Studie zu Krankenhäusern: "Die Schnellen werden gewinnen"

17.7.2019, 06:05 Uhr
Studie zu Krankenhäusern:

© Foto: Guntram Rudolph

"Ja, ja", sagt Werner Rupp, Vorstand der Kreisklinik in Roth, die sich gerade zu Um- und Ausbau für 130 Millionen Euro anschickt, "solche Studien begleiten mich, seit ich im Krankenhauswesen arbeite, also seit 24 Jahren". Heißt: Er bleibt gelassen bei der Forderung nach dem Aus für kleine Krankenhäuser.

Aus mehreren Gründen: Zum einen sieht er das Augenmerk der Studie nicht auf seine 300-Betten-Klinik gerichtet, denn vorrangig gehe es den Forschern um kleine und Kleinsthäuser mit 100 bis 200 Betten. Allerdings schränkt Rupp selbst ein: "Nicht unbedingt die großen Häuser werden danach die Gewinner sein, sondern die schnellen, wendigen."


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Und damit nennt er bereits den zweiten Grund: Auch die Rother Kreisklinik müsse sich immer wieder neuen Forderungen stellen. Zum Beispiel? Passiert sei das schon mehrfach, etwa mit Palliativstation oder Bereitschaftsdienstpraxis, aber es müsse natürlich weitergehen. "Den Pflegebereich ausbauen", nennt er einen Baustein dafür. Denn der Übergang vom Krankenhaus zur Pflegeabteilung müsse noch leichter werden. Oder schon bei der jetzt gerade beginnenden Erweiterung (nächste Woche startet die Bauvorbereitung für den ersten Bauabschnitt für 55,8 Millionen Euro) die Chance auf einen weiteren Ausbau im Auge behalten.

Trotzdem betrachtet der Klinik-Chef das Aufregerthema auch als Denkanstoß: "Die Forderungen von Politik und Gesellschaft gehen manchmal in die Richtung, dass alle alles an Knowhow haben wollen — und zwar in Greding oder Hilpoltstein." Ein Teil des Kliniksterbens gehe nämlich auch auf den Fachkräftemangel zurück. "Und das ist so wie bei der guten Bäckerei auch: Wenn kein guter Bäcker eingestellt werden kann, muss sie irgendwann zusperren."

 

 

 

Das sieht Landrat Herbert Eckstein als Vorsitzender des Kreisklinik-Verwaltungsrats für das Rother Haus aber positiv: "Wir haben gute Ärzte und gutes Pflegepersonal. Und da die Kreisklinik immer mit einer schwarzen Null abschließt, scheinen wir vieles richtig gemacht zu haben."

Genauso wie Rupp hält er derlei Studien für wiederkehrend und nicht maßgeblich. Maßgeblich sei dagegen, "dass wir gute Arbeit machen". Und dass die Studie eine hohe Zahl an Verlegungen in große Häuser als Beleg für die Reduzierungsthese angibt, nennt Eckstein als Beleg für das Gegenteil. "Belegt wird damit, dass die Häuser der Grundversorgung eine hervorragende Arbeit machen." Würden nämlich alle Patienten gleich in den Großkliniken landen, würden die in diesen Fällen ertrinken, "und viele Patienten sind bei uns einfach besser aufgehoben". Nichts desto trotz wünscht er sich: "Hoffentlich werden wir nicht krank!"


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Ähnliche Töne zu den Ergebnissen der Bertelsmann-Studie kommen aus Schwabach. Die Klinik schließen? Das will hier keiner, auch wenn im Gegenteil zur Kreisklinik in Roth nur 170 Betten zur Verfügung stehen. Dafür ist die Klinik Schwabach allerdings in einem Verbund, zu dem weitere sechs Häuser gehören; das nächstgelegene in Neuendettelsau.

Eben solche Konstellationen hält Schwabachs Bürgermeister Matthias Thürauf für zukunftsträchtig. Kleinere Häuser könnten die Grundversorgung sichern und sich dann spezialisieren. Den Vorteil hebt auch Lars Bergmann, Geschäftsführender Leiter der Schwabacher Klinik, hervor: "Durch den Verbund können wir einerseits Kosten senken, gleichzeitig gezielt Expertise aufbauen."

Nicht alle Kliniken müssten alles können, so wie es die Studie anklingen lässt, kritisiert er. Vielmehr seien einzelne Spezialisierungen wichtig: So habe man in Schwabach zum Beispiel einen Leistungsschwerpunkt bei der Endoprothetik, also beim Einsetzten von Implantaten an Hüfte und Knie. Das Krankenhaus in Neuendettelsau sei dagegen darauf spezialisiert, Herzkatheter zu legen. Durch diese Schwerpunkte könne auch ein Verbund an Krankenhäusern, Patienten eine hohe Qualität bieten, so Bergmann Argument.

Kritisch sieht der Leiter der Schwabacher Klinik auch die Ausrichtung der Bertelsmann-Studie: "Die regionalen Besonderheiten wurden dabei überhaupt nicht berücksichtigt." Dass es viele kleinere Krankenhäuser zunehmend schwerer haben werden, davon ist er aber überzeugt. Vor allem das fehlende Personal mache Krankenhäusern zu schaffen. Eine Reduzierung der Anzahl an Kliniken würde das aber nur für kurze Zeit verbessern, meint er.

Thürauf kommt zu einem ähnlichen Schluss: Auch er sieht, dass es viele kleinere Krankenhäuser zunehmend schwer haben. "Aber ob diese radikale Schlussfolgerung zahlreiche Kliniken zu schließen, richtig ist, stelle ich in Frage."

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