Staub in der Luft und Schwermetall im Boden?

8.3.2013, 00:00 Uhr
Staub in der Luft und Schwermetall im Boden?

In der Trocknungsanlage wird Gras und Mais getrocknet und zu Pellets und Cobs verarbeitet. Bis 2009 geschah das mit einer Gasfeuerung. Dann hat die Trocknungsanlage ihre Feuerung aber auf Braunkohlestaub (BKS) umgestellt. Dies hatte vor allem betriebswirtschaftliche Gründe, da die Gaspreise sehr stark gestiegen waren. BKS ist billiger. Das Landratsamt Roth genehmigte nach dem Einbau eines Kombi-Brenners für BKS und Gas zunächst einen Probebetrieb.

Die Grünen äußern Bedenken, weil Braunkohlestaub neben Schwefel auch Schwermetalle enthält, darunter Arsen, Blei, Chrom und Kupfer. Und: Bei der Verbrennung entsteht Feinstaub.

Werte mehrfach überschritten

Fakt ist: Während des Probebetriebs von 2009 bis 2011 wurden die erlaubten Grenzwerte für Staub in der Abluft um ein Mehrfaches überschritten. Der eingebaute Abgaswäscher konnte den Staub nicht richtig filtern. Das ergaben TÜV-Messungen, die der Hilpoltsteiner Zeitung vorliegen. Der maximal erlaubte Wert für Staub in der Abgas-Luft liegt bei 75 Milligram pro Kubikmeter Abluft. Bei einer Messung 2011 während Vollast-Betriebs betrug der mittlere Messwert 174 Milligram pro Kubikmeter — –gut das 2,3-Fache des erlaubten Werts. Der maximale Messwert belief sich auf 243 Millligram pro Kubikmeter Abluft. Bei einer Messung während der Gasbefeuerung im Mai 2008 betrug der maximale Wert aber nur 24 Milligramm pro Kubikmeter Abluft.

Alfred Betz, Geschäftsführer der Hilpoltsteiner Trocknungsgenossenschaft, sagt: „Werte in dieser Höhe hätten wir auch nicht erwartet. Das haben wir unterschätzt. Aber ein Probebetrieb bringt das mit sich.“

In der Trocknungssaison 2012 arbeitete die Trocknungsanlage daher teils im Mischbetrieb aus BKS und Gas, bei dem die Grenzwerte eingehalten wurden.

Inzwischen zieht sich der Probebetrieb seit über drei Jahren hin. Die Grünen sind darüber nicht glücklich. Kreisrätin Renate Grädler hat sich für ihre Fraktion mit der Trocknung befasst. Sie sagt: „Wir haben bisher die Füße still gehalten, weil wir die finanziellen Argumente der Trocknungsgenossenschaft verstehen. Drei Jahre Probebetrieb sind aber ein bisschen lang. Ich würde das gerne im Umweltausschuss diskutieren.“

Klaus Schmidt, Sachbearbeiter der Immissionsschutzbehörde am Landratsamt Roth, weist darauf hin, dass die Trocknungsanlage nicht das ganze Jahr über laufe und wichtige Umbauten nur über den Winter möglich seien, wenn die Anlage stillsteht. Dadurch sei die lange Probezeit zu erklären.

Was die Grünen ebenfalls stutzig macht, ist, dass das Wasser aus dem Wäscher auf die Felder als Dünger ausgebracht wurde. Sie befürchten, dass so auch Schwefel und Schwermetalle in den Boden gelangten.

Betz kontert: „Wir haben das Wasser vorher überprüfen lassen.

Die Schwermetallkonzentration entspricht der Düngemittelverordnung. Eine Schwefeldüngung ist zudem manchmal nötig, um Mangelerscheinungen bei Pflanzen auszugleichen.“

Bedenken bereitete den Grünen auch, dass das Futter durch die Trocknung im direkten Abgas-Strom mit Schwermetallen kontaminiert wird. Eine Untersuchung ergab, dass die Asche-Einträge bei BKS-Feuerung in den Pellets zwar höher sind als bei einer Gasfeuerung. Laut Betz werden aber die in der Futtermittelverordnung geregelten Grenzwerte nach wie vor eingehalten. „Wir wollen unseren Landwirten gutes Futter liefern. In dieser geringen Konzentration halte ich die enthaltene Asche und die Schwermetalle für völlig unbedenklich.“

Betz versteht die neuerliche Aufregung nicht: „Das kommt von Leuten, die sich noch nie hier umgesehen haben. Vor der Umstellung auf BKS 2009 haben wir zudem einen Tag der offenen Tür veranstaltet. Da konnte sich jeder informieren.“ Auch jetzt informiere er jeden, der interessiert ist, gerne über die Anlage.

Nach Aussage des Hilpoltsteiner Bürgermeisters Markus Mahl war die geplante Umstellung schon 2008 Thema im Bauausschuss: „In der Stellungnahme dazu haben wir geschrieben, dass wir eine BKS-Feuerung nicht als positiv beurteilen und dass wir es lieber sähen, wenn eine umweltfreundlichere Heizart verwendet wird. Wenn die Grenzwerte eingehalten werden, obliegt die Entscheidung aber der Trocknungsgenossenschaft.“

Erklärtes Ziel der Trocknungsgenossenschaft ist es, auch in Zukunft mit Braunkohlestaub zu trocknen. Bis zum Betriebsbeginn im Mai soll daher ein neuer Abgaswäscher errichtet werden. Mit diesem Wirbelschichtwäscher hofft die Trocknungsgenossenschaft, die Grenzwerte auch bei reiner BKS-Feuerung einhalten zu können.

„Weil wir es mit der alten Filterung nicht in den Griff bekommen haben, nehmen wir jetzt rund 270000 Euro in die Hand und investieren in einen neuen Wäscher. Die Grenzwerte müssen und wollen wir einhalten. Das sind wir den Anwohnern schuldig. Unser Ziel ist ein ordentlicher und geregelter Betrieb.“

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