Spalt: Ross und Reiter erhielten traditionellen Segen

27.12.2014, 06:00 Uhr
Spalt: Ross und Reiter erhielten traditionellen Segen

© Jürgen Leykamm

So sind es rund 100 Pferde mit ihrer menschlichen Fracht sowie ein halbes Dutzend Kutschen, die sich zum Start in der Langen Gasse einfinden. Dort stehen Vertreter des Heimatvereins schon bereit, um den „Bügeltrunk“ zu verteilen, der dank seines hochprozentigen Inhalts von innen erwärmt.

Die Teilnehmer jenes besonderen Flurumritts kommen von nah und fern angereist. Die Schwestern Manuela und Ramona Günthner etwa machten sich bis aus Landershofen in die Hopfen- und Bierstadt auf. Ihre beiden Haflinger, die auf die Namen „Aristo“ und „Ida“ hören, danken den Damen die Gelegenheit zum Auslauf. Vor dem Start verpassen diese ihren Tieren erst noch einmal etwas Huffett.

Selina gab sich viel Mühe

Familie Käferlein kommt aus Schwabach angereist. Bislang ist ihr die Veranstaltung nur als Zuschauergruppe bekannt. Nun also greift sie selbst mit ins Geschehen ein. Hauptakteur ist der Wallach mit dem Namen „Rocky“, der das kleine Gespann ziehen darf. Viel Mühe hat sich die achtjährige Selina aus Enderndorf gemacht und in den Stunden vor dem Ritt ihrem Shetland Pony „Bobby“ noch ein paar hübsche Zöpfe geflochten. Wohl mit den kürzesten „Anrittsweg“ haben die Massendorfer Annalena und ihr dreijähriger Bruder Erik (samt Familie), der auf dem Shetland Pony „Maxi“ reiten darf, das von der siebenjährigen Schwester an der Leine geführt wird. Einen Bügeltrunk bekommen die beiden zwar noch nicht, dafür sind sie passend angezogen.

Einstimmende Worte gibt es für alle vom Heimatvereinsvorsitzenden Hans Rosenbauer per Megafon, bevor sich der Tross Richtung Spalter Altstadt in Bewegung setzt. Derweil packen die Musiker des Fünfbronner Posaunenchors im unweit gelegenen Wasserzell schon einmal ihre Instrumente aus. Mit weihnachtlichen Weisen begrüßen dort nämlich die Bläser die ankommenden Reiter. Doch die können sich dort nicht sofort den Segen von Pfarrer Josef Mederer abholen.

Kirche dreimal umritten

Erst heißt es für Mensch und Tier die Stephanskirche des Spalter Ortsteils nach altem Brauch dreimal zu umrunden. Dann endlich ist es soweit und es kann der Segen durch den Geistlichen am Podium vor dem Gotteshaus in Empfang genommen werden. In seinen Worten erinnert Mederer an die große Bedeutung des Pferdes während der Menschheitsgeschichte: in früheren Zeiten als Gehilfe bei der Arbeit, heutzutage als Partner bei Sport und Freizeitgestaltung. Beim Segen und dem Anrufen der Heiligen drückt der Pfarrer demgemäß auch seine Achtung vor den Pferden als Mitgeschöpfe aus. Sie scheinen zu verstehen und die Worte zu bejahen. Zumindest aber ist es recht auffällig, dass just während des „Vater unser“ die Tiere in großer Zahl wie auf Knopfdruck gemeinsam zu wiehern beginnen, als würden sie mitbeten wollen.

Eine Erinnerungsplakette dürfen sich alle Teilnehmer mit nach Hause nehmen, zum Abschluss lassen sie die Veranstaltung mit einem Festgottesdienst in der Stephanskirche in Wasserzell ausklingen.

Der Namensgeber des Gotteshauses wie des Flurumritts am zweiten Weihnachtsfeiertag ist der Heilige Stephanus, der erste christliche Märtyrer und zugleich Schutzpatron der Reiter, Kutscher und Pferde. Gedacht wird seiner an jedem zweiten Weihnachtsfeiertag.

 

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