Sicherheitsweste und Helm passen auch Frauen

29.3.2019, 06:00 Uhr
Sicherheitsweste und Helm passen auch Frauen

© Foto: Marco Frömter

Punkt 9 Uhr hätte es laut Dienstplan heißen sollen: "Herzlich Willkommen". Doch einige Polizisten konnten die Schülerinnen dann doch nicht begrüßen. "Wir haben eben die Mitteilung erhalten, dass an einer Schule randaliert wird und in der Inspektion sitzt ein Mann, der Anzeige erstatten möchte." Aufgaben die dringend erledigt werden müssten, so Anika Lauber von der Inspektion in Hilpoltstein.

Während Lauber die Mädchen über den Hof führt und erklärt, wie ein Polizeiauto ausgestattet ist, sehen die Kollegen nach dem Rechten, erledigen Papierarbeit. "Arbeit, die gemacht werden muss. Wir müssen bei der Polizei sehr flexibel sein", erklärt Lauber. Kein Tag gleiche dem anderen; man wisse bei Dienstbeginn nie, was der Tag bringe, sagt Siegfried Frauenschläger. "Wir haben keine Geheimnisse und ihr könnt heute einen guten Eindruck erhaschen, wie das richtige Polizeileben funktioniert."

Für Frauenschläger stand bereits mit sechs Jahren fest: "Ich werde einmal Polizist." Eine Entscheidung, die er in knapp 40 Dienstjahren keinen Tag bereut hat. "Ich bin kein Schreibtischtäter, ich brauche Abwechslung im Beruf. Polizist zu sein ist einfach klasse."

Doch "mit ein wenig Polizeiautofahren" sei es bei den Ordnungshütern auch nicht getan. In ländlichen Dienststellen sei der Dienst völlig anders als in einer Großstadt. "Wir machen hier alles. Von der Meldung bis zur Abgabe eines Falles an die Staatsanwaltschaft erledigen wir die anfallenden Ermittlungen und Aufgaben – und das komplett und alleine."

Es gibt auch Schattenseiten, die psychische Belastung. "Meist treffen wir an Unfallstellen noch vor den Sanitätern ein, dann müssen wir Erste Hilfe leisten." Oder schlechte Nachrichten überbringen. "Es ist nicht schön, nachts zu Eltern zu fahren und mitzuteilen, dass ihr Kind bei einem schweren Verkehrsunfall tödlich verunglückt ist." Auch mit Schichtdienst müsse man leben können. Weihnachten oder Silvester heiße es oft: "Du hast Dienst."

Um diesen Dienst bei der Polizei leisten zu können, benötige man ein gutes Nervenkostüm. Auch "stark und sportlich durchtrainiert" sollten Polizeibeamte sein, erklärt Anika Lauber. Die Mädchen staunen nicht schlecht, wie schwer der Gürtel samt Pistole und Utensilien ist. Besonders von Interesse ist auch die Ausstattung eines Polizeiautos. Von schusssicheren Westen bis hin zum Alkomaten" darf alles ausprobiert werden.

Die Ausbildung bei der Polizei sei "sehr gut". Nach zwei Jahren Polizeischule folge ein Lehrgang mit Prüfung. Erst dann kämen die Neulinge in eine Einsatzhundertschaft bei der Bereitschaftspolizei. "In den meisten Fällen werden die Anwärter dann ins kalte Wasser geworfen", so Anika Lauber Lauber. Das schade jedoch keinesfalls – nur so könne man etwas lernen. Und: "Dafür bekommt man den ersehnten ersten Stern auf die Schultern." Dies kann Praktikantin Sophia Poling nur bestätigen. Seit rund vier Wochen geht sie mit ihren Kollegen in Hilpoltstein auf Streife: "Das macht Spaß." Die Ausbildung bei der Polizei sei für Poling "wie in der Schule, nur intensiver".

Die 15 Schülerinnen sind beim Girls-Day jedenfalls sehr interessiert – besonders für die Möglichkeit einer Ausbildung in einer Hunde- oder Reiterstaffel. Hierfür seien die Chancen allerdings sehr gering, da es sehr wenige Dienstposten geben würde. "Bis wir mit einem Pferd durch Hilpoltstein reiten, wird wohl noch etwas Zeit vergehen", sagt Anika Lauber.

In einem Punkt ist sich die Polizeibeamtin und Mutter von zwei Kindern aber sicher: "Es hat sich viel verändert, besonders was Schulamokläufe und Terrorattacken betrifft." Die Situationen würden immer aggressiver werden.

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