Roth: Kinder haben eine "überschaubare Lobby"

3.5.2020, 17:19 Uhr
Roth: Kinder haben eine

© Foto: Yevheniia Frömter

  Hinsichtlich der Ausgangsbeschränkung und Schließung von Schulen und Kinderbetreuungsstätten fühlen sich viele der Teilnehmer in ihren Grundrechten beschnitten. Ihren Unmut drückten die Familien dabei gemäß der Abstandsregeln mit Transparenten, Schildern und Kreidemalereien auf der Straße aus.

"Wir wollen auf die Bedürfnisse von Familien mit Kindern aufmerksam machen", erklärte Initiator Michael Oberfichtner aus Roth. Unter Aufsicht der Polizei und zahlreichen Ordnungskräften demonstrierten rund 50 Personen gegen die verhängten Maßnahmen. "Ziemlich übertrieben" seien die geltenden Vorschriften der Regierung momentan, meinte Oberfichtner. Er habe auf seinen Aufruf regen Zuspruch erhalten. Sogar bei Menschen in über 100 Kilometer Entfernung habe sein Vorgehen Interesse geweckt. Oberfichtner hat selbst zwei Kinder, die ebenfalls zu Hause betreut werden müssen: "Wir haben aber keine Probleme, da wir einen großen Garten haben." Eher denkt der Vater an Familien mit kleinen Wohnungen und mit beschränkten Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.

Zwar ist sich Oberfichtner bewusst, dass jede Lockerung eine höhere Infektionsgefahr bedeuten könne. Doch: "Die Gesellschaft muss sich selbst überlegen dürfen, was verantwortet werden kann." Es geht ihm allerdings nicht darum, dass sämtliche Schulen und Kindergärten sofort wieder öffnen – eher will er eine familienerträgliche Lösung der Situation bewirken. Auch Spielplätze könnten seiner Meinung nach wieder begehbar gemacht werden: "Kinder sind sehr wohl in der Lage, sich diszipliniert zu verhalten und Abstand zu wahren." Bei solchen Entscheidungen sehe er in erster Linie die Kommunalpolitik in der Pflicht. "Die Gemeinden kümmern sich nicht darum und überlassen alles der Staatsregierung." Für Oberfichtner sind regionale Entscheidungen deshalb sinnvoller: "Eine Großstadt kann nicht mit einem Dorf verglichen werden."

Ein Bild vor Ort machte sich auch Bürgermeister Ralph Edelhäußer. "Das Engagement für Kinderrechte ist gut. Eine solche Aktion macht mehr Sinn als für Bundesligaspiele zu demonstrieren." Schließlich seien die großen Fußballvereine Wirtschaftsunternehmen: "Und so müssen sie auch behandelt werden." Dagegen hätten Kinder lediglich eine "überschaubare Lobby". Deshalb sei eine solche Demonstration ein gutes Podium. "Es ist wichtig, dass jemand auf solche Probleme aufmerksam macht." Die Stadtverwaltung könne jedoch von sich aus nichts unternehmen. "Wir verfolgen die Mitteilungen der Landes- und Bundesregierung mit großer Aufmerksamkeit. Oft komme es dann auf Ausformulierungen an, die im Detail nicht immer verständlich sind. Das macht es uns Kommunen oftmals schwer", klagte Edelhäußer.

 

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