Festival in Hilpoltstein

Rock hinter der Burg: Mit harten Riffs "die Ohren desinfiziert"

23.8.2021, 06:04 Uhr
Die atmosphärisch angestrahlte Burg wurde auch diesmal ihrem Ruf als die perfekte Hintergrundkulisse gerecht.  

© Jürgen Leykamm, NN Die atmosphärisch angestrahlte Burg wurde auch diesmal ihrem Ruf als die perfekte Hintergrundkulisse gerecht.  

Zumindest was die Stimmung anbetrifft. Coronagemäß müssen aber Abstriche gemacht werden. So gilt es ein Hygienekonzept zu beachten und es sind nur drei Bands, die auftreten. Aber die präsentieren sich in bester Spiellaune und sorgen für einen rundum gelungenen Abend.

Dass diesmal im Gegensatz zur bisherigen Gepflogenheit Eintrittsgeld bezahlt werden muss, stört niemanden. Gebucht wird – aufgrund der Rückverfolgbarkeit – nach Biertischgarnituren, die diesmal das Geschehen bestimmen. Für die Kommunikation zwischen den Stücken ist das durchaus förderlich.

Die kraftvolle Stimme von Frontfrau Alice bestimmt den Auftritt von „Stop Inside“. Die Würzburger Band war von der „Location“ absolut begeistert.  

Die kraftvolle Stimme von Frontfrau Alice bestimmt den Auftritt von „Stop Inside“. Die Würzburger Band war von der „Location“ absolut begeistert.   © Jürgen Leykamm, NN

Die Veranstalter selbst aber müssen sich mit ihrer diesjährigen Kontrollfunktion erst noch anfreunden. Der Burganger ist zum Konzert nur von der Innenstadtseite begehbar. Auf Grundschulseite muss man im wahrsten Sinn des Wortes Zaungast bleiben. Zwei Schlaumeier versuchen die Absperrung zwar zu umgehen, werden aber gleich darauf höflich wieder hinauskomplimentiert.

Rund 130 Gäste

In die anbrechende Dunkelheit klimpern zunächst die beiden Gitarristen von „It goes X“ aus Nürnberg. Tobi an der Akustik- und Claudio an der E-Gitarre haben am gleichen Tag schon in Wassertrüdingen gespielt und verzaubern nun die rund 130 Burggäste. Sie singen für eine bessere Zukunft, vom vergehenden Schmerz und rufen musikalisch zum Durchhalten auf. Stimmungsvolle Saitenklänge wechseln sich mit Gute-Laune-Songs ab. „Ich will wieder zurück aufs Festival“, platzt aus den Kehlen die Sehnsucht der coronapausegeplagten Musiker heraus.

Derweil sucht sich das Publikum mit den Pandemie-Regeln zu arrangieren: Am Tisch bleiben, Laufrichtung einhalten, Maske tragen beim Gehen über den Platz. Pünktlich zum Auftritt von „Prevolution“ aus Garmisch Partenkirchen erklimmt auch das Zeller Ehepaar Andreas und Birgit Heindl die Burg. Die beiden haben erst noch „Smokestack Lightnin’“ im Kreuzwirtskeller gelauscht.

Das Publikum von „Rock hinter der Burg“ ließ sich von den Corona-Vorgaben die ausgelassene Stimmung nicht vermiesen.  

Das Publikum von „Rock hinter der Burg“ ließ sich von den Corona-Vorgaben die ausgelassene Stimmung nicht vermiesen.   © Jürgen Leykamm, NN

In Slash-Manier toben sich die Jungs aus dem tiefen Süden an Gitarre und Bass aus, während die Haare vor ihren Köpfen wehen und sie zu den Saiten hin zu ziehen scheinen. Im Publikum hat man längst einen Weg gefunden, coronagerecht das Tanzbein zu schwingen. Und hinter der kleinen Getränketheke rocken Chrissy und Yannik ordentlich ab, bevor sie das nächste Pils aushändigen.

Teuflische Liebe

Zu den harten Riffs geht es in den Texten ernst zur Sache. Die Liebe kann auch mal ein Teufel sein, beklagen die Prevolutionäre. Und auch ihre Gedanken zur Krieg und Frieden knattern durch die Mikros direkt in die Gehörgänge. Zwischendrin sind auch mal fetzige Funkklänge zu hören. Wie es den Heindls bisher gefällt? „Super!“ kommt die kurze und deutliche Antwort. Ein bisschen „Linkin Park“, etwas „Metallica“: Die Band versteht sich auf abwechslungsreich gestrickte Songs und wagt sich auch an zwei neue Stücke, die erst am Abend vor dem Auftritt fertig wurden.

Eine Akustik- und eine E-Gitarre – mehr brauchen Tobi und Claudio von „It goes X“ nicht für einen gelungenen Auftritt.  

Eine Akustik- und eine E-Gitarre – mehr brauchen Tobi und Claudio von „It goes X“ nicht für einen gelungenen Auftritt.   © Jürgen Leykamm, NN

„Das wird jetzt entweder supergeil oder es geht voll in die Hose“, stimmt die Gruppe auf den Doppelpack ein. Der Beifall und hochdonnernde Nebelkanonen zeugen vom Gelingen. Beim letzten Stück „Lost“ fühlt sich jeder angesprochen, der sich in diesen Pandemiezeiten irgendwie verloren fühlt und trotzdem auf den Bänken tanzt – was erlaubt ist.

Endlich wieder auftreten

Wir haben eineinhalb Jahre darauf gewartet, hier bei Euch zu spielen“, sagt Sängerin Alice von „Stop Inside“ aus Würzburg zu Beginn des Bandauftritts. Und liefert alternativen Heavy Metal vom Feinsten. Die kraftvolle Stimme der Frontfrau und das typische „Growlen“ ergeben eine wunderbare Kombination. Erinnert irgendwie ein bisschen an „Nightwish“ mit einem Schuss „Arch Enemy“.

Partystimmung trotz Corona herrschte bei „Rock hinter der Burg“ in Hilpoltstein.

Partystimmung trotz Corona herrschte bei „Rock hinter der Burg“ in Hilpoltstein. © Jürgen Leykamm, NN

Energie, Ewigkeit und das eigene Dahinschwinden – es sind große Themen, die hier angepackt werden. „Weck mich auf, bring mich zum Weinen – und sag mir, dass alles in Ordnung ist“: So auf und ab wie die Gemütslagen in dieser Zeile bewegt sich auch die musikalische Achterbahn der Band. Die teils düsteren Texte stehen im direkten Kontrast zu der ungebändigten Lebensfreude, welche die Mitglieder ausstrahlen.

Mit Lob für den Ort wird nicht gespart: „Was für eine geile Location – einfach unfassbar!“, jubelt Alice ins Mikro. An einem Tisch erlaubt man sich, die Corona-Regeln zu veräppeln und rennt vorgabengerecht um den Tisch, der immer mit einer Hand berührt wird. „Das war jetzt richtig gut“ sind am Ende auch die Heindls erfreut, die schließlich wie alle Besucher in eine fast klare Vollmondnacht entlassen werden.

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