Thalmässing: Entdeckertour im Fundreich

7.6.2020, 08:00 Uhr
Thalmässing: Entdeckertour im Fundreich

© Foto: Eva Schultheiß

Durch Zäune sind sie voneinander getrennt, die thematisch eingerichteen "Räume", die das Leben unserer Altvorderen mithilfe großer Hintergrundpanoramen und Repliken von Werkzeugen, Geräten oder Schmuck anschaulich darstellen.

In der Station "Kleider machen Leute" erfährt man etwa, dass sich Stoffe meist nur stückchenweise über die Jahrhunderte erhalten haben. Und dennoch lässt sich daran ablesen, wie die Menschen von einst gewandet waren – nämlich alles andere als einheitlich. Vielmehr bestimmten Region, persönliche Vorlieben und die Mode das Outfit.

Bei "Kunst kommt von Können" rücken zusätzlich Handwerk und Handel in den Fokus: Flechterei, Bronzeguss oder die Glasperlenherstellung.

Getragen wurde die Kleidung übrigens "bis sie vom Leibe fällt" – so wertvoll war sie. Schließlich musste dazu erst Garn angebaut werden wie Flachs fürs Leinengewand. Oder es galt, sich Schafe zu halten.

Die Fasern mussten jeweils mit der Handspindel versponnen, dann gefärbt und zu Stoff gewebt werden. Wichtig war auch die Feldarbeit, denn "Wer ernten will, muss säen". Ohne das ganze Jahr am Hof zu arbeiten, konnte man nicht überleben.

Das Grundnahrungsmittel Getreide musste gesät, von Unkraut freigehalten, geerntet und gelagert werden. Es gab Emmer, Einkorn, Dinkel, Weizen, Gerste, Hafer und Roggen. Wichtig waren ferner Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen und Bohnen als wichtigste Eiweißquelle. Nicht zu vergessen: die Faserpflanzen Flachs und Hanf.

Auch Tiere wurden im Bajuwarendorf gehalten. Motto: "Eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe". Nutztiere wie Pferd, Rind, Schaf, Schwein, Ziege, Ente, Gans, Huhn und Hund züchtete der Mensch aus Wildtieren, was freilich ein zeitlang gedauert hat. Gehalten wurden sie als Fleisch-, Milch- und Woll-Lieferanten und zwecks Eiproduktion. Andere waren wichtig als Zug- und Tragiere oder Wächter.

Nach dem Schlachten wurde natürlich das gesamte Vieh verwertet: Fett für Schmalz und Talg, Häute für Leder, Sehen oder Schnüre und Knochen für Griffe, Nadeln, Schmuck.

Blickfang der Ausstellung ist sicher die Inszenierung eines Hausraums. Eingerichtet ist er mit einfachen Holzmöbeln, die veranschaulichen, wie man in der Bajuwarenzeit vor rund 1500 Jahren lebte.

Erarbeitet hat die Sonderausstellung das Römer- und Bajuwarenmuseum Kipfenberg, wo die Schau im vergangenen Jahr zu sehen war, bevor sie nach Thalmässing wanderte. Schließlich lebten auch hier die Bajuwaren. Teile ihres Friedhofs wurden beim Bau der Gredl-Bahnlinie 1887 ausgegraben. Entsprechende Funde sind im Museum zu bewundern. Und wer den originalgetreuen Nachbau eines Hauses aus der Bajuwarenzeit besuchen will, kann das im Geschichtsdorf Landersdorf tun, das jederzeit frei zugänglich ist.

InfoBesucht werden kann die Sonderausstellung bis Ende Oktober, Dienstag bis Sonntag und feiertags, 10 bis 12 und 13 bis 16 Uhr.

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