Seit 25 Jahren eine Lobby für ältere Menschen

9.10.2017, 17:35 Uhr
Seit 25 Jahren eine Lobby für ältere Menschen

© Foto: Jürgen Leykamm

Seine Premiere als umrahmendes Ensemble feierte dabei der "KoFamCho", wie sich der Chor der hiesigen Kolpingsfamilie kurz und griffig nennt. Die Gruppe ermunterte musikalisch zum "Aufsteh'n, aufeinander zugeh'n", wie es in dem auch in Gebärdensprache übersetzten gleichnamigen Lied heißt.

Das beschreibe auch die Arbeitsweise des Seniorenbeirats, betonte der katholische Stadtpfarrer Franz-Josef Gerner vor rund 250 Gästen. Hier werde seit 25 Jahren Gemeinschaft gelebt. Das Lied vertone eine alte Weisheit des Religionsphilosophen Martin Buber: "Alles wahre Leben ist Begegnung." Eine solche sei immer wertvoll, denn in jedem Menschen sei das Ebenbild Gottes zu erkennen – unabhängig vom Alter.

Wer reich an Jahren sei, sei deswegen auch "kein Kostenfaktor und keine Nummer, sondern ein Individuum!" machte sich Gerner für die ältere Generation stark. Der Geistliche verwies dabei auf den Schöpfer als Weggefährten durch das Leben. Oft bekomme er in Lebensrückschauen zu hören, "ich habe gespürt, dass ich nicht alleine war – es war jemand da", so Gerne. Das gelte vor allem in Krisenzeiten.

Auch Landrat Herbert Eckstein griff eine Liedzeile auf, die das wahre Armsein als den Mangel an Freunden definiert. Solche zu finden sei jeder selbst gefragt: "Geben und Nehmen ist nie eine Einbahnstraße!" Großes Lob hatte er für die Ausdauer des ersten Vorsitzenden des Seniorenbeirats, Iwo Neumann. Die jetzige Chefin Monika Bergauer verfüge über umso mehr Charme. Die Veranstaltung selbst sei an sich ein Zukunftstag, da viele, die hier vor 25 Jahren die Bewirtung zu übernehmen begannen, bald selbst in deren Genuss kommen könnten. Vor allem eine gesellschaftliche Gruppe lag dem Landrat sehr am Herzen: "Pflegt Eure Männer und gebt Ihnen Streicheleinheiten!"

Bürgermeister Markus Mahl gab im Gegenzug zu bedenken, dass das Engagement bei der Ausgabe beim Kuchenbuffet ausschließlich auf das Konto der Damenwelt gehe. Beide Geschlechter im Blick, lobte er indes die "Weitsicht, die Seniorenarbeit vor 25 Jahren zu bündeln." Man dürfe es nicht unterschätzen, dass hier "so lange schon so tolle Arbeit geleistet wird".

In jenem langen Zeitraum hätten sich auch die gesellschaftlichen Gegebenheiten gewandelt und somit auch die Schwerpunkte des Seniorenbeirats, wie die amtierende Vorsitzende deutlich machte. Zu Beginn etwa, so Monika Bergauer, habe der demographische Wandel keine große Rolle gespielt. Der Fokus sei auf "Begegnung und Teilhabe" gelegen.

Vom Start weg sei es das Ziel gewesen, eine "Lobby für ältere Menschen" zu bilden. Viele verschiedene Angebote wurden ins Leben gerufen, den Seniorennachmittag selbst gibt es seit 1995. Die Speerspitze vieler weiterer Aktionen wie Senioren-Kaffeenachmittage, -gymnastik und -tanz, -begegnungstag und -woche sowie -konzert. Im Rathaus wurden zudem ein Sorgentelefon sowie eine Kontakt- und Helferbörse eingerichtet. Im neuen Jahrtausend sei der Seniorenbeirat ein wichtiger Impulsgeber bei der Planung der Begegnungsstätte in der Heidecker Straße (dem sogenannten Hierholzer Haus) gewesen. Zur Freude des Beirats entstanden die Caritas-Sozialstation mit integrierter Tagespflege und die angrenzende Seniorenwohnanlage des Gundekarwerkes. Jetzt füllt der Seniorenbeirat das Haus der Begegnung mit Leben in Form von Spielenachmittagen und mehr.

Tagesausflüge und Begegnungsnachmittage sind weiter im Angebot des Beirats, der auch zum Fahrsicherheitstraining oder zur Musik im Caféhaus ruft. Oder zum gemeinsamen Mittagstisch im Hofmeierhaus jeden zweiten Mittwoch im Monat. Bei einem Schulprojekt lassen sich die Älteren Smartphone, Tablet und PC von den Jüngeren erklären.

Die Stimme des Gremiums wird auch im Stadtrat gehört. So forcierte man den Bewegungspark an der Försterwiese oder den behindertengerechten Parkplatz auf dem Marktplatz. Seit einigen Jahren ist man in der Landesseniorenvertretung Bayern dabei, landkreisweit sind mittlerweile viele Seniorenbeiräte entstanden.

Die eigene Rührigkeit unterstrich eine Gruppe, die aus den Aktivitäten des Beirats heraus entstanden ist – der Seniorensingkreis: "Das Alter macht uns gar nichts aus, das Herz bleibt jung, strömt Freude aus!" Für Akzente auf der Bühne sorgten auch die Burgfestgaukler sowie eine muntere Cabaret-Gruppe aus den Reihen von Regens Wagner Zell. Auf dem Markt der Möglichkeiten stellten sich verschiedene Organisationen vor: vom VdK bis zur ökumenischen Nachbarschaftshilfe. Unter anderem lockte der Griff zur Veh-Harfe und anderen Instrumenten, andere machten eine Fitnesstest oder ließen ihr Blut testen.

Keine Kommentare