„Vorzeigeprojekt“ gerät in die Mühlen des Denkmalamtes

8.9.2016, 18:12 Uhr
„Vorzeigeprojekt“ gerät in die Mühlen des Denkmalamtes

© Foto: Gsänger

Dass die schon seit Jahrzehnten leer stehende Bäckerei Meier am Marktplatz 6 gleich neben der Raiffeisenbank saniert werden soll, hatte der Gemeinderat bereits im vergangenen Dezember entschieden. Im Frühjahr nun legte das Nürnberger Architekturbüro bss, das auch für das Gesamtkonzept des nördlichen Marktplatzes verantwortlich ist, die Genehmigungsplanung vor.

Über die künftige Nutzung des Ladens und der Backstube im Erdgeschoss des historischen Gebäudes sind sich die Ratsmitglieder zwar noch nicht einig, für die beiden Obergeschosse jedenfalls sind vier Wohnungen vorgesehen. Das Projekt soll insgesamt ein „Vorzeigeprojekt“ im Marktplatzbereich werden, der ebenfalls umgestaltet wird. „In ein lange leer stehendes Haus soll wieder Leben einziehen“, argumentierte der Gemeinderat in der April-Sitzung und schickte die Genehmigungsplanung auf den Weg.

Kurz darauf teilte das Landesamt für Denkmalpflege mit, dass das Gebäude in die Bayerische Denkmalliste (Teil A) aufgenommen wurde. Mitte August fand daraufhin ein Gespräch mit Vertretern der Denkmalpflege statt, um die rasche Sanierung mit den Belangen des Denkmalschutzes abzustimmen.

Was dann der Gemeinde mitgeteilt wurde, war wie ein Hammerschlag: Der geplante Raumzuschnitt wurde nicht anerkannt. Ferner sollen die vorhandenen Wände, soweit wie möglich, erhalten werden. Bei den Dachgauben soll zudem eine durchgehende Schleppgaube, als Anlehnung an die früheren Hopfenläden, zur Ausführung kommen. Fazit: „Eine Baugenehmigung nach unseren Vorstellungen sieht anders aus“, hieß es im Gemeinderat.

Diese Kurzinformation – ein ausführlicher Bericht wird nachgereicht – erntete reihum Kopfschütteln im Ratsgremium. CSU-Fraktionssprecher Friedrich Kolb: „Wir wollten aus dem alten Gebäude ein Schmuckstück machen und im Inneren moderne Wohnungszuschnitte ausgestalten, und jetzt soll alles Makulatur sein?“ „Derartige Raumzuschnitte, wie sie uns jetzt auferlegt werden, kann man künftigen Mietern nicht anbieten, auch nicht im sozialen Wohnungsbau“, schimpfte zudem Christian Bimmüller (CSU).

Dr. Matthias Radelmaier (Grüne) sprach dem Landesamt ab, von der Geschichte des Hauses überhaupt eine Ahnung zu haben und führte an, dass dieses Gebäude nie Schleppgauben hatte, wie jedoch gefordert werde.

Volker Straubinger (CSU) betonte, er habe das Gefühl, der Gemeinderat solle hier vorgeführt werden. Ziel der Gemeinde sei es gewesen, mit dem Bauvorhaben den Anfang der Ortskernsanierung zu setzen und mit diesem Beispiel weitere Hausbesitzer zu motivieren, ebenfalls zu investieren. „So aber kann dies nicht gelingen“, erregte er sich und verlangte die schriftliche Stellungnahme des Landesamtes. „Diese wird nachgereicht, sobald sie vorliegt“, entgegnete Sitzungsleiter Georg Schiffermüller, der die Entscheidung des Landesamtes ebenfalls nicht nachvollziehen konnte.

Ein Beschluss war jedoch nicht zu fassen. Die Haltung der Landesamtes diente lediglich einer ersten Information. Der Tenor im Gemeinderat war dennoch eindeutig: „Gegen diese Stellungnahme werden wir uns wehren.“

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