Spargelprinzessin ohne Aufgabe

26.4.2020, 15:54 Uhr
Spargelprinzessin ohne Aufgabe

© Foto: Krisztina Ambrus

Abgesehen von den Folgen der Corona-Krise für die Spargelbauern, eine herausragende Person bleibt auf ihrem Amt sitzen: Die Spargelprinzessin. Im Landkreis Roth sollte in diesem Jahr die 18-jährige Julia Walther aus Großweingarten gekrönt werden. Damit wäre sie in die Fußstapfen ihrer großen Schwester Kathrin gestiegen, die das hoheitliche Amt 2008 bekleidet hatte. Doch nun sind alle Veranstaltungen abgesagt. Und die Hoffnung, dieses Jahr noch Krone und Schärpe zu tragen, werden immer geringer.

Maximilian Schneider vom bayerischen Bauernverband ist weiterhin regelmäßig mit Julia Walther in Kontakt. Der Mai soll noch abgewartet werden, ob sich die ganze Situation vielleicht noch entschärft.

 

Bis jetzt nur Vorfreude

 

Julia hatte sich bereits auf ihre Aufgabe gefreut. Nachdem sie Rücksprache mit ihrer Schwester und ihren Eltern gehalten hatte, war sie sich sicher, dass sie große Lust auf das Amt habe. "Meine Schwester hat erzählt, wie viel Spaß es gemacht hat und wie viele Leute sie kennengelernt hat." Da nicht alle Termine Pflicht sind, hätte sie das Prinzessinnen-Dasein gut mit ihrer Ausbildung als Industriekauffrau unter einen Hut bekommen können. "Natürlich war ich traurig, aber im Endeffekt kann niemand etwas für diese Situation," resümiert sie.

Die 18-Jährige hat sich bereits bereit erklärt, im nächsten Jahr wieder zur Verfügung zu stehen – dann hoffentlich so richtig mit Krone, Schärpe und vielen Auftritten im Landkreis. Erfahrungen auf Bühnen oder damit, im Mittelpunkt zu stehen, hat sie bislang noch nicht gesammelt. "Ich bin zwar nicht scheu, aber ich finde es trotzdem interessant zu erfahren, wie ich damit umgehen kann", erzählt sie am Telefon.

Spargelprinzessinnen erfüllen eher repräsentative Aufgaben – vor allem rühren sie die Werbetrommel für das Gemüse. Auf Festen, Jubiläumsfeiern oder Kirchweihen sind die royalen Gäste deshalb gern gesehen. Die Spargelsaison ist außerdem relativ kurz. Meist von Mitte April bis Ende Juni – das hängt stark von den Witterungsbedingungen ab – kann das vitaminreiche Gemüse geerntet und verzehrt werden. Am 24. Juni, dem "Spargelsilvester", ist meist Schluss. Das bedeutet: Der Spargel-Adel der Region sitzt nun auf heißen Kohlen.

Die Eröffnung der Spargelsaison am 28. April wurde bereits abgesagt. Maximilian Schneider erinnert wegen der prekären Lage der Landwirte aber nochmal an das Wesentliche: "Die Leute können zu den Bauernhöfen fahren und den Spargel dort kaufen. Den gibt es trotz allem!" So können die Landwirte direkt unterstützt werden, und man selbst hat auch noch etwas davon: Leckeren Spargel in guter Qualität. Für die designierte Spargelprinzessin Julia Walther heißt es nun: Abwarten und hoffen – und doch bleibt schon jetzt die Vorfreude auf das nächste Jahr.

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