Sprung in eine andere Welt

10.2.2012, 19:10 Uhr
Sprung in eine andere Welt

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„Im Endeffekt“, meint Mittelschullehrer Rosert, „verfolgen wir ja das gleiche Ziel“: die Stadtbücherei, die Buchhandlung Genniges, Hartmut Rosert und seine Kollegen – sie alle hätten diesen Herzenswunsch: „den Kindern die Freude am geschriebenen Wort vermitteln“.

Doch gerade das Team der Fünftklasslehrer an der Anton-Seitz-Schule weiß auch, dass Lesen in manchen Familien „keinen besonders hohen Stellenwert hat“. Die Konkurrenz von Computer, Spielkonsole und Fernsehen sei eben sehr groß. Zu groß.

Und weil Pädagogen anscheinend umtriebige Menschen sind, ließ man dieses Thema nicht ruhen. Im Gegenteil. Man schnitt es bei den unterschiedlichsten Personen oder Gelegenheiten an – und rannte damit vor allem in der städtischen Bibliothek sowie der Buchhandlung Genniges offene Türen ein.

„Die Idee zu einer Afrikawoche für unsere Fünftklässler hat sich eigentlich Stück für Stück und durch viele glückliche Zufälle ergeben“, erzählt Hartmut Rosert begeistert. Denn viele hätten ihr Scherflein in Form von konzeptionellen Visionen oder konkreten Kontakten beigesteuert - Sponsoren wie Akteuere.

Und deshalb sei es nun so: Wenn ab Montag Afrika an der Peripherie von Roth liegt, „wird’s heiß“, verspricht man sich an der Rother Mittelschule. Denn viele Mitwirkende ziehen im Sinne der Leseförderung am gemeinsamen Strang. Und der ist – ganz afrikalike – kunterbunt.

So birgt der Auftakt den kollektiven Sprung in eine andere Welt: Tiisetso Matete-Lieb, die seit 1994 in Deutschland lebt, wird am Montag über das Leben in einem Dorf ihrer Heimat Lesotho berichten. Daneben will Edith Sturm die Mittelschüler zu ein bisschen afrikanischer Kreativität und zum Staunen ermuntern: Aus Straußeneiern, Stachelschweinborsten und Kalebassen – einer afrikanischen Kürbisart – entstehen wahre Schmuckstücke.

Kontakte nach Namibia

Über eben diese Edith Sturm ließ sich ferner ein Kontakt herstellen, auf den man an der Anton-Seitz-Schule ganz besonders stolz ist: „Da hat sich eine kleine Patenschaft mit einer Schule in Namibia entwickelt.“ Erst kürzlich hätten die Fünftklässler mit Feuereifer Briefe dorthin geschrieben und von ihrem Leben hier berichtet. Jetzt seien Antwortschreiben zurückgekommen. „Das motiviert natürlich“, ist Hartmut Rosert überzeugt.

Für Dienstag hat sich hoher Besuch angekündigt: Prinz Patrick Addai aus Ghana, der ab Montag auf Lesetour im Landkreis ist, kredenzt Kostproben aus seinen Büchern. Sie thematisieren vor allem die Kindheitserinnerungen Addais und sein Credo: „Wir in Afrika brauchen kein Fernsehen, wir haben eine Großmutter, die erzählt...“

Erzählen wird auch Mittelschullehrerin Birgit Rauer – über ihre ganz eigenen Impressionen, die sie auf einer Afrikareise gesammelt hat.

Außerdem soll ein Film über besagte Patenschule in Namibia zeigen, „was für eine hohe Disziplin dort herrscht“, erläutert Rosert beeindruckt – und erklärt, dass dafür wohl auch das (meist schwer) zu beschaffende Schulgeld ursächlich sei.

Am Donnerstag dürfen die Fünftklässler dann so richtige auf die Pauke hauen: Eine Percussionistin wird den Kindern zeigen, was Trommeln in Afrika bedeutet.

Der Freitag steht schließlich erneut im Zeichen der Kreativität: Edith Sturm lässt die Nachwuchskünstler noch einmal ran an Ei, Stachel und Kürbis - ein Film rundet die Aktionswoche schließlich ab. „Für unsere Fünftklässler ist das schon was ganz besonderes“, wähnt sich Hartmut Rosert im Namen seiner Kollegen sicher.

Was das nun alles mit Leseföderung zu tun habe? Ganz klar: Wenn die Kinder erst mit allen Sinnen auf den Geschmack Afrikas gekommen seien - dann warten „eine kleine Buchausstellung bei Genniges und in der Bücherei“ auf wissbegierige Interessenten...

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