Roth: Fröhlich, locker und verblüffend gut

18.6.2020, 16:10 Uhr
Roth: Fröhlich, locker und verblüffend gut

© Archivfoto: Tobias Tschapka

Für Carolin Brandl und "ihre" Musiker war die Probe vergangene Woche das erste gemeinsame Üben seit Mitte März. "Wir haben mit zehn Leuten geprobt. Mehr geht nicht", erklärt die Vorsitzende der Hilpoltsteiner Stadtkapelle. Denn die Abstandsregelungen für Blasmusiker seien nicht ganz leicht einzuhalten. Zwei Meter Abstand sind von Instrument zu Instrument vorgeschrieben, erzählt sie.

Nach einer Mitteilung des Nordbayerischen Musikbundes dürfen seit Montag sogar wieder alle Musiker einer Kapelle gemeinsam proben, was allerdings auch nicht so einfach sei, wie Carolin Brandl meint. Mehr als zehn der 40 Musikanten könnten im Probenraum der Hilpoltsteiner Stadtkapelle an der Grundschule aus Kapazitätsgründen nicht proben. Jedenfalls nicht unter Einhaltung der Corona-Auflagen. Wenn allesamt proben möchten, müsste man auf den Pausenhof ausweichen – bei dem aktuellen Wetter nicht unbedingt empfehlenswert.

Im Probenraum müssten nach 20 Minuten für zehn bis 15 Minuten die Fenster zum Lüften geöffnet werden, fährt Carolin Brandl fort, die aber nicht klagen will. "Wir sind schon froh, dass wir wenigstens ein bisschen was machen dürfen", betont sie angesichts der langen Zwangspause. Schließlich geht es nicht nur ums Proben, sondern in erster Linie um ein stimmiges Zusammenspiel.

Das Stadtorchester Roth habe am Dienstag das erste Mal seit drei Monaten wieder gemeinsam geprobt, erzählt Stadtkapellmeister Walter Greschl. "Das war so fröhlich und locker – und verblüffend gut", freut er sich. Dank des neuen Orchestersaales habe man viel Platz, daher könne man sogar mit allen Musikern proben – und gleichzeitig den nötigen Zwei-Meter-Abstand einhalten.

"Wir planen sogar Konzerte im Juli." Man hoffe, dass die Raiffeisen-Sommerserenade am Freitag, 17. Juli, ab 19 Uhr, im Rother Stadtgarten über die Bühne gehen kann. Bei freiem Eintritt und natürlich nur bei gutem Wetter. "Damit endlich mal wieder was Musikalisches in der Stadt läuft", so Walter Greschl.

Auch die Meckenhausener Blaskapelle "probt seit vergangener Woche wieder. In kleineren Gruppen", sagt der Vorsitzende Markus Waldmüller. Acht bis zehn Leute dürften im Übungsraum miteinander musizieren. Wie man alle 35 Blasmusikanten unter einen Hut, sprich: in einen Raum bringen und dabei den Sicherheitsabstand wahren soll, sei ihm noch nicht ganz schlüssig. So belasse man es erstmal bei kleinen Gruppen.

Die Proben noch ganz zurückgestellt hat die Blasmusik der DJK Abenberg, weil man die gesetzlichen Vorgaben gar nicht einhalten könne, sagt Abteilungsleiter Hans Bayer. Die 42 Musiker der Kapelle sollen lieber zuhause üben. In kleineren Gruppen zu proben, sei nicht sinnvoll, "schließlich geht es ja ums Zusammenspiel", so Bayer. "Die Gemeinschaft fehlt uns schon sehr." Er hofft zudem inständig, dass durch die lange Zwangspause und die Absage aller Auftritte nicht der eine oder andere das Interesse an der Musik ganz verliert.

Vor zwei Wochen habe man zumindest wieder mit der Ausbildung im Einzelunterricht begonnen – unter strengen Regeln: Nur Lehrer und Auszubildender dürfen sich im Raum aufhalten bei einem Mindestabstand von zwei Metern. Bayers großer Wunsch: "Wir hoffen, dass auch für die Blasmusik bald Lockerungen kommen und dass wir bald wieder gemeinsam proben dürfen."

Ganz düster schaut es bei den Gesangvereinen aus, wie Evi Brandl, Vorsitzende des Gesangverein 1857 Hilpoltstein, wissen lässt. Natürlich könnte man am Burganger proben. Aber dies sei eben wetterabhängig. Ein großes Handicap für den Gesangverein: Es würden auch zahlreiche "ältere Semester" dabei sein, die zu den Risikogruppen gehören, beschreibt die Vorsitzende ein Problem, dass sich bei "ihrem" Gesangverein auftut.

Zusätzlich zu den Einschränkungen bei den Proben würden auch finanzielle Probleme auf die Sängervereinigung zukommen. Durch die Absage von größeren Veranstaltungen fehlten natürlich auch Einnahmen. Das für Ende Mai geplante Konzert am Burganger fiel dieser Verordnung schon zum Opfer. Ihm folgt der zur Burgfesteröffnung geplante Auftritt Anfang August.

Weiter will Evi Brandl gar nicht denken und hofft, dass nicht auch noch das Adventskonzert wegen dem Virus abgesagt werden muss. Und sie fürchtet auch, dass sich gerade die älteren Mitglieder ans Zuhausebleiben gewöhnt haben und künftig den Proben fern bleiben könnten.

Auch Brigitte Reindl, Vorsitzende des Gesangverein Fidelio 1873 Roth, winkt leicht frustriert ab. "Vor September werden wir wahrscheinlich nicht zusammen proben", sagt sie. Selbst wenn, wie Kunstminister Bernd Sibler gerade verkündet hat, Chöre ab 22. Juni wieder üben dürften – mit Mindestabstand, Lüftungsintervallen und begrenzter Probendauer, sei das Risiko in ihrem Chor zu groß.

"Wir haben lauter ältere Herrschaften so ab 70 Jahre aufwärts, wenn da irgendwas passieren würde, würden wir uns ewig Vorwürfe machen." Man habe zwei Konzerte und alle Ausflüge abgesagt und natürlich würden die Sängerinnen und Sänger die Gemeinschaft vermissen, aber die Sicherheit gehe gerade in dieser Altersgruppe vor. Aus diesem Grund will Brigitte Reindl lieber abwarten: "Vielleicht ist ein lockeres Treffen im Juli möglich", hofft sie.

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