Sagenhafter Fels

10.9.2007, 00:00 Uhr
Sagenhafter Fels

© Unterburger

Der Druidenstein ist ein Eiszeitfindling, drei Meter breit, viereinhalb Meter lang und 1,80 Meter hoch. Das Naturdenkmal ist der auffallendste Sandsteinbrocken, den man in dieser Gegend findet. Schulklassen besuchen ihn, Wanderer und Spaziergänger zieht es zu ihm hin, Malern und Dichtern diente er als Motiv.

Wegen seines mächtigen Aussehens ist es nicht verwunderlich, dass dieser imposante Felsbrocken mitten in einem tiefen Waldgebiet zu allerlei Vermutungen und Deutungen führte. Mit Druiden, also heidnischen Priestern, und Druden (Geistern) brachte man ihn in Verbindung. Vor allem Ende des 19. Jahrhunderts entstanden haarsträubende Sagen um ihn, die von fantasiereichen Heimatforschern und von «germanentrunkenen» Lehrern stammen und den «Druidenstein» zur Stätte mystischer Verehrung hochstilisierten.

Eine recht schauerliche Sage, von der einstigen Abenberger Burgherrin Schott unter ihrem Mädchennamen Laura von Schröder 1908 erzählt und in einer kleinen Broschüre veröffentlicht, berichtet von diesm Ort.

«Ola, der Sohn Odilos, des Herzogs auf dem Heidenberg, und Hilmgard, die Tochter Walkmars, der in Abenberg Häuptling seines Stammes war, liebten einander, obwohl zwischen den Vätern tödlicher Hass herrschte. Ola geriet in die Gefangenschaft Walkmars. Hilmgard wollte ihn aus der mitten im See gelegenen Pfahlhütte, die als Gefängnis diente, befreien. Dabei erstach sie den Wächter und wurde selbst vom Druiden gefangen genommen.

Bei dem schon am nächsten Tag am Druidenstein stattfindenden Volksgericht sprach der Druide das Urteil: Auf dem Opferstein wurde Ola vor den Augen des ganzen Volkes die Kehle durchgeschnitten. Das in der Blutrinne ablaufende Blut sammelte man in der Hirnschale des Getöteten, und Hilmgard sollte es als Mörderin und Verräterin an der eigenen Sippe als grässliche Strafe noch warm und schäumend trinken.»

Herren und Grafen kämpften

Eine andere Sage schildert einen Kampf zwischen den Herren von Stein und dem Grafen von Abenberg. Anlass zu diesen blutigen Sagen gaben die Rinnen, die sicherlich durch Verwitterung entstanden sind, aber als «Blutrinnen» gedeutet wurden. Auch die herausgemeißelte Nische, als «Zehntgrafensitz» angesehen, ist auf den Rittersbacher Forstwart von Weyern zurückzuführen, der um 1880 eine Gedenktafel anbringen ließ.

Aus den so entstandenen «geheimnisvollen» Steinformen machte ein einfallsreicher Journalist, wohl inspiriert von den Sagen, im Juli 1910 in einem Artikel einer Nürnberger Ausflugszeitung kurzerhand Sitze germanischer Richter - einen für den Oberrichter oder «Graven», einen zweiten für den stellvertretenden Beisitzer.

Die Bevölkerung griff die fantasievollen Geschichten um den Felsen auf und verbreitete sie. Die Bezeichnung «Druidenstein» setzte sich rasch durch. Doch auch mehrmalige gezielte Grabungen am Hohlen Stein und in seiner Umgebung haben nichts zutage fördern können, was die wilden Spekulationen bestätigen würde.