Schrecksekunden bei der Unterdorfer Kirchweih

18.8.2019, 17:51 Uhr
Schrecksekunden bei der Unterdorfer Kirchweih

© Jürgen Leykamm

Doch der erfahrene Holztransport-Unternehmer Franz Kummerer weiß mit solchen Situation gekonnt umzugehen. Mit Bedacht legt er vom Fahrerhaus dem Gehölz die "Zügel" wieder etwas fester an und die Talfahrt ist gestoppt. Lediglich die angebrachten Kränze schwingen noch wie benommen kräftig hin und her. Die Schrecksekunden der Aktion sind überstanden. Es ist eben alles dabei an diesen Festtagen: Spiel, Spaß und Spannung.

Schon am Freitag der erste Höhepunkt: Gleich an zwei benachbarten Standorten wird ordentlich eingeheizt. Im und hinter dem Torbogen der "Krone" feiern die "Unterdorfer Kerwamoidla und -buam" (UKB) ihre Cocktailparty, nebenan beim "Gerberwirt" geht es schon eineinhalb Stunden vorher "Vuglwild" zur Sache – so verspricht es der genau so lautende Namen der Kapelle. Es wird ein langer Abend und eine lange Nacht. An viel Schlaf ist nicht zu denken. Denn um acht Uhr morgens macht sich am Samstag die Kirchweihgesellschaft auf in ein Oberdorfer Waldstück, um den rund 30 Meter hohen Prachtbaum zu schlagen.

Interessante Kleiderwahl

In den frühen Mittagsstunden zieht Claus Lederer ihn auf seinem Traktor quer durch den Ort und zurück zum Marktplatz. Auf dem Stamm sitzend sind: "Plotzknecht" Ingbert Schwarz, zugleich Chef der "Kerwagesellschaft", und seine "Plotzmoid" Luisa Lederer; außerdem das Nachfolgepaar 2020, Jonas Schiller und Eva Drechsel.

Es ist ein interessantes Bild: Die Damen in lässiger Freizeitkleidung, die Herren allesamt in weißen Unterhemden. Die hat ihnen Johannes Sieghardt verordnet. Der Feinripp lebt wieder auf. Warum? Weil UKB eben doch für "Unterhemden-Kerwabuam" steht, so der letztjährige "Plotzknecht" schelmisch.

Mit Musik geht‘s besser

Bläserklänge ermutigen die fleißigen Helfer, die den Baum noch schmücken und fürs Aufstellen "präparieren". Erste Tänzchen werden gewagt – noch ganz ohne Baum.

Mit Schwung zieht Franz Kummerer schließlich die Fichte nach oben; unter den staunenden Zuschauern ist auch das Ehepaar Bernd und Karin Heidrich, das erst kürzlich von Osnabrück nach Thalmässing gezogen ist. Die Kirchweih und das Aufstellen des Baumes "kann man sich natürlich nicht entgehen lassen", meinen beide vergnügt.

Während die "Boum" einen Keil nach dem anderen in den Schaft treiben, um die Fichte zu fixieren, eilen die "Moidla" mit den Hüten herbei, um Maß zu nehmen. Die Kopfbedeckungen, die beim Tanz um den Baum zum Einsatz kommen, werden im Kronensaal von den Damen hübsch verziert. Auch sie kommen mit dem Schrecken davon, als der Festbaum sich bedrohlich in Richtung des Gasthauses senkt. "Was macht der denn mit unserem Baum?" zeigt sich Benno da ganz geschockt – der Elfjährige will einmal "Plotzknecht" werden; in fünf Jahren könnte es schon so weit sein. Dann ist das UKB-Mindesteintrittsalter erreicht.

Fichte steht immer noch schief

Als Kummerer nach einer weiteren Verkeilrunde den Stamm aus dem Greifer entlässt, steht die Fichte immer noch schief. Also heißt es, sie nochmal zu umklammern und weiter zu justieren.

Gebannt beobachten zwei Radler aus München das Schauspiel, die dann auch gleich auf eine RadlerMass dableiben. Endlich steht der Baum wie eine Eins, während im Saal die Hüte immer schmucker geraten.

Nun noch das UKB-Schild am Stamm anbringen und weiteren wilden Kirchweihtagen steht nichts mehr im Wege.

Am selben Abend sorgt die Partyband "Bretterboden" für Stimmung. Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen des "Tanz um den Kirchweihbaum".

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