Stadträte brauen ihr eigenes Pils

4.11.2015, 17:11 Uhr
Stadträte brauen ihr eigenes Pils

© Foto: Leykamm

Die schicke Minianlage bietet dazu alle Voraussetzungen. Erst gilt es den Sudkessel mit 40 Liter Wasser zu befüllen, ihn auf 52 Grad aufzuheizen und währenddessen die Körner klein zu kriegen. Auch Kornhauschefin Sabrina Müller und Mitarbeiterin Diana Obernhuber legen kräftig Hand an. Aber nicht zu schnell kurbeln, „wir machen ja slow brewing“, so der zweite Braumeister der Spalter Stadtbrauerei, Günther Meyer.

Doch das sind nur die ersten Schritte auf dem langen Weg zum „HopfenBierGut-Pils“, das die Damen und Herren hier selbst entstehen lassen. Mehrere Stunden Zeit sollte man für die Kurse mitbringen. Doch sie vergeht wie im Flug.

Dafür sorgen auch die beiden Leiter: Neben Meyer ist dies Uwe Seisenberger, im Berufsleben für die Lebensmittelüberwachung im Landkreis Eichstätt zuständig. Beide nutzen die Zwangspausen des Kurses, um die Teilnehmer mit Infos zu versorgen oder mit verschiedenen Bieren, die zur Verkostung angeboten werden. Sie werden aber nicht nur getrunken, sondern in allen Facetten und mit allen Sinnen erlebt, machen die beiden Herren deutlich, während das Thermometer nun 62 Grad zeigt. Eine weitere von vier Temperaturstufen. Bei jeder läuft ein anderes Enzym zur Hochform auf und erledigt seine Arbeit im Kessel.

Währenddessen haben die Kursteilnehmer Zeit zur „Brauervesper“ mit Bier und Hopfen in süßer und herber Aufstrichform. Oder zu einem kleinen Abstecher in die Räume des Museum. Eine Runde durchs „HopfenBierGut“ soll es in den Kursen aber bald schon am Anfang geben — eines der Ergebnisse des Testkurses.

Was bleiben soll, ist beispielsweise die Farbkennung. Denn Arbeitsteilung ist auch hier Trumpf. Der blaue Punkt macht den Teilnehmer zum Schriftführer und Reiniger, der rote zum Wächter über die Temperatur und Maßnehmer und der grüne zum Polier und Zeitnehmer. Ungewöhnliche Rollen für den 2. Bürgermeister Alfred Zottmann (FW/G) sowie Vinzenz Pfahler und Anton Schmidpeter (beide CSU), die sie aber schnell richtig ausfüllen. Zur Not sind die beiden Leiter der Kurse zur Stelle, die es hier übrigens in zweierlei Art gibt: Einmal klassisch (Kurs „Tradition“) und als „Variation“.

Gut gelaunt ans Einmaischen

11.40 Uhr: Die nächste Runde Einmaischen steht an. Aber frohen Mutes, bitteschön. Denn die „eigenen Schwingungen übertragen sich auf das Getränk“, erklärt Seisenberger schmunzelnd. Und es soll ja ein Pils und kein Bockbier werden. Viele feine Finessen zählen hier, die richtige Abstimmung aller Komponenten bringt das gute Ergebnis. Ein bisschen ist Bierbrauen also „wie Suppe kochen“, so Meyer. Übrigens wird im Museum bald auch ein eigener Frauenbraukurs angeboten.

Nach einigen weiteren Schritten ist es endlich so weit, die wichtigste Zutat kommt zum Einsatz: der Aromahopfen der Sorte „Spalt-Spalter“, der nur hier angebaut wird. Zu drei verschiedenen Zeitpunkten werden die insgesamt 100 Gramm beigegeben.

Zwischendurch bitten Meyer und Seisenberger um Feedback, das positiv ausfällt. „Eine tolle Geschichte, ich fühle mich hier sehr wohl,“ sagt Gerhard Stengel, der als Außendienstmitarbeiter der Brauerei dabei ist.

Die wird übrigens bald um eine Lagerhalle reicher, auch wegen des „slow brewing“ – sechs Wochen soll das Bier gelagert werden. Als Faustgröße nimmt man einen Monat an, davor eine Woche Gärung, fürs Brauen selbst wird ein Tag veranschlagt. Es heißt also etwas warten für die Testkursteilnehmer, bis ihr selbst gebrautes „HopfenBierGut-Pils“ getrunken werden kann. Rinnt es bald die Kehle hinunter, dann „weiß man, wie Tradition schmeckt“, bringt es Müller auf den Punkt. Teilnehmer künftiger Kurse können natürlich ebenso ihr Produkt mitnehmen, bekommen es auf Wunsch auch geliefert oder in kleine Fünfliterfässer abgefüllt. Die große Variante eignet sich für Sommerfeste. Anmelden können sich ganze Gruppen, aber auch Einzelpersonen unter www.HopfenBierGut.de oder unter Telefon (0 91 75) 79 65 50. Auch als Geschenk sei ein solcher Kurs geeignet, befindet Brauereichef und Bürgermeister Udo Weingart. Wer solchermaßen zum Bierbrauer wird, „hat Spaß, bekommt einen anderen Bezug zum Bier und lernt es verstehen.“

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