Von der Bühne heim nach Roth

7.12.2020, 05:34 Uhr
Von der Bühne heim nach Roth

© Foto: Yevheniia Frömter

Die Schauspielerei war für Tobias Kilian schon immer das "große Ding". Talent habe er bereits beim Rother Carneval Verein im zarten Kindergartenalter bewiesen. Und zwar als Büttenredner: "Die Leute haben sich über mich kaputtgelacht."

Kein Wunder also, dass ein Lehrer kurz vor Kilians Abitur das vorhandene Potential erkannte und es förderte.

Im Ohnsorg-Theater in Nürnberg kam es zu ersten Auftritten, nachdem sein Mentor dort angerufen habe: "Schaut euch den Typen mal an, der kann was."

In die Vollen konnte er jedoch noch nicht gehen: "Der Zivildienst beim Auhof stand an." Eine Zeit, die er keinesfalls missen möchte und die ihm unlängst einen unerwarteten "Neustart" ermöglichte.

Danach drückte Kilian in Erlangen erneut die Schulbank: "Ich habe Theaterwissenschaft und Germanistik studiert." Die unterschiedlichsten Rollen folgten: "Von Frauen bis hin zu Verrückten mimte ich so ziemlich alles. Sogar Plattdeutsch habe ich hierfür gelernt."

Immer mehr musste er sich allerdings von "seinem Roth" distanzieren. Engagements in Italien und Russland ließen Kilian um die Welt ziehen.

Auf dem Schiff daheim

Sogar auf einem Kreuzfahrtschiff schipperte er dafür monatelang durchs Mittelmeer - bis hin nach Dubai, um die Passagiere bei Laune zu halten. Hamburg und Berlin seien über viele Jahre seine Heimat gewesen.

Erfolgreich im "Business" sah man den Vollblut-Rother auch hin und wieder im Fernsehen. "Ich habe gut verdient und stand im Rampenlicht." Ein Hochschulstudium ließ ihn schließlich zum "Diplom- und Berufsschauspieler" aufsteigen. "Ich wollte etwas von der Welt sehen und zog hinaus – obwohl ich unser Frankenland sehr liebe." Selbst eine Rolle in der Fernsehserie "Dahoam is Dahoam" lehnte er ab, um in Hamburg auftreten zu können. Aber trotz steiler Karriere fehlte Kilian etwas: "Einfach mal über den Rothgrund schlendern oder am Marktplatz nachsehen, was so abgeht." Bei Familienbesuchen geriet er regelrecht in "nostalgische Flashbacks".

Kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie stand er in Wolfsburg zum letzten Mal auf der Bühne – als "Zauberer von Oz".

"Ich freute mich schon auf eine weitere Produktion, die aber schließlich Corona zum Opfer fallen musste." Auch eine "szenische Lesung" stand für dieses Jahr auf der Agenda: "Dadurch gingen mir Einnahmen in Höhe von 8000 Euro flöten."

Von anderen Schauspielern habe er schnell erfahren müssen, dass es schwierig sei, sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten zu können: "Die Angst in mir war groß."

Bis dahin lebte Kilian in Hamburg. Aber: "Die Lebenserhaltungskosten dort hätten mich erdrückt." Auf staatliche Hilfen wollte er allerdings nicht zurückgreifen.

"Ich packte die Gelegenheit beim Schopf und kehrte nach Roth zurück." Als Schauspieler sah er keine Perspektive mehr – eine berufliche Umorientierung sei unumgänglich gewesen: "Mein erster Gedanke war, als Zugführer die Gredl zu fahren", lacht Kilian mit ernstem Unterton: "Meine Bewerbung wurde leider abgelehnt." Plötzlich sei alles "Schlag auf Schlag" gegangen: "Ich erinnerte mich an meine Zivi-Zeit und wie sehr mir diese Beschäftigung gefallen hat. Ich hatte Erfolg und wurde wieder angestellt."

Seit Monaten kümmert sich der ehemalige Berufsschauspieler nun um Menschen mit Behinderung. Das Schönste für Kilian ist aber, wieder "daham" sein zu dürfen: "Natürlich möchte ich mich nun in das aktuelle Stadtgeschehen aktiv einbringen."

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