Roth hat ein Aha-Erlebnis in Sachen Hallenbad

8.2.2020, 14:00 Uhr
Roth hat ein Aha-Erlebnis in Sachen Hallenbad

© Foto: Carola Scherbel

Ziel der Fahrstrecke war das knapp 200 Kilometer entfernte "elypso" in Deggendorf, das 2019 als "bestes kommunales Schwimmbad" der Stiftung "Lebendige Stadt" gekürt wurde. Mittelfristiges Ziel der Fahrt jedoch: die Vorbildsuche für ein eigenes Hallenbad in Roth.

Vergleichbar ist fast nur die Einwohnerzahl: Deggendorf in Niederbayern hat rund 37.000 Einwohner, Roth liegt bei knapp 27.000 – und wächst gerade weiter. Gar nicht vergleichbar ist die Badelandschaft: In der Triathlonstadt Roth gibt es ein schönes Freibad, aber über ein Hallenbad wird seit vielen Jahren nur gesprochen. Deggendorf hat seit Ende 2003 das Ganzjahresbad "elypso". Nachdem Hallen- und Freibad damals zur Sanierung anstanden, wurde, begleitet von vielstimmiger Kritik, jenseits des Stadtzentrums der große gemeinsame Wurf gewagt.

Roth hat ein Aha-Erlebnis in Sachen Hallenbad

© Foto: Carola Scherbel

Allerdings hat die Stadt das Ganzjahresbad zunächst an einen externen Badbetreiber vergeben. Das verursachte ziemliche Anlaufschwierigkeiten, wie Betriebsleiter Johann Dollmaier der Rother SPD- und Stadtratsgruppe um Ortsvorsitzenden Steven Gruhl und Fraktionssprecher Andreas Buckreus erzählt. Nach drei nicht übermäßig erfolgreichen Jahren nahmen die Deggendorfer Stadtwerke den Badbetrieb schließlich selbst in die Hand – und die Zahlen der Besucher gingen nach oben, die des Defizits nach unten.

Die Aufgüsse spülen Geld in die Kasse

Die Gründe dafür liegen, so Dollmaier, nicht nur, aber auch in der Currywurst: Der Gastronomiebereich, in dem allein die drei Favoriten Currywurst mit Pommes, Vitalsalat und günstiges Tagesgericht 34.000 Mal im Jahr verkauft werden, macht 1,25 Millionen Euro Umsatz jährlich. Und der Sauna-Bereich mit sieben Saunen, idyllischem Naturschwimmteich, Liegewiese und eigenem Ruhehaus kommt auf 100.000 Gäste pro Jahr – "ein Ergebnisbringer", sagt Dollmaier, auch weil in die neue, noch größere Sauna mit Showaufgüssen und Eventabenden jetzt noch mehr Besucher reinpassen – und auch wirklich reingehen. Das Ergebnis in Zahlen: Der Erlös pro Saunagast liege bei 11,50 Euro, pro Badegast bei 4,80 Euro.

Insgesamt kommt das Bad mit seinem Kleinkindbereich samt Geburtstagspiratenschiff (für 390 Geburtstagsfeiern jährlich), mit 25-Meter-Becken innen und 50-Meter-Sommerbecken außen, mit Black Hole und Rafting-Slide-Rutsche, mit Whirl-, Schwall-, Brodel- und Strömungswelten, mit Solarium, Dampfbad, Saunalandschaft, Beachvolleyball und Beachbar inzwischen auf 368.000 Besucher im Jahr.

Roth hat ein Aha-Erlebnis in Sachen Hallenbad

© Foto: Carola Scherbel

Und das Defizit lag 2019 sogar unter 200.000 Euro, verkündet der Betriebsleiter stolz. Am Anfang seien es 700.000 Euro gewesen – diese Summe wiederum lässt sich mit den Rother Zahlen vergleichen, wo das Freizeitbad ähnlich hohe Miese schreibt.

Größeres Plus neben dem Becken 

Für die Gäste aus Roth haben sich mit dem Besuch einige Fragen schon beantwortet: "Eventuell müssen wir bei Sauna- und Gastrobereich noch ein bisschen draufsatteln und die Wasserflächen attraktiver machen", sagt Andreas Buckreus über die Pläne für die Kreisstadt. Denn die Lösung liege darin, "was man für die defizitären Wasserflächen reinholen kann". Die Ideen aus dem "elypso" will er mitnehmen, obwohl für ein Hallenbad in Roth jüngst eine Machbarkeitsstudie (für 25- oder 50-Meter-Becken und kleinen Sauna- sowie Kleinkindbereich) in Auftrag gegeben worden ist.

Da rund um Roth derzeit Hallenbäder saniert (Georgensgmünd und Hilpoltstein) oder gebaut (Schwabach) werden, sieht Buckreus die Hoffnung für ein nicht allzu defizitäres Bad in der Alleinstellung – mit mehr statt weniger Wellness. So dass es neben Schülern, Sportlern, Vereinen und einheimischen Schwimmfans auch Gäste aus der weiteren Umgebung anzieht.

Geschafft war mit dem Rundgang im und ums "elypso" herum auf jeden Fall, dass sich alle interessiert und beeindruckt zeigten – auch der Bürgermeister lobte die "überkonfessionelle Bildungsreise" mit Vertretern mehrerer Parteien. Und Buckreus freute sich: "Auch wenn das Deggendorfer Bad natürlich nicht eins zu eins bei uns umsetzbar ist, zeigt es uns doch, dass es funktionieren kann – mit sensationell niedrigem Defizit."

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