Stress im Bus: "Coolrider" sorgen für Abkühlung

22.3.2019, 15:32 Uhr
Stress im Bus:

© Foto: Tobias Tschapka

Auf dem Busparkplatz des Hilpoltsteiner Gymnasiums fand kürzlich das dritte von vier Bustrainings der derzeitigen Coolrider-Anwärter statt. Unter realistischen Bedingungen wird dort geübt, was zu tun ist, wenn es Ärger im Bus gibt. "Hinschauen statt wegschauen" ist das Motto der Coolrider, für deren Ausbildung, die unter anderem vom Landratsamt unterstützt wird, die Trainer Katrin und Marc Schade zuständig sind. Jeweils sieben Hilpoltsteiner Gymnasiasten und Realschüler der achten Klasse sowie sieben Schüler der Mittelschule der siebten Klassen durchlaufen derzeit die 20-stündige Ausbildung, zu der unter anderem auch eine Exkursion in die Nürnberger U-Bahn gehört, bevor sie sich am Ende Coolrider nennen dürfen.

Bis die rund 20 Jugendlichen im Bus bei Rollenspielen lernen, wie man Zivilcourage zeigt, und dabei immer die Nerven behält, haben sie schon jede Menge Theorie vermittelt bekommen. "Ganz wichtig dabei sind die 14 Goldenen Regeln der Coolrider", erklärt Marc Schade. Selbstbewusstes Auftreten, überlegtes Handeln, das Herstellen von Öffentlichkeit und sich nicht provozieren lassen, das gehört ebenso dazu, wie die wohl wichtigste Regel: sich nicht selbst in Gefahr bringen. Denn natürlich sollen sich die Coolrider nicht in körperliche Auseinandersetzungen stürzen, sondern nur mit Worten deeskalierend einwirken.

Im Lauf der insgesamt vier Bustrainings steigern sich die Herausforderungen langsam. Ging es zu Beginn der Ausbildung "nur" darum, jemanden dazu aufzufordern, seine Schuhe vom gegenüberliegenden Sitz zu nehmen, so war bei der jüngsten Ausbildungseinheit sogar ein Messer im Spiel. Ein angehender Coolrider übernahm die Rolle des Täters, der mit seinem Messer auf dem Sitz herumritzt. Wie geht in so einem Fall ein Coolrider vor? "Auf jeden Fall Abstand halten, beobachten und dem Busfahrer Bescheid geben.

Wenn ein Messer mit im Spiel ist, dann ist das kein Spaß mehr, auch wenn es in diesem Fall nur um Vandalismus geht", warnt Polizeihauptmeisterin Nina Knoll von der Polizeiinspektion Hilpoltstein, die ebenfalls an der Coolrider-Ausbildung beteiligt ist. In diesem fiktiven Fall spielt Knoll sich selber und gibt sich den Coolridern als zufällig mitreisende Polizistin zu erkennen.

Sie übernimmt das Sicherstellen des Messers und die Aufnahme der Personalien des "Täters", auf den, wenn es sich um einen echten Fall gehandelt hätte, Kosten im vierstelligen Bereich für die Reparatur des Sitzes und eventueller Fahrplanausfälle zugekommen wären. Es muss sich natürlich nicht immer um solche dramatischen Zwischenfälle mit potenziellen Waffen handeln, die im Bus tagtäglich auf dem Weg zur Schule oder nach Hause vorkommen. Bei einer anderen Situation spielt Marc Schade einen gehbehinderten Mann, der sein gutes Recht in Anspruch nehmen will, auf den für ihn ausgewiesenen Sitzplatz Platz zu nehmen.

"Nix da, hier sitze ich jetzt"

"Nix da, hier sitze ich jetzt", verkündet ein jugendlicher Halbstarker, ebenfalls von einem Coolrider gespielt. Höflich, aber bestimmt, geben ihm die beiden Coolriderinnen zu verstehen, dass es so nicht geht, und nachdem sie die Situation öffentlich gemacht haben, in dem sie die Sitznachbarn miteinbeziehen, gibt dieser schließlich nach und räumt kleinlaut das Feld.

"Und sollte sich ein Erwachsener daneben benehmen, habt keine Scheu, ihn auf sein Fehlverhalten aufmerksam zu machen.

Die meisten Älteren werden dann ganz klein mit Hut, wenn sie von Jugendlichen zurechtgewiesen werden", so Katrin Schade, die anschließend noch eine Betrunkene spielt, die auf der hintersten Bank (auch bekannt als "Opferplatz") ein Mädchen massiv belästigt.

Am 12. April endet die aktuelle Ausbildung der bereits siebten Coolrider-Generation mit der Übergabe der offiziellen Ausweise in der Hilpoltsteiner Mittelschule.

Und spätestens ab dann heißt es für alle Coolrider-Absolventen immer "hinschauen, nicht wegschauen", wenn sich jemand in Bus und Bahn daneben benimmt.

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