Verkaufsstart im Einzelhandel: Vorsichtiger Blick durch die Ladentür

9.3.2021, 06:00 Uhr
Verkaufsstart im Einzelhandel: Vorsichtiger Blick durch die Ladentür

© Foto: Yevheniia Frömter

"Es bedarf einer gewissen Anlaufzeit, bis alles wieder normal verläuft", ist sich Goldschmiedemeisterin Christina Jaeschke sicher. "Die Leute haben Angst, Geld auszugeben – keiner weiß, was noch bevorsteht." Telefonische Terminabsprachen hätten sich in den vergangenen Wochen bewährt. Problematisch sei dabei gewesen, dass Jaeschke keine Kundschaft in den Laden lassen durfte. Viele Leute hätten sich an den Telefonservice gewöhnt, deshalb herrsche nun "tote Hose". Für die Zukunft bliebe nichts anderes übrig, als vermehrt zu werben. "Ich schiebe wirklich Panik, dass es zu einer weiteren Schließung kommt und kann nur hoffen, dass meine Kunden ihren Weg wieder zu mir finden."

Eher vorsichtig wagt sich Kim Steiner von der Boutique "Chiceria" ins Rennen. "Wir machen erst am Dienstag auf – sicher ist sicher." Noch arbeite sie Terminansprachen ab: "Und das Telefon brennt." Dennoch sei Steiner sehr froh, dass der Einzelhandel wieder öffnen darf. Sorgen mache sie sich allerdings darüber, ob so schnell überhaupt wieder Leben in den Laden kommt: "Die Menschen trauen sich nicht zu kommen. Ich selbst bin unsicher, wie ich weiter vorgehe."

Anders bei der Buchhandlung Genniges. "Die Leute sind nicht so ausgehungert, wie es scheint", berichtet Margarete Cloppenburg. Sie habe den Eindruck eines "normalen" Montagmorgens. Es ist aber schön, wieder Kunden im Laden empfangen zu dürfen." Die ersten Bücherwürmer standen bereits kurz vor Ladenöffnung am Eingang: "Es wird gestöbert und es besteht wieder die Möglichkeit, in die Bücher zu sehen. Das ist gut und darüber freuen wir uns."

Verkaufsstart im Einzelhandel: Vorsichtiger Blick durch die Ladentür

© Foto: Yevheniia Frömter

Der Terminkalender von Christine Fiedler von "Dessous & Du" ist ebenfalls voll. Darüber hinaus sei die Kundenfrequenz normal und es gebe "gut zu tun". Fiedler denke bereits jetzt über weitere Schritte nach: "Wir vergeben weiterhin Termine, sollten wir wieder schließen müssen – dann sind wenigstens diese sicher". Optimal sei diese Arbeitsweise nicht: "Die Situation ist verwirrend. Wie soll ich da ein Geschäft führen?" Von ihren Kunden wisse sie, dass der Wunsch nach "Shopping" bestehe: "Die Leute wollen Neues."

Die Wiedereröffnung beim Schuhhaus Heyder ist "gut angelaufen". Auf lange Warteschlangen musste Geschäftsführer Uwe Heyder dennoch verzichten. Aber: "Ich merke, die Leute wollen aus ihren Winterstiefeln raus." Kinderschuhe seien darüber hinaus mehr als gefragt. Der Vormittag verlief bei Heyder moderat: "Für den Nachmittag haben sich viele angemeldet – mit einem entsprechenden Termin."

Verkaufsstart im Einzelhandel: Vorsichtiger Blick durch die Ladentür

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Sehr zufrieden über den neuen Anlauf zeigt sich Nina Seidel von der Ganzmann GmbH: "Die Bude ist voll." Ihre Kundschaft sei "willig zu kommen" und das Geschäft – insbesondere mit Passbildern – liefe gut an: "Es herrscht weiterhin große Unsicherheit und jeder fragt weiterhin nach Terminen." Viele Nachrichten habe Renate Metzger "über Nacht" von ihrer Kundschaft bekommen: "Es besteht Interesse und große Freude, viele haben sich bereits zum Einkaufen angemeldet."

"Wir sind heilfroh darüber, endlich wieder im Laden bedienen zu dürfen, als ständig vor der Ladentür", erklärt Christa Müller. Es sei viel schöner, die Kunden wieder im Fahrradgeschäft begrüßen zu dürfen. Bis zuletzt hätten die Müllers allerdings Zweifel gehabt, ob aufgrund der aktuellen Werte überhaupt eine Öffnung möglich sei. "Es ist nun ein erster Schritt, doch es ist stressig – ein regelrechter Kampf."

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