„Stromtrassen ertränken alle kreativen Ansätze“

Keine Monstertrassen, dafür Erdverkabelung. So hat es das Kabinett in dieser Woche beschlossen. Dadurch werde die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Leitungen gefördert, hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel den Beschluss begründet. Entsprechend den ersten Plänen sollte eine der Trassen auch über Offenbau, Lohen, Klein- und Großhöbing verlaufen. Sind diese Pläne damit vom Tisch? Wir fragten nach beim Thalmässinger Bürgermeister Georg Küttinger.

Herr Küttinger, wie es ausschaut, wird nicht über, sondern unter der Erde gebaut. Ist das eine gute oder eine schlechte Nachricht?

Georg Küttinger: Wenn die Trassen bei uns nicht gebaut werden, das wäre eine gute Nachricht. Wie es ausschaut, wird es wohl bei den zwei Trassen bleiben. Aber wenn die Verlegung unter die Erde mehrere Milliarden Euro mehr kostet, dann müssen das doch wir, die Stromkunden, zahlen. Und das ist dann wieder keine gute Nachricht! Außerdem ist die Trassenführung immer noch unklar. Wir wissen noch gar nicht, ob sie über unser Gebiet laufen wird oder nicht. Wir müssen weiterhin genau aufpassen!

Ich bin jedenfalls immer noch nicht überzeugt, dass wir diese Trassen überhaupt brauchen, egal ob über oder unter der Erde.

 

In den vergangenen Wochen ist es aber recht ruhig geworden um die Trassengegner...

Küttinger: ...weil wir natürlich erst mal abwarten. Bislang wissen wir ja noch gar nicht, was Sache ist. Unsere Interessengemeinschaft hat ein Gutachten erstellen lassen, das zeigt, dass wir die Trassen nicht brauchen. Wir sind also nicht untätig, aber momentan mehr im Hintergrund aktiv.

Wenn wir die Trasse, die den Strom vom Norden nach Bayern bringen soll, nicht brauchen: Wo soll unser Strom dann herkommen?

Küttinger: Wir brauchen eine dezentrale Energieversorgung. Und wir brauchen vor allem Speichermöglichkeiten. Wäre doch gut, wenn jeder in seinem Haus einen Akku hätte und dann einen Teil seines Stroms selbst zum Beispiel auf dem Dach erzeugt, speichert und dann verbraucht. Wir können Sonne und Wind nutzen, müssen aber in ein intelligentes Netz und in die Speicherung investieren. Wir brauchen deswegen vor allem kreative Lösungen von der Stromerzeugung über Speichermöglichkeiten bis hin zum Stromverbrauch.

Diese Monstertrassen ertränken alle kreativen Ansätze beziehungsweise Lösungen, so als würde man die Schleusentore bei einem Staudamm weit öffnen!