Selbstbewusstsein setzt so manchen Täter k.o.

13.5.2016, 19:04 Uhr
Selbstbewusstsein setzt so manchen Täter k.o.

© Foto: Tschapka

Normalerweise kriegt hier keiner was auf die Mütze. Und falls doch, so sind Erzieherinnen wie Claudia Gsänger sofort zur Stelle, um den Konflikt verbal zu dimmen. Doch an diesem Abend wird im Turnraum der Eckersmühlener Kindertagesstätte „Villa Regenbogen“ geschrien, gezerrt und geblockt. Auch Claudia Gsänger geht auf Gegenwehr. Mit Schmackes, wenn´s sein muss. Die Übergriffe in der Kölner Silvesternacht, sagt sie, hätten ihr zu denken gegeben...

Horst Suck möchte die Teilnehmerinnen vor allem „sensibilisieren“. In Sachen Fremd- und Eigenwahrnehmung zum Beispiel. Fester Stand, selbstbewusste Haltung. Damit werde frau möglicherweise gar nicht erst als „Opfer“ wahrgenommen. Und, klar sei´s eine Binsenweisheit, aber: „Wenn die Situation unangenehm wird, ist es ratsam, sie zu verlassen anstatt da was klären zu wollen.“ Es gelte, dem „Bauchgefühl“ zu folgen. Immer.

Daneben jedoch werden auch ganz konkrete, „handfeste“ Maßnahmen vermittelt, „wie Frauen sich wehren können, damit sie aus einer bestimmten Lage wieder rauskommen“, erläutert der Coach. In solchem Kontext fordert er das Eckersmühlener Damenkollektiv nun auf, sich „menschliche Schwachstellen“ in Erinnerung zu rufen: Genitalbereich, Kehlkopfgrube, Unterarme, Ohren, Gesichtsfeld. Denn gleich soll ein „Würgeangriff“ simuliert werden.

Schließlich sollen die Mädels tätlich werden. Eine greift an, die andere wehrt ab. Da heißt es: Stand vergrößern, Schultern hoch, Hände vor den Körper, Kinn runter. Nochmal, dann nochmal. Horst Suck nickt, signalisiert Zufriedenheit – und lässt unvermittelt einen kurzen, unartikulierten Brüller los. „Sowas hab´ ich vermisst. Warum ist denn keine von euch laut geworden?“ Das sei im Ernstfall nämlich elementar: Aufsehen erregen, Öffentlichkeit schaffen.

Dabei gelte stets: „Bloß keine Panik aufkommen lassen!“ Stattdessen: kontrolliert agieren, versuchen zu deeskalieren und den Angreifer auf Distanz bringen. Das sei die Maxime. Denn laut Statistik würden 84 Prozent der Täter von ihrem Tun ablassen, wenn ihnen „konstante Gegenwehr“ entgegengebracht würde, betont Horst Suck.

Demgemäß zieht die Eckersmühlenerin Silke Glück (40) am Ende des Tages eine positive Bilanz: „Kopftechnisch gefestigt“ wähne sie sich, auf jeden Fall. „Ich weiß, dass ich mit kleinen Griffen große Wirkung erzielen kann“, pflichtet ihr die 54-jährige Claudia Gsänger bei. Und: „Man traut sich das jetzt auch“.

 

 

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