Urgestein Günter Buske hört als Wettkampfleiter auf

4.7.2019, 15:00 Uhr
Kaum zu glauben: Am Wettkampftag selbst war Günter Buske (Mitte) als Wettkampfleiter "Radstrecke" fast nie selbst am Course.

© Claudia Weinig Kaum zu glauben: Am Wettkampftag selbst war Günter Buske (Mitte) als Wettkampfleiter "Radstrecke" fast nie selbst am Course.

Buskes Interesse war geweckt. Das war Anfang der 2000er Jahre. Wenn der Challenge 2019 am Sonntag mit dem Feuerwerk endet, dann endet auch für Buske nach über eineinhalb Jahrzehnten als "Macher" der Radstrecke ein sportliches Kapitel, das mit dem Geplauder an der Abiturfeier einst begonnen hatte.

Eine Zeit, in der der heute 72-Jährige den Challenge wachsen sah und ihn als Wettkampfleiter "Rad" begleitete – vom existenziell bedrohten Wettkampf in den ersten Jahren nach der Rother-Ironman-Ära bis hin zum heutigen Großereignis mit Athleten aus über 80 Ländern dieser Welt.

Besser werden ist das Credo

In all den Jahren seit seinem Challenge-Einstieg im Jahr 2004 hatte Günter Buske mit Herzblut, Sachverstand und kritischem Blick im Sommer für Wochen (fast) nichts anderes im Kopf als das Management der Radstrecke. In diesem Jahr geht er als Organisator selbst auf die "Finishline". "Ich finde, es ist an der Zeit, Jüngere ran zu lassen. Mit neuen Ideen. Wenn man einen Job wie diesen zu lange macht, dann fehlen Neuerungen und vielleicht auch dieses Maß an Begeisterung, das es dafür braucht, jedes Jahr aufs Neue zu versuchen, immer ein Stückchen besser zu werden", sagt Buske.

"Besser werden". Es war das Credo des ehemaligen Bundeswehr-Hubschrauberpiloten, den der Beruf Ende der 80er Jahre vom niedersächsischen Celle ins mittelfränkische Roth gebracht hatte. Noch immer hat sich kein fränkischer Zungenschlag eingeschlichen, wenn er erzählt, wie der Challenge im Allgemeinen und die Organisation der Radstrecke im Speziellen im Lauf der Zeit größer und professioneller wurden.

Anhand von Zahlen, ordentlich festgehalten in einem Ordner, kann Buske die Dimensionen umreißen: Waren es in den Anfangsjahren um die 1500 Pedaleure, die an seinem Radstrecken-Team vorbei fuhren, sind es mittlerweile um die 3500. Musste einst normalerweise zur Wasserversorgung ein Hydrant genügen, um Trinkflaschen – 24.000 sind es allein in diesem Jahr – auszuwaschen und Isogetränke zuzubereiten, werden jetzt auch Tankwagen bereitgestellt; in Eysölden beispielsweise werden heuer zwei 5000-Liter Tanks vorgehalten. Denn "eines darf an einer Rad-Versorgungsstation nie ausgehen: Wasser", betont Buske. Reichten einst etwa 40 Helfer pro Versorgungsstation – fünf gibt es entlang des 180 km-Radkurses – sind es jetzt fast 100. Pro Station; eingeteilt in zwei Schichten.

Gute Sache für die Region

Sie in jedem Jahr "rekrutieren" zu können sei alles andere als ein Selbstläufer. Buske: "Wie in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen auch, ist es nicht mehr selbstverständlich, sich ehrenamtlich für eine gute Sache zu engagieren. Und ich bin der Meinung: Der Challenge ist eine gute Sache für die gesamte Region. Wenn jemand von außerhalb Roth kennt, dann doch über den Triathlon," sagt der Pfaffenhofener.

Also hat er in seinem Wettkampfleiter-Job nicht nur die Hauptakteure, sondern im selben Maß auch die Helfer im Blick. Aus Überzeugung. "Denn ohne die Helfer geht gar nichts. Mit ihnen steht und fällt der gesamte Wettkampf", stellt der Pensionist fest. Also stehen auf seiner "Bestell-Liste" für die Versorgungsstationen nicht nur Wassertanks, Trinkflaschen, Gels, Riegel und Iso-Pulver, sondern auch Dinge wie Sonnenschutzcreme oder Apfelschorle, "weil schließlich nicht jeder Helfer diese Iso-Getränke mag, auf die ein Athlet keinesfalls verzichten kann."

E-Bike statt Rennrad

Fast nicht zu glauben ist die Tatsache, dass Buske selbst so gut wie noch nie Rennrad gefahren ist. "Ich habe vor Jahren mal das von meinem Sohn Gerrit ausprobiert, er ist ein ganz guter Triathlet. Über ihn bin ich eigentlich erst auf diesen Sport aufmerksam geworden." "Triathlon finde ich faszinierend. Wollte ich aber nie machen", winkt der drahtige Senior lässig ab. "Zu zeitaufwändig."

Ebenfalls kaum zu glauben: Am Wettkampftag selbst war Buske als Wettkampfleiter "Radstrecke" mit wenigen Ausnahmen nie selbst am Course. Der Grund: Buske hatte ziemlich schnell in seiner Anfangszeit als Wettkampfleiter gemerkt, wie wichtig es ist, eine kommunikative Brücke zwischen ordnender Polizei und Athleten "mit Tunnelblick" samt sich sorgenden Betreuern zu haben.

Also saß er, während sein Team die Versorgungsstellen managte, in der Rother Polizeidienststelle; koordinierte von dort aus nötige Bring- und Holdienste für Athleten, die aufgeben mussten; vermittelte zwischen dem einzelnen Versorgungsstellen und leitete Sicherheitsinformationen aus erster Hand direkt weiter.

Damit nicht genug: Als Hubschrauberpilot beherrscht Buske Englisch fließend. Nur wenige Jahre nach seinem "Amtsantritt" als Radstrecken-Koordinator moderierte er über all seine Challenge-Jahre hinweg die Wettkampfbesprechung in Deutsch und Englisch; für die französische Variante akquirierte er eine Nachbarin – auch das ein Prinzip des "Challenge": irgendjemand kennt immer jemanden, der etwas kann, was gerade gebraucht wird. So wie Anfang der 2000er Jahre, als die Abiturienten-Familien Walchshöfer und Buske an einem Tisch saßen und über den Triathlon ins Gespräch kamen.

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