Richtfest an "Fabrik der Zukunft"

4.6.2018, 18:20 Uhr
Richtfest an

© Foto: Leykamm

Ein knappes Jahr nach dem ersten Spatenstich verkündete Roths Geschäftsführer Wolfgang Lösch voller Freude, dass mit der Vollendung des Rohbaus nun ein weiterer Meilenstein der Firmengeschichte gesetzt werden kann: "Ich bin überwältigt von dem Anblick". Nach über 100 Jahren an der Stieberstraße beginne nun eine neue Zeitreise, die im Zeichen der Digitalisierung stehe.

Nicht minder groß war die Freude bei Klaus Probst, einst Chef der Leoni AG und seit einem Jahr Vorsitzender des Aufsichtsrats. Er gilt als "Urvater der Fabrik der Zukunft", wie es in einem Grußwort anklang.

Die Optionen einer Realisierung sind auch lange diskutiert worden. Am Ende der Überlegungen wagte das Unternehmen, das jährlich einen weltweiten Umsatz von fünf Milliarden Umsatz verbuchen kann, den Schritt. Über 90 000 Mitarbeiter beschäftigt es auf dem gesamten Globus, rund ein Hundertstel davon haben ihren Arbeitsplatz am Standort Roth. Und in diesen investiert Leoni nun insgesamt 90 Millionen Euro. Denn das Unternehmen sei ja hier auch groß geworden und habe es nun verdient, "in eine neue Basis einzuziehen." Mit dem Engagement in der Kreisstadt wolle man ein klares Bekenntnis zum Standort abgeben.

So sah dies auch Bruno Fankhauser, für die Kabelsparte zuständiges Mitglied des Vorstandes der Leoni AG. "Hier in Roth hat sich in über 100 Jahren ein enormes Know How aufgebaut, eine solche Entwicklung ist wohl weltweit einzigartig — wir glauben an diesen Standort." Er passe auch zur strategischen Neupositionierung des Unternehmens, das sich technologisch neu ausrichte. Der globale Lösungsanbieter für Energie- und Datenmanagement in der Automobilbranche und weiterer Industriebereiche will sein Portfolio erweitern: mit intelligenten Kabeln, Systemen und Dienstleistungen — für diese Innovationen biete die "Fabrik der Zukunft" (FDZ) ideale Rahmenbedingungen. Entwicklung und Fertigung hochmoderner Datenleitungen für autonomes Fahren und Energiemanagemant für Elektroautos zur Steigerung der Reichweite stehen nun verstärkt auf der Agenda. Damit will sich der "Global Player" ein anspruchsvolles Marktumfeld erobern und die Wertschöpfung hierfür soll in Roth bleiben, was durchaus mit weiteren, hochwertigen Arbeitsplätzen verbunden sein könne. "Damit haben wir einen kleinen Gegentrend zur Abwanderung in Billiglohnländer geschaffen." Und dies recht nachhaltig: Denn des Werk in Roth "sei nicht eines für die nächsten zehn Jahre." Sondern für die Zukunft, wie es der Name eben schon sage. "Die Megatrends Automatisierung und Digitalisierung sprechen eindeutig für diesen Standort". Bei den Investitionen gelte es dabei das Gesamtpaket aus Baumaßnahmen, Verbesserung von Prozessen und vielem mehr zu beachten. All dies mache die FDZ "zu einer speziellen Fabrik". Als Arbeitgeber wolle man etwas für die Region tun. Das dürfen die Arbeitnehmer in Roth übrigens auch: Seit 2013 wird wöchentlich eine unentgeltliche Mehrarbeit von drei Stunden geleistet.

Mit der Verwirklichung des Kompetenzzentrums sei der Landkreis "indirekt durch Sie beschenkt worden", richtete Landrat Herbert Eckstein das Wort an die Verantwortlichen. Zugleich lobte er die neuen Wege im Elektrobereich.

Lob gab es auch von Bürgermeister Ralph Edelhäußer ob der Einhaltung des Zeit- und Finanzplans des Projekts, was bei dieser Größenordnung beileibe keine Selbstverständlichkeit darstellt.

Ottmar Wittmann, Architekt und Geschäftsführer des beauftragten Planungsbüro Omlor-Mehringer, verwies auf die gewaltigen Eckdaten des Projekts: Schon im Herbst 2013 begann die Bauplanung auf dem 134 000 Quadratmeter großen Areal. 57 000 davon entfallen auf den Grundriss der Gebäude. Der umbaute Raum umfasst 465 000 Kubikmeter — "das entspricht 400 Einfamilienhäusern".

Ludger Koch, technischer Direktionsleiter des Hauptbauunternehmers Züblin, setzte noch eins drauf: 3500 Fuhren Beton seien bislang hier verbaut worden. Für die Produktionshallen sowie für den Verwaltungstrakt mit vier Ebenen.

Erleichtert, dass das Projekt so gut in die Umsetzungsphase gestartet ist, zeigte sich der Betriebsratsvorsitzende Winfried Baum: "Ein Traum wird wahr — auch den Unkenrufen zum Trotz". Sie waren vor allem in der Folgezeit der Finanzkrise laut geworden, die die Vorplanungen zur FDZ etwas verzögerten. Das alles ist Geschichte, derzeit tummeln sich täglich rund 200 Bauarbeiter auf der Baustelle. Haben sie ihre Arbeit getan, gilt es im ersten Halbjahr 2019 umzuziehen, was neue Herausforderungen mit sich bringt.

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