Sommer-Atelier im Reitstall des Historischen Eisenhammers Eckersmühlen

1.9.2020, 05:58 Uhr
Sommer-Atelier im Reitstall des Historischen Eisenhammers Eckersmühlen

© Foto:Robert Unterburger

Weil wegen der Corona-Pandemie der "Tag des offenen Ateliers" in der bisher bekannten Form nicht stattfinden kann, gibt es abwechselnd eine Art Sommer-Atelier im Reitstall des Historischen Eisenhammers Eckersmühlen, bei dem die Besucher jeden Samstag und Sonntag die Werke mehrerer Künstlerinnen und Künstler bewundern können.

Mit diesem neuen Konzept, bei dem das Publikum nicht mehr die heimischen Ateliers der Künstler besucht, sondern das zentral an einem festen Ort stattfindet, präsentieren sich mindestens zwei Künstler abwechselnd im Reitstall des Eisenhammers. Drei Künstlerinnen gaben am Samstag und Sonntag einen Einblick in ihr aktuelles Schaffen: Ina Schilling aus Großschwarzenlohe, Ulrike Woelke aus Wendelstein und Monika Engelhard aus Roth.

Ausbildung in Südamerika

Bunt und farbenprächtig präsentierte sich der ehemalige Reitstall des Eisenhammers. Das lag vor allem an den großen, lebensbejahenden Bildern von Ina Schilling. Sie hat 24 Jahre ihres Lebens in Brasilien verbracht und in Sao Paulo auch große Teile ihrer künstlerischen Ausbildung absolviert.

Im Eisenhammer stellte Ina Schilling, die auch schon "Künstlerin des Jahres" des Landkreises Roth war, eine Fülle ganz unterschiedlicher Arbeiten aus, die die Vielseitigkeit dieser renommierten Malerin zeigten.

Neben "Patchwork-Bildern" – also Bildern, in die mehrere Bilder integriert sind – stachen besonders fünf großflächige Arbeiten ins Auge, in denen "Der rote Rock" im Mittelpunkt steht. So gruppieren sich beispielsweise Ansichten von Berlin um den "roten Rock". Schilling: "Das Berlin-Bild ist mein Lieblingsbild und unverkäuflich."

Für ihre "Rote-Rock-Bilder" hat Ina Schilling eine neue Maltechnik ausprobiert: Sie verwendete portugiesische Kreide. "Das Besondere an der portugiesischen Kreide ist, dass es bei ihr nur sechs Farben gibt", erklärte die Künstlerin. In einem ihrer "Patchwork"-Bilder hat sie das bekannte Gemälde "Abendmahl" von Leonardo da Vinci angedeutet.

Berührend ein düsteres Bild einer jungen Frau, die im Dunkeln steht und in ein fernes Licht blickt. "Das ist meine Schwester Helga, die vor einigen Tagen verstorben ist", sagte Ina Schilling, "ihr zu Ehren habe ich dieses Bild gemalt."

Fröhlicher Kobold

Im Raum zwei zeigte Ulrike Woelke vom "Frankenkobold und Holzkunst" in Wendelstein ihre Holzskulpturen und -engel, Schutzengelschmuck und den bekannten Frankenkobold. "Der Frankenkobold vermittelt uns Fröhlichkeit, Ausgelassenheit, (Über)Mut, er beeinflusst uns positiv und stärkt unser Selbstbewusstsein", erklärte die Wendelsteiner Künstlerin.

Jedes Stück ihrer Arbeiten ist ein Unikat, ein Talisman, Glücksbringer, Begleiter und Kraftspender und so einzigartig wie der Mensch oder der Anlass, für den er ausgesucht wird. "Er ist ideal, um die Welt ein bisschen bunter und wärmer zu machen", lautet das Credo von Ulrike Woelke.

Das Thema aller ihrer Arbeiten ist immer der Mensch mit seinen Wahrnehmungen, Gefühlen, Ängsten und Hoffnungen. Dies versucht sie in den gefundenen Holzstücken darzustellen, ohne jedoch ihre Form zu verändern. Woelke bearbeitet die Hölzer, indem sie sie schmirgelt, glättet, sie immer wieder lasiert und damit versucht, ihre "Lebendigkeit" zurückzuholen und ihre "Persönlichkeit" wieder herzustellen.

Ausgestellt hatte Woelke kleine Anhänger, Schmuck, Amulette, Ketten, Holzengel, Wohndesign, Klein-Skulpturen und Holzobjekte. Viele ihrer Skulpturen waren mit Sinnsprüchen versehen, beispielsweise: "Nicht immer ist die Richtung gleich, doch das Ziel eint uns."

Draußen im Freien konnte man der Flechtwerkgestalterin Monika Engelhard aus Roth beim Flechten von Körben zuschauen. Sie stellte zahlreiche Flechtprodukte aus Weide sowie dekorative Objekte für Haus und Garten aus.

Von der Pike auf gelernt 

"Seit 21 Jahren beschäftige ich mich mit dem Flechthandwerk", berichtete die gebürtige Erlangerin, "vorher übte ich den Beruf der Heilerziehungspflegerin aus." Den Beruf der Flechtwerkgestalterin hat sie von der Pike auf gelernt. Drei Jahre lernte sie das Handwerk an der staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels in Oberfranken, die einzige ihrer Art in Deutschland.

"Ich wollte therapeutische Arbeit mit Handwerk verbinden", begründete Engelhard ihren beruflichen Umstieg von der Heilerziehungspflegerin zur Flechtwerkgestalterin, "das ist eine spannende Sache." Engelhard geht auch viel in Schulen und Kindergärten, um dort ihre Korbflechtarbeit vorzustellen. Sie hat auch schon mit geistig behinderten Menschen und im Ferienprogramm der Stadt Roth gearbeitet.

InfoNächstes Wochenende am 5. und 6. September wird Bettina Worringen aus Roth mit ihren Acrylbildern, Mixed Media und weiteren ausdrucksstarken Bildern mit kraftvoller Energie im Eisenhammer ausstellen. Christoph Eder aus Wendelstein präsentiert seine Glaskunst-Kugelbahnen, Glasteller und Glasobjekte.

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