus, das in den 1960er Jahren abgerissen und gegenüber neu gebaut wurde.

„Die Bewohner pflegen das Areal vorbildlich“, lobte Leicht. In der Kirche erläuterte er die Legende des heiligen Wolfgang und die Gemälde, die ihn als Helfer bei verschiedenen Anliegen darstellen.

Für ihren Ende Juli verstorbenen Mann und Kreisheimatpfleger Georg Schultheiß erläuterte Eva Schultheiß etwa 25 Interessierten einige auf den ersten Blick rätselhafte Baureste nördlich von Pyras. Um 793 sei zum ersten Mal versucht worden, die europäische Hauptwasserscheide, die in der Region verläuft, für den Schiffsverkehr zu überwinden.

Zu viele Schleusen

Karl dem Großen sei es gelungen, mit einem Kanal und einer mit schiefen Ebenen verbundenen Weiherkette südlich von Weißenburg die Altmühl mit der Schwäbischen Rezat zu verbinden. Von 1836 bis 1845 habe der Ludwig-Donau-Main-Kanal die Wasserscheide überwunden, der aber wegen der vielen Schleusen, der neuen leistungsfähigen Eisenbahn und der geringen Tragfähigkeit der Schiffe bald nicht mehr den Anforderungen entsprach. 1921 wurde die Rhein-Main-Donau-AG mit dem Ziel gegründet, eine große Wasserstraße zu errichten. Um die Wasserscheide bei Hilpoltstein zu überwinden, waren auf der Trasse südlich der Stadt fünf Schleusen geplant.

Als 1938 die Autobahn Nürnberg - München fertig war, begannen die Arbeiter mit dem Kanalbau. Der Verlauf wurde eingemessen und in der Landschaft markiert, der Minbach bei Pyras unter einen längeren Durchlass verlegt. Da die Landstraße von Pyras nach Mindorf über den Kanal geführt werden musste, wurden Brückenpfeiler betoniert und zum Teil mit Natursteinen verblendet.

Virtuelle Rekonstruktion

Diese Baureste sind noch heute in einer Wiese gut zu sehen. Eine virtuelle Rekonstruktion auf der 2004 hier aufgestellten Informationstafel veranschaulicht dies Besuchern. Zusammengestellt wurde die Tafel damals vom ehemaligen Kreisheimatpfleger Ernst Wurdak, von Hans Trögl sowie von Georg, Eva und Anton Schultheiß. Auch bei Hofstetten und am Kränzleinsberg bei Hilpoltstein sind noch Spuren der Kanalbauarbeiten zu entdecken.

Eva Schultheiß hatte vergrößerte Fotos dabei, die eine noch bestehende Laderampe an der Gredl-Trasse zeigen und im Wald nordöstlich der Schweizermühle eine lange Reihe von Beton-Randsteinen, die für den Kanalbau bereits angeliefert waren. Zwei Fischweiher bei Mindorf zeugen von einer Kanal-Versuchsfläche, bei der Erfahrungen für das Abdichten gesammelt werden sollten.

Eingestellt wurden die Arbeiten, weil die Bauarbeiter zu Beginn des 2. Weltkriegs und 1942 auch die für sie eingesetzten Zwangsarbeiter in Nürnberg für die Industrie benötigt wurden. In den 1960er Jahren wurde diese Trasse aufgegeben.