Sauna für Bienen hilft beim Kampf gegen die Varroa-Milbe

7.4.2015, 16:42 Uhr
Sauna für Bienen hilft beim Kampf gegen die Varroa-Milbe

© Foto: Götz

Richard Rossa, Cornelia Rossa-Comes und Florian Deising haben mit ihrer Entwicklung die Idee der Hyperthermie (Überhitzung) aufgegriffen, die zum Ende des vergangenen Jahrtausends ersonnen wurde, sich aber bei der Milbenbekämpfung in Bienenvölkern nicht durchgesetzt hat. Stattdessen kam die Industrie mit einer Art Chemotherapie zum Zug, bei der die Schädlinge mit verschiedenen Säuren abgetötet werden – mit entsprechenden Rückständen.

Die dabei entstandenen Strukturen sind der Grund dafür, warum das Trio jetzt durch die Lande tingelt, solche Vorführungen organisiert und um finanzielle Unterstützer sowie Käufer wirbt. Immerhin, es bahnt sich, so Florian Deising, eine Zusammenarbeit mit einem Bieneninstitut an, das die Erkenntnisse der Pioniere bewertet und mit Studien auf eine wissenschaftliche Basis stellt.

Finanzielle Starthilfe

Die Drei von der „Bienen-Sauna“ haben in vierjähriger Arbeit eine Methode entwickelt, die ihrer Ansicht nach jetzt marktreif ist. Etwa ab August können die Saunen geliefert werden. Die finanzielle Starthilfe wurde über ein Crowdfundig organisiert, bei dem 68 000 Euro zusammenkamen. 40 000 Euro davon wurden in die erste Kleinserie gesteckt.

Imker, die sich die Bienen-Sauna anschaffen, werden in die Feinjustierung der Steuerung eingebunden. Mit ihren Daten wird die Software präzisiert, die Updates gibt es dafür kostenlos. Ein eigenes Forschungsprogramm kann sich die Gesellschaft nicht leisten.

Das Wirkungsprinzip der Sauna: Über ein Heizgebläse mit vier getrennt steuerbaren Ventilatoren wird ein Bienenstock sanft auf 42 Grad geheizt. Ab 39 Grad setzt bei den Varroamilben-Larven eine Proteinveränderung ein, die tödlich wirkt (der Wirkungsgrad soll bei 85 bis 90 Prozent liegen). Bienenlarven und erst recht die ausgewachsenen Exemplare sind um mindestens drei Grad robuster, überleben also die Wärmebehandlung. Der Unterschied zu der früher am Markt gescheiterten Hyperthermie ist eine langsame, gleichmäßige und punktgenaue Erwärmung bei ständiger Regelung der Feuchte.

Nebeneffekt: Bienen werden aktiv

Vorzugsweise schaltet man die Sauna an, wenn die Bienen keine Brut haben, also in der kalten Jahreszeit. Das drückt den Saunagang von zweieinhalb auf eine Dreiviertelstunde, hat aber auch den Nebeneffekt, dass die Bienen aus der Winterruhe geweckt und aktiv werden. Florian Deising und Richard Rosse beruhigten die nachfragenden Imker, ob man die Bienen da nicht in den Kältetod schicke: „Die Tiere sind nicht dumm. Sie drehen allerhöchstens eine kleine Runde, koten ab und kommen sofort in den Stock zurück.“

Eine zweite Behandlung empfiehlt sich nach der Honig-Ernte. Wie Cornelia Rossa-Cormes erklärte, können je nach Milbendruck auch drei bis vier Saunagänge pro Jahr durchgeführt werden. Negative Nebenwirkungen habe man noch nicht entdeckt, vielmehr habe man beobachtet, dass die Bienen nach der Winterbehandlung durch den Wärmeimpuls im Frühjahr ein bis zwei Wochen früher aktiv würden.

Zuchtprogramm

Neben der Varroa-Abtötung hat die Sauna drei weitere Programme zur Wahl: Ein Königinnenzuchtprogramm, das mit einer konstanten Temperatur von 36 Grad arbeitet, eine geregelte Luftbefeuchtung über einen Ultraschallverdampfer für die Brutzeit und einen Wasserentzug für den Honig.

Den Saunaeinschub gibt es in den Größen von zwei gängigen Bienenkästen. Eine Einheit ist für zehn Bienenvölker ausgelegt. Nach fünf Jahren soll sie sich amortisiert haben. Die teuerste Variante mit Akku-Versorgung kostet rund 1500 Euro, das Netzteilmodell ist etwas günstiger. Interessenten können beim Aufbau der Sauna selbst Hand anlegen. Vom 25. bis 29. Juni und 19. bis 24. August finden in einem alten Brauhaus im Altmühltal Bauwochenenden statt, an denen sich zehn bis 15 Personen beteiligen können.

Weitere Informationen unter www.bienensauna.de. Die Sendung über die Vorführung wird auf WDR 3 am Montag, 20. April, ausgestrahlt.

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