Von der Nixe im Weiher zum Gespenst Joseph

3.11.2019, 14:35 Uhr
Von der Nixe im Weiher zum Gespenst Joseph

© Foto: Tobias Tschapka

Eigentlich sollte diese Premiere der besonders gruseligen Art auf 20 Kinder begrenzt sein, aber der Andrang war so groß, dass sich die Veranstalter entschlossen haben, diese Beschränkung aufzuheben. Und so wurden aus 20 Kindern samt Eltern nun 50 Kinder plus, die sich in die aufkommende Dunkelheit zu markanten Stellen der Burgstadt auf den Weg machten, an denen es spuken soll. Das zumindest versprach Franka Elsbett-Klumpers in Gestalt einer Burgmagd, unter deren Leitung der Grusel-Spaziergang durch Hilpoltstein durchgeführt wurde.

"Aufgrund der vielen Leute habe ich mich ganz unmittelalterlich mit einem Mikrophon ausgestattet", entschuldigte sich Elsbett-Klumpers, deren Erscheinen, von ihrem modernen Headset abgesehen, an längst vergangene Zeiten erinnerte. Sie freute sich, dass sie so viele Hexen, Monster und Gespenster vor sich habe. "Und Gerippe!", rief ein Mädchen, das sich als Skelett verkleidet hatte.

Von der Nixe im Weiher zum Gespenst Joseph

© Foto: Tobias Tschapka

Ob denn ein Kind für alle Fälle einen Schutzzauber wüsste, sollten sie in den nächsten eineinhalb Stunden einem Gespenst über den Weg laufen, fragte sie. "Ene mene großes Haus, du wirst zu einer kleinen Maus!" wusste ein Junge, und Elsbett-Klumpers versprach, sich diesen Spruch für den Notfall zu merken. Sie selber trug eine Laterne, die immer, wenn ein Geist oder ein Gespenst in der Nähe sein sollte, geheimnisvoll zu leuchten begann. Und mehr als einmal sollte sie mit ihrem fahlen Licht aufgerissene Kinderaugen erhellen…

Zum ersten unheimlichen Ort musste die Gruppe gar nicht weit laufen, sondern nur über die Straße blicken. Denn dort steht seit Jahrhunderten das legendäre Brunnenmännla, welches, wenn man genau aufpasst, des Öfteren seine Blickrichtung ändern soll. "Vor langer Zeit wollte ein Wanderer unerlaubt aus dem Brunnen Wasser schöpfen, da sprang das Männla zornig von seinem Platz herab, und stach dem Mann mit seiner spitzen Lanze in die Schulter", berichtete die Burgmagd mit rollenden Augen. Auch heute noch soll es hin und wieder den Passanten etwas zuflüstern. An diesem Abend hörte man jedoch nichts - was vielleicht aber auch am lauten Feierabendverkehr lag.

Männer folgten der Nixe

Weiter ging es dann zum Stadtweiher, in dem eine Nixe leben soll, die es auf junge Männer abgesehen hat. "Auf den Tag genau vor 100 Jahren sind ganz viele Hilpoltsteiner Männer dem Gesang der Nixe in den Weiher gefolgt, und wurden seitdem nie wieder gesehen…", berichtet die Führerin. Damit das an diesen Abend nicht wieder geschieht, hatte sie eine Idee: "Nixen können Knistern nicht leiden, daher könnt ihr euch bei mir ein Tütchen mit Gummibärchen holen, mit der ihr ordentlich knistern könnt". Das ließen sich die Kinder nicht zweimal sagen, und knisterten (und futterten) drauf los, so dass die Nixe, sollte sie in der Nähe gewesen sein, auf ihre unheilvolle Gesangeinlage freiwillig verzichtete.

Auch für das Gespenst Joseph, welches im und um das Jahrsdorfer Haus geistern soll, hatte die Burgmagd einen Schutzzauber dabei: kleine weiße Steinchen, die Joseph nicht zu überschreiten vermag. Grund seiner Spukerei ist dessen Ärger über den unglücklichen Umstand, dass er trotz seines ausdrücklichen Wunsches in der von ihm offenbar nicht sonderlich geschätzten Familiengruft, und nicht auf einem normalen Friedhof beerdigt wurde.

Auch auf dem Schlossbuck soll es spuken. Dort sucht die "Weiße Frau", eine ehemalige Gräfin, noch immer nach ihrem geliebten Ritter, der bei einem Turnier sein Leben verlor, weswegen sie sich voller Gram vom Burgturm gestürzt haben soll. Ein "langstieliges, blauleuchtendes Kraut" soll sie besänftigen, und wie es der Zufall wollte, hatte die Burgmagd jede Menge Lavendel in ihrem Korb, was die Kinder auf dem Schlossbuck verteilten – gegen manche Geister ist eben doch ein Kraut gewachsen.

Oben vor der Burg berichtete Elsbett-Klumpers noch von einer geheimen Kammer im Gemäuer, in der, von flammenden Zeichen begleitet, schon der eine oder andere Wanderer auf Nimmerwiedersehen verschwunden sein soll. Und in der Burg erzählte sie abschließend die Geschichte vom legendären Hilpoltsteiner Drachen, der auf Geheiß eines mit dem Teufel verbündeten Burgvogts die Burg bewachte. Wegen dessen feuerspeienden Atems sei die Burg einmal fast bis auf die Grundmauern abgebrannt.

Damit endete die erste Hilpoltsteiner Halloween-Führung, und vermutlich dauerte der Nachhauseweg der vielen kleinen Geister, Gespenster, Hexen und Skelette ein bisschen länger als normal. Denn in dieser ganz besonderen Nacht standen noch viele, viele "Hausbesuche" an – "Süßes oder Saures!"

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