Roth: Alleingänge zum Rathaus und ins Landratsamt

25.8.2017, 19:55 Uhr
Roth: Alleingänge zum Rathaus und ins Landratsamt

© Foto: Gsänger

Zuletzt hatte es 1990 eine Landratswahl gegeben, die gar keine richtige war. Denn mit Dr. Helmut Hutzelmann (CSU) stand damals nur ein Name auf den Wahlzetteln. Die SPD hatte seinerzeit auf einen Gegenkandidaten verzichtet, weil Hutzelmann ein Mann des Ausgleichs war, der über die Parteigrenzen hinaus Achtung genoss.

Drei Jahre später starb Hutzelmann an einem Herzinfarkt und die Wahlberechtigten wurden völlig unvermittelt zu einer außerplanmäßigen Landratswahl an die Urnen gerufen. Aus dem Rahmen der übrigen Kommunalwahlen fiel nicht nur der Termin, sondern auch das Ergebnis: Der junge Herbert Eckstein sorgte damals in der Stichwahl gegen den favorisierten Hugo Mailinger (CSU) mit 51:49 Prozent der Stimmen für einen politischen Paukenschlag. Erstmals stand damit ein Sozialdemokrat an der Spitze des in weiten Teilen ja noch ländlich geprägten Landkreises Roth. Für die gerade auf dem Land so starken Christsozialen war das ein Resultat, das sie sich zuvor nur schwer hatten vorstellen können.

Theoretisch könnte der Landrat inzwischen in den politischen Ruhestand treten. Denn seit über 23 Jahren steht der Wendelsteiner an der Spitze des Landkreises, Anfang Januar feierte er seinen 61. Geburtstag. Anlässlich seines 20-jährigen Dienstjubiläums hatte er gesagt, dass er nur Landrat sein könne, wenn er das nötige Feuer und die Leidenschaft für sein Amt noch in sich spüre. Anscheinend tut er das.

Ein landesweites Novum gibt es aus Georgensgmünd zu vermelden: Dort tritt Ben Schwarz (SPD) erneut als Bürgermeisterkandidat an. Einstimmig fiel das Ergebnis der Nominierung der Georgensgmünder SPD für Schwarz aus. Dass sich die Gmünder auch jenseits aller Parteigrenzen weiterhin ihr 41-jähriges Gemeindeoberhaupt auf den Chefsessel ins Rathaus wünschen, zeigt die bemerkenswerte Tatsache, dass die CSU – wie vor sechs Jahren – den SPD-Mann Ben Schwarz als Kandidaten nominiert hat. Beide Parteien werden mit der gemeinsamen Liste SPD/CSU antreten.

Seit 1976 wurden im Bundestagswahlkreis 246, der die Landkreise Roth und Nürnberger Land umfasst, bei jeder Bundestagswahl die Direktkandidaten der CSU gewählt. So zuletzt 2013, als Marlene Mortler mit 50,6 Prozent der Stimmen in den Bundestag einzog. Mortler ist heuer wieder ambitionierte Anwärterin auf den Platz in Berlin.

Die SPD hat schon einiges versucht, um im Bundestagswahlkreis Roth bestmöglich zu punkten. Bei der letzten Wahl 2013 stellte die Partei mit Christian Nürnberger einen recht prominenten und argumentationsstarken Buchautor als Direktkandidaten auf – doch auch der talkshowgestählte und das Zuspitzen politischer Thesen gewöhnte Publizist unterlag mit einem Erststimmenanteil von 27,7 Prozent der erfahrenen CSU-Mandatsinhaberin Marlene Mortler deutlich.

Auch über die Landesliste gelang Nürnberger der Sprung ins Bundesparlament nicht, da die bayerische SPD ihn auf Platz 33 gesetzt hatte.

Schwer dürfte es heuer auch Alexander Horlamus haben. Der 32-jährige Rechtsanwalt aus Lauf an der Pegnitz tritt als Direktkandidat für die SPD im Bundestagswahlkreis an und sieht sich mit Marlene Mortler einer Kandidatin aus derselben Stadt gegenüber.

Offenbar war es den Delegierten des Landeslistenparteitags in Nürnberg wichtiger, die bereits mit Mandaten ausgestatteten Abgeordneten aus der Städteachse Nürnberg-Fürth-Erlangen mit möglichst aussichtsreichen Listenplätzen abzusichern, als den jungen Kandidaten im Riesen-Wahlkreis Roth auch nur mit theoretischen Chancen auszustatten — Horlamus wurde auf Platz 36 gesetzt, was bei der SPD in den beiden Landkreisen für reichlich Frust sorgte. Zur Einordnung: Mit einem Zweitstimmenanteil von 20,0 Prozent in Bayern bei der letzten Bundestagswahl konnte die bayerische SPD 22 Abgeordnete über die Landesliste nach Berlin entsenden.

Also wird der Bundestagswahlkreis 246 wohl auch nach dem 24. September nur von einer Abgeordneten vertreten werden. Die CSU weiß, was sie an der 61-jährigen Marlene Mortler hat. Eine zuverlässige, bodenständige Stimmengarantin, die man zumindest im Nürnberger Land niemandem mehr vorstellen muss.

Mit 151 von 152 Delegiertenstimmen wurde sie wieder als Direktkandidatin nominiert. 2002 kandidierte Mortler erstmals erfolgreich für den Bundestag und errang das Direktmandat, das sie 2005, 2009 und 2013 verteidigte. Sie ist bis dato auch Drogenbeauftragte der Bundesregierung.

Für die FDP tritt der Kunsthändler Andreas Neuner (48) aus Rückersdorf an, der schon für verschiedenste Ämter kandidierte. Die Grünen haben die Kreisrätin Gabriele Drechsler (57), eine selbständige Textilreinigungsmeisterin aus Schwarzenbruck nominiert, die Linken den Therapeuten Helmut Johach (75, Rednitzhembach) und die AfD ihren mittelfränkischen Bezirkschef Siegfried Lang (52, Burgsalach). Ferner tritt für die Freien Wähler Wolfgang Hauber aus Weißenburg, für die Piraten-Partei Jonas Richard Schwemmer aus Simmelsdorf und für die ÖDP Walter Stadelmann aus Schwarzenbruck an.

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