Trapez-Kunststücke für den Live-Stream

2.8.2020, 15:12 Uhr
Trapez-Kunststücke für den Live-Stream

© Foto: Tobias Tschapka

Der Kreisjugendring Roth (KJR) lud Ferienkinder aus dem ganzen Landkreis dazu ein, eine spannende Zirkusvorstellung einzustudieren. Bei der Premiere im vergangenen Jahr lautete das Motto "Zauber der Farben", diesmal ging es gemeinsam auf "Die magische Insel".

Es dauerte im Vorfeld gar nicht lange, da waren alle 40 Plätze ausgebucht. Für Verpflegung wurde gesorgt, auch für ausreichend Getränke, denn es wurde angesichts der Wetterlage ein sehr "heißer" Zirkus. Kinder mit Ferienpass zahlten eine reduzierte Teilnahmegebühr.

Lange stand es auf der Kippe, ob dieser Ferienspaß für Kinder ab neun Jahren wegen der Corona-Pandemie überhaupt stattfinden darf. Aber letztendlich wurde das Hygienekonzept bewilligt, wenngleich doch vieles anders war als 2019. So wurde bei diesem "Corona-Circus" auf akrobatische Kunststücke wie etwa Menschenpyramiden verzichtet, das ließen die Abstandsregeln nicht zu.

Übungen, in denen man sich näher kam, durften nur Geschwisterkinder oder Kinder, die auch sonst privaten Kontakt zueinander haben, durchführen. Die vier erwachsenen Workshopleiter vom "Circus Courage" aus Feucht (ein Projekt-Zirkus, der sich auf die Arbeit mit Kindern spezialisiert hat) trugen immer Mundschutz, und auch für die Kinder galt dies, wenn sie sich zu Besprechungen oder zum Essen zusammenfanden. "Schließlich mussten wir schweren Herzens auch auf die beiden ursprünglich geplanten Vorführungen vor den Eltern verzichten", seufzt die verantwortliche KJR-Jugendpflegerin Anja Völkl. "Stattdessen streamten wir die einzige Vorstellung am Freitagabend live in die Wohnzimmer der Angehörigen". Eigentlich war für Samstag eine zweite Vorstellung geplant.

Aber die rund zweistündige Vorstellung im großen Zelt hatte es in sich, denn die Mädchen und Jungen waren trotz der heißen Temperaturen während der Wwoche voll motiviert, eine tolle Show in der Manege zu präsentieren. Sie arbeiteten in zwölf verschiedenen Workshops und studierten Kunststücke auf dem Trapez, dem Drahtseil, einem Luftring, mit brennenden Pois und Keulen oder auf einem Fakir-Nagelbrett ein.

Der Theaterworkshop sorgte zu Beginn und am Ende der Vorstellung für die Rahmenhandlung auf der "magischen Insel". Auf dieser hatte vor langer Zeit ein König sechs Töchter, drei im Zeichen des Feuers, drei im Zeichen des Eises geboren. Als es um das Erbe des Königreiches ging, fielen die Schwestern in einen erbitterten Streit, und vor Gram verwandelte sich der König zu Stein. Aus dessen Krone brachen zwölf Kristalle heraus, die symbolisch für jede der Darbietungen in der Manege standen. Am Ende der Vorstellung versöhnten sich die Schwestern, der König "entsteinerte" sich, und im Königreich wurde ein großes Fest gefeiert.

Das große Fest für das gesamte Zirkus-Ensemble, das ursprünglich geplant war, fiel coronabedingt leider aus. Dafür gab es als "Trostpflaster" für alle, die Zirkusluft geschnuppert hatten, eine Geschenktüte, ein Erinnerungsfoto und einen Link, auf dem sie sich ihre Vorstellung herunterladen konnten.

In der Woche waren bei allen Beteiligten Flexibilität und Ideenreichtum gefragt, um nicht nur die Vorstellung, sondern auch das Hygienekonzept umzusetzen. "Zum Beispiel löste sich das Band, das um das Trapez geschlungen war, vom ständigen Desinfizieren ab, und oft mussten die Anweisungen der Betreuer wiederholt werden, weil man sie wegen ihres Mundschutzes nicht gut verstand", so Völkl.

Außerdem endete die Zirkuswoche für fünf Kinder vorzeitig. Sie zeigten leichte Erkältungssymptome und mussten ihr Training abbrechen, denn die Hygienevorschriften ließen einen weiteren Aufenthalt nicht zu. "Da gab es viele Tränen", bedauerte Völkl den Ausschluss. Wenngleich die Corona-Auflagen die Durchführung des Zirkus erschwert hatten, so war Anja Völkl – wie alle kleinen Artistinnen und Artisten – doch sehr froh, dass er überhaupt hatte stattfinden können.

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